Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 390† Weikersheim, Schloß (1608)

Beschreibung

Badischer Orden im Besitz des Grafen Georg Friedrich von Hohenlohe, nach Angabe eines Weikersheimer Inventars vom Juni 1609 verliehen durch den Markgrafen Georg Friedrich von Baden(‑Durlach) und Hachberg. Das Ordenskleinod befand sich an einem „grünen daffatin Bendelein“ und trug eine Aufschrift. Eine nähere Beschreibung wird nicht gegeben1.

Wortlaut nach dem Inventar von 1609.

Schriftart(en): Kapitalis.

  1. CONCORDIA AETERNAa)

Übersetzung:

Ewige Eintracht.

Kommentar

Die Angaben des Inventars reichen aus, um den Orden zu identifizieren. Es handelt sich um den von Markgraf Ernst Friedrich von Baden-Durlach 1584 gestifteten „Orden der blauen Binde“2, der nach Ernst Friedrichs Tod von dessen Bruder Georg Friedrich weitergeführt und nach einer Änderung der Ordensstatuten am 30. August 1608 in den „Orden zur goldenen Klippe“ umgewandelt wurde. Das bisherige namengebende blaue Ordensband wurde durch ein grünes ersetzt. Das Kleinod bestand aus einem gekrönten und von einem Lorbeerkranz umgebenen Herzen, das mit Treuhänden belegt war und von dem fünf Pfeile ausgingen. Eine der Ordensdevisen lautete: Concordia res parvae crescunt, discordia maximae dilabuntur (durch Eintracht werden kleine Dinge groß, durch Zwietracht gehen die größten zugrunde)3. Die Concordia-aeterna-Inschrift auf dem Ordenskleinod, wie sie durch das Weikersheimer Exemplar überliefert ist, wird auch in den Statuten erwähnt4; sie befand sich demnach auf dem Reif der Krone. Neben zahlreichen protestantischen Fürsten und Grafen gehörten auch Graf Georg Friedrich von Hohenlohe und sein jüngerer Namensvetter aus der Waldenburger Linie (zu Schillingsfürst)5 zu den Unterzeichnern der neuen Ordensstatuten. Unübersehbar ist der Zusammenhang zwischen dem badischen Orden und der protestantischen Union von 1608. Die Verleihung der neuen Ordensabzeichen durch Markgraf Georg Friedrich erfolgte sicherlich anläßlich der Statutenunterzeichnung.

Textkritischer Apparat

  1. Die Inschrift ist im Inventar in Minuskeln wiedergegeben; die Zeichnung des Ordenskleinods in den Ordensstatuten (vgl. Anm. 4) zeigt jedoch, daß die Inschrift in Kapitalis ausgeführt war.

Anmerkungen

  1. Nach einem Weikersheimer „Verzeichnus was den 24. Octobris Ao. 617 an … Kleynodien, Ringen vnnd anderm eingemacht vnd mit nach Praag genomben worden“ (HZAN, Archiv Langenburg, Nachl. Georg Friedrich I. 3. Bü 16) nahm Graf Georg Friedrich den „Durlachischen Orden“ 1617 bei seiner Abreise nach Böhmen mit.
  2. Alles Folgende nach Nachrichten über die ältesten Ordens-Stiftungen der Markgrafen von Baden im XVI. und XVII. Jahrhundert, in: Badischer Militär-Almanach 4 (1857) 31–37.
  3. Sallust, bellum Jugurthinum X,6. Die Devise ist inschriftlich ausgeführt auf dem Degen des Markgrafen Georg Friedrich; vgl. DI 20 (Karlsruhe) nr. 380.
  4. GLA Karlsruhe 47/1640, p. 8; eine Abbildung der Klippe ebd. p. 47, 56. Für Recherchen danke ich Herrn cand. phil. Lars Adler, Heidelberg, der sich im Rahmen seiner Magisterarbeit ausführlich mit dem Orden beschäftigt.
  5. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 15f.

Nachweise

  1. Von Ketten, Kleinodien, Orden, Bildtnussen, Armbändern, Ring, Hutschnüren, Knöpfen, Stefften vnnd Andrem, welches alles … den 20. Junij Ao. 609, was noch vorhanden geweßen Jn beisein Jhro Gnaden inventirt vnnd aufgezeichnet worden (HZAN, Archiv Langenburg, Nachl. Georg Friedrich I. 3. Bü 16).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 390† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0039006.