Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 337 Bad Mergentheim, ev. Stadtkirche (ehem. Schloßkirche), Gruft 16. Jh.

Beschreibung

Grabplatte für Andreas von Hohenlohe († 1269). An der Westwand aufgerichtet. Aus der Gruft der 1730 abgerissenen Hofkirche1. Hochrechteckige Sandsteinplatte. Umschrift zwischen Linien; im Feld ein eingeritzter Schild mit Wappenbild in Flachrelief. Fast völlig verwittert, Oberfläche schichtweise abgeplatzt, erheblicher Schriftverlust; großflächige Überabeitungen mit Zement und Textergänzungen durch ungeschickt aufgemalte Schrift – vermutlich bei der „Erneuerung“ der Platte 18542. In der fast gänzlich mit Zement zugeschmierten Kopfzeile sind einige Buchstaben falsch nachgeritzt.

Ergänzungen nach Breitenbach3 und OAB Mergentheim.

Maße: L. 213, B. 102,5, Bu. 5,4 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [ANNO DOMINI MC]CLXIXa) / [OBIIT D]ECIMO CALENDAS MAIIb) · F[RATE]Ṛ [AN]DṚẸ[A]Ṣc) DE [HOEN]LOCHd) / · HVIVS · DO[MVS F]VNDATOṚ / ET [SOLIDAE VIRTVTIS AMATOR CVIVS ANIMA]e) DẸO · [VIVAT]

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1269 starb am 10. vor den Kalenden des Mai (24. April) Bruder Andreas von Hohenlohe, Stifter dieses Hauses und Freund unerschütterlicher Tüchtigkeit. Seine Seele lebe durch Gott!

Wappen:
Hohenlohe.

Kommentar

Die spärlichen Reste der Inschrift lassen eine sehr sorgfältig und gleichmäßig gehauene Kapitalis erkennen. M mit senkrechten Schäften und nur bis zur Zeilenmitte herabreichendem rechtwinkligen Mittelteil hat wie H und N quadratische Proportionen, O ist kreisrund. Regelmäßige Setzung von Worttrennern ist anzunehmen, aber nur mehr teilweise zu belegen. Der Schriftbefund wie auch die Form des Wappenschildes erlauben nur eine grobe Datierung ins 16. Jahrhundert4. Weitgehende paläographische Übereinstimmungen ließen sich einzig bei zwei Grabmälern von 1571 und 1572 in Öhringen (Hohenlohekreis) feststellen5. Wenn es sich um Arbeiten desselben Bildhauers handeln sollte, wäre immerhin ein näherer Zeitansatz für die Mergentheimer Grabplatte gegeben.

Konkreten Anlaß für die Erneuerung des Gedenkens an den Stifter des Deutschordenshauses zu Mergentheim, Andreas von Hohenlohe, dessen ursprüngliche Grabschrift seinerzeit wahrscheinlich noch vorhanden war (vgl. nr. 1†), durch Anfertigung einer neuen Grabplatte dürften, wenn die zeitliche Einordnung zutrifft, eher die umfangreichen, 1568 einsetzenden Baumaßnahmen am Deutschordensschloß, speziell die Renovierung der Burgkapelle um 1580, gegeben haben als der Beginn der Nutzung der Mergentheimer Hofkirche als Grablege der Deutschmeister 1543. Korrekte Textüberlieferung vorausgesetzt, wurden Teile des Formulars der älteren Inschrift übernommen.

Textkritischer Apparat

  1. Von CL nur mehr die unteren Abschnitte zu erkennen; falsch als CE nachgeritzt. ANNO DOMINI MC aufgemalt.
  2. MAII Befund eindeutig trotz Beschädigung der Schrift; Nov. Breitenbach; Schönhuth; Maii OAB Mergentheim.
  3. Von RE[.]S nur mehr die oberen Abschnitte schwach sichtbar.
  4. Hoenloe Breitenbach; Hohenloe Schönhuth; Hoenloch OAB Mergentheim. Der zur Verfügung stehende Platz spricht für die letztere Lesung.
  5. SOLIDAE … AMATOR und MA aufgemalt, dazwischen Bemalung verblaßt. Die ungewöhnliche Formulierung ist in Anlehnung an Inschrift nr. 1† gewählt.

Anmerkungen

  1. Angeblich „bei einer noch in der alten Gruftkapelle vorgenommenen Graböffnung“ aufgefunden; vgl. A. Renz, Aus einer Baurechnung vom Jahre 1599, in: Mergenth. Heimatbll. 3 (1933) Nr. 7, ohne nähere Quellenangabe.
  2. Auf Veranlassung des Fürsten Heinrich von Hohenlohe-Kirchberg; vgl. OAB Mergentheim 364; Ottmar F. H. Schönhuth, Heinrich von Hohenlohe, siebenter Hochmeister des deutschen Ritterordens, in: Zs. d. hist. Vereins f. d. württ. Franken 4 H. 1 (1856) 69–78, hier: 78.
  3. Die Breitenbachsche Fassung liegt offensichtlich den „Lesungen“ Bauers und Schönhuths zugrunde.
  4. Eine Entstehung erst im 18. Jahrhundert (so Schönhuth, Aufstellung des neuen Denkmals 6) ist m. E. ausgeschlossen.
  5. Friedhofskapelle: Grabmäler des Sigmund Siginger (†1571) sowie des Alexander Hohenbucher († 1570) und seiner Frau Elisabeth Siginger († 1572); bei letzterem ist die Form der Wappenschilde der auf der Mergentheimer Grabplatte sehr ähnlich.

Nachweise

  1. StAL, JL 425 Bd. 21 (Slg. Breitenbach) Nr. 1.
  2. StAL, E 258 VI Bü 2518 (Christian Friedrich Bauer, Anhang zur Chronik Mergentheims, um 1836) Schloßkirche 6r.
  3. Bauer, Mergentheimer Miscellen 31.
  4. Schönhuth, Kirchen u. Kapellen 119 (nur erwähnt).
  5. Ders., Aufstellung des neuen Denkmals 6.
  6. OAB Mergentheim 344.
  7. Renz (wie Anm. 1) Nr. 7 (fehlerhaft).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 337 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0033706.