Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 335 Wien, Schatzkammer des Deutschen Ordens 2. H. 16. Jh.

Beschreibung

Schmuckanhänger in Form eines Dyptichons mit den Zehn Geboten in hebräischer Schrift. Aus dem Besitz des Hochmeisters Erzherzog Maximilian III. von Österreich; nach dessen Tod 1619 in den Deutschordensschatz gelangt, dort seit 1632 (Mainau) nachweisbar. Seit 1805 in Wien. Inv.-Nr. K-007. Italienische Arbeit (?). Zwei oben abgerundete in Gold gefaßte Karneol-Täfelchen; die beiden Fassungen durch Scharniere miteinander verbunden, außen eine einfache Verschlußvorrichtung; oben zur Aufhängung zwei Kettchen an einem Ring; unten an beiden Tafeln je eine angehängte Perle. Die linke Perle fehlt, sie war bereits laut Inventar von 1619 (Innsbruck) verloren1. Auf den Karneol-Täfelchen sind die Zehn Gebote in hebräischer Schrift mit Vokalzeichen eingraviert. Das erste Wort der ersten Zeile ist jeweils deutlich vergrößert, der Rest der Zeile dann etwas nach unten versetzt fortgeführt.

Maße: H. (ohne Kette und Perlen) 3,4, (Gesamt) 6,7, B. (offen) 4,5, (geschlossen) 2,2, Bu. 0,1 cm und kleiner.

Schriftart(en): Hebräische Schrift mit Vokalzeichen2.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. / 3)מֵאֶרֶץ מִצְרָיִם מִבֵּית / עֲבָדִים ׃/ b)אֲשֶר השאֵתִיךָ a)אָנׄכִי /יְהוָה / אֱהֶיּךָ/ 4)לֹא יִהְיֶה לְךָ אֱלֹהִים / אֲחֵרִים עַל / פָּנָי/ 5)לא תַעֲשֶה לְךָ פֶסֶל / וְכָל תְמוּנָה ׃/ 6)לא תִשַא אֶת שֶם יְ(הוָה) / אֱלהֶיךָ לַשָוְא ׃// 7)זָכוֹר אֶת יוֹם הַשַׁבָּת / לְקַדְשׁוֹ ׃/ 8)כַּבֵּד / אֶת אָבִיךָ / וְאֶת אׅמֵּךָ ׃9)לֹא תִרְצָחַ ׃/ 10)c)לֹא תִנְאָת/ 11): לֹא תִגְנוֺב/ 12)לֹא תַעְַנֶה בְרֵעֶךָ / עֵד שָׁקֶר ׃/ לֹא תַחֲמֹד בֵּית רֵעֶךָ / לֹא תַחֲמֹד אֵשֶת / רֵעֶךָ וְעַבְדו וַאֲמָתו : / וְשׁוֹרוֹ וַחֲמורו ׃ 13)וְכָל אֲשֶר / לְרֵעֶךּ ׃

Übersetzung:

Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus Ägypten aus dem Sklavenhause herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben. Du sollst dir kein Gottesbild machen, keinerlei Abbild. Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht mißbrauchen. Gedenke des Sabbattags, daß du ihn heiligest. Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren. Du sollst nicht töten. Du sollst nicht ehebrechen. Du sollst nicht stehlen. Du sollst nicht falsches Zeugnis reden wider deinen Nächsten. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Haus. Du sollst nicht begehren deines Nächsten Weib, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgendetwas, was dein Nächster hat.

Textkritischer Apparat

  1. So statt אֱלהֶיךָ.
  2. So statt הוֹצֵאתִיךָ.
  3. So statt תִנְאָף.

Anmerkungen

  1. Vgl. Dudík, Kleinodien 83.
  2. Die Vokalisierung weicht mitunter vom Wortlaut der Hebraica ab. Die Abweichungen werden im Folgenden nicht eigens bezeichnet. Ich danke meinem Heidelberger Kollegen Ilas Bartusch für die gründliche Überprüfung der Transkription und für entscheidende Korrekturen.
  3. Ex 20, 2.
  4. Ex 20, 3.
  5. Ex 20, 4.
  6. Ex 20, 7.
  7. Ex 20, 8.
  8. Ex 20, 12.
  9. Ex 20, 13.
  10. Ex 20, 14.
  11. Ex 20, 15.
  12. Ex 20, 16.
  13. Ex 20, 17.

Nachweise

  1. Dudík, Kleinodien 83 (mit Abb., ohne Wiedergabe der Inschrift).
  2. Krones 66 (ohne Wiedergabe der Inschrift).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 335 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0033502.