Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 372† Mergentheim, Schloß, Kapelle 1605

Beschreibung

Zwei Büstenreliquiare mit Herstellungsjahr und Wappen des Hochmeisters Erzherzog Maximilian III. von Österreich. 1803 noch vorhanden1, Verbleib unbekannt.

Beschreibung nach Verzeichniß 1803.

I. Reliquiar mit Schädel des hl. Georg, Mitglieds der Thebäischen Legion. Gekrönte Büste, Silber vergoldet, getrieben und mit Edelsteinen besetzt: auf der Krone sechs, auf der Brust zwölf und auf der Einfassung der Unterkante weitere zwölf Steine; auf der Rückseite eingraviert „das teutschmeisterische Kreuz mit dem erzherzogl. österreichischen Wappen“ und Jahreszahl. Das Sockelgestell aus schwarz gebeiztem Holz mit getriebenen Silberapplikationen enthält die Reliquie2. Gewicht: 14 Mark 14 Lot.

  1. 1605

 
Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister) / Österreich.

II. Reliquiar mit Schädel der hl. Jungfrau Justina (wohl eine der Elftausend Jungfrauen). Bekränzte Büste, Silber teilvergoldet, getrieben und mit Edelsteinen besetzt: Kranz mit zwölf halbvergoldeten, im Wechsel mit Diamanten und mit Rubinen besetzten Rosen; um den Hals fünf goldene Rosen, von denen zwei mit je vier Rubinen und einem Diamant besetzt sind; drei gleichartige Rosen auf der Vorderseite der Büste; auf der Rückseite graviert wiederum Wappen und Jahreszahl. Fußgestell wie (I.), darin die Reliquie3. Gewicht: 19 Mark 14 Lot.

  1. 1605

 
Wappen:
Deutscher Orden (Hochmeister) / Österreich.

Kommentar

In der Schloßkapelle befanden sich zwei weitere gleichartige Büstenreliquiare: ein gekröntes mit Schädel des hl. Thebäers Dionysius4 und ein bekränztes mit Schädel der hl. Aurelia5, beide mit Wappen des Hochmeisters Maximilian auf der Rückseite, aber offenbar ohne Jahreszahl. Bei allen vier Reliquiaren ist in dem Inventar ausdrücklich vermerkt: „ohne Namen“, so daß es sich bei den im Genitiv angegebenen Heiligennamen nicht um Inschriften, sondern lediglich um den Reliquien beigegebene handschriftliche Authentiken gehandelt haben dürfte. Die Reliquiare wurden vermutlich speziell für die 1599 im Südtrakt des Mergentheimer Schlosses neu erbaute Kapelle Maximilians angefertigt6.

Anmerkungen

  1. Verzeichniß (wie unten) fol. 5r–6r.
  2. Haupt nebst Granium Sti. Georgii ex societate S. Mauritij; vermutlich der Wortlaut einer (auf Papier oder Pergament geschriebenen?) beigefügten Authentik.
  3. Ste. Justinae Virginis; vermutlich Wortlaut der Authentik; vgl. Anm. 2.
  4. S. Dionisii ex societ. S. Gereonis.
  5. Stae. Aureliae.
  6. Vgl. auch die vier 1605 gefertigten Armreliquiare (nr. 373†) sowie eine silberne Statuette des hl. Leopold mit Reliquien des hl. Alexander, des Anführers der Flotte der Elftausend Jungfrauen (Dudík, Kleinodien 67).

Nachweise

  1. StAL, B 300 Bü 90 (Mergentheim. Verzeichniß der sämtlich vorhandenen Herrschaftlichen Gold- und Silbergeräthschaften, auch anderer Pretiosen, 1803?), fol. 5r–6r.
  2. Dudík, Kleinodien 67 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 372† (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0037205.