Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 342 Frauental (Stadt Creglingen), ehem. Klosterkirche E. 16./A. 17. Jh.

Beschreibung

Grabplatte der Anna Margareta Wagner. Im südlichen Seitenschiff der Unterkirche im Boden. Roter Sandstein. Eingehauene Umschrift (A) zwischen einer breiten äußeren und einer schmalen inneren profilierten Rahmenleiste. Im Feld die Gestalt des kleinen Mädchens in hohem Relief; das betende Kind ist wie eine Erwachsene gekleidet und mit einem Jungfernkranz geschmückt; die Figur ist von einem weiteren Schriftband mit Bibelspruch (B) umrahmt, das oben und unten im Halbkreisbogen verläuft und nach innen abgefast ist; auf der Fase, zu Häupten des Kindes, die auf Inschrift (B) bezogene Bibelstellenangabe (C); im unteren Viertel des Bildfeldes ist die Figur von einer rollwerkgerahmten Schriftkartusche (D) überdeckt, die auch die Inschrift (B) mehrfach unterbricht. Die Begrenzungslinien des Mittelbandes sind bei allen Inschriften vorgeritzt. Bestoßen; die linke obere Ecke und die gesamte Fußleiste fehlen; Fehlstellen durch Zementmörtel grob ergänzt.

Maße: L. (Rest) 102,5, B. 64, Bu. 1,7 (A, B), 1,5 (C), 1,4 cm (D).

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. A

    [. . . . . . . . . . .] Den · 26 · Martij · Vor · 4 · / vhr(n) gege(n) Dag · ist Anna Margaretha Mertaa) Wagnersz verwaltersz · Eheleibl[iche / – – – / . .] Den · 11 · Appril in Gott Seliglich widrumb v(er)schiede(n) der Selle(n) Go[tt . . . . . . . . . .]

  2. B

    [Sind wir denn]b) kinder So Sindt wir auch erben Nemblich Gottes Erbe(n) vnd Miterbe(n) Christi // doch Das wịṛ miṭ Leiden auff // das // wir auch mit zur Herligkeit Erhabe(n) werden1) ·c)

  3. C

    Ṛ[om :] // am · 8 ·

  4. D

    · Thim : 2 · / Das ist Jhe Gewiszlich war / Sterben Wier Mitt · / So werden Wir mit Leben / Dulden wir So werden wir / · mit Hersche(n)2) ·d)

Datum: 5. April, 21. April n. St.

Kommentar

Der typischen Frakturschrift nach wurde die Grabplatte in der Werkstatt des Michel Niklas gefertigt. Auch die Ornamentformen in den Bogenzwickeln des Bildfelds begegnen ganz ähnlich auf weiteren Grabmälern dieser Werkstatt. Der Vater des offenbar im Alter von nur 16 Tagen verstorbenen Mädchens war der markgräflich brandenburgische Verwalter zu Frauental Martin Wagner3. Wagners erste Frau Anna Hiller ist 1594 gestorben und liegt in Frauental begraben (vgl. nrr. 296, 297). Stammt Anna Margareta aus dieser Eheverbindung, müßte die vorliegende Grabplatte vor 1594 angesetzt werden. Es könnte sich freilich auch um ein Kind aus zweiter Ehe handeln, dann wäre eine Entstehung des Grabmals auch noch im frühen 17. Jahrhundert denkbar. Wagners zweite Frau hieß Barbara. Sie starb 1636 und wurde am 6. Juli in der Creglinger Herrgottskapelle „bei dem unteren Altar“ beigesetzt4.

Textkritischer Apparat

  1. So für Martin.
  2. Ergänzung nach dem Text der Lutherbibel.
  3. Bogenhakenkreuz als Trennzeichen zwischen Beginn und Ende der Umschrift.
  4. S-förmiger Schnörkel als Schlußzeichen; vielleicht auch als Kürzungszeichen für (etcetera).

Anmerkungen

  1. Rö 8, 17.
  2. 2 Ti 2, 11–12.
  3. Vgl. dessen Epitaph in Frauental (nr. 297) und die Grabplatte in Creglingen (nr. 444).
  4. Mägerlein 702.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 342 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0034207.