Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 306 Bad Mergentheim, kath. Pfarrkirche St. Marien, Kreuzgang 1596

Beschreibung

Epitaph oder Grabplatte des Jonas Polster. Aus dem Münster St. Johannes d. Täufer, dort zuletzt außen an der Südwand. Seit etwa 1968 provisorisch im Nordflügel des ehemaligen Kreuzgangs des Dominikanerklosters an der Südwand aufgestellt. Hochrechteckige Sandsteinplatte; etwa in der Mitte mit schräg verlaufender Bruchlinie auseinandergebrochen; in eingetieftem Rundbogenfeld oben ein Vollwappen in hohem Relief, darunter eine Schrifttafel mit Rollwerkrahmen. Stark verwittert, Oberfläche der Schrifttafel links oben abgeplatzt.

Maße: H. 163, B. 70, Bu. 3,2 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

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Wappen:
Polster1.

Kommentar

Der rechte (Schräg)schaft des A ist meist senkrecht gestellt, der linke dann im oberen Abschnitt geschwungen. Die Schäfte des M stehen schräg, der Mittelteil ist extrem kurz. I-Punkt scheint regelmäßig gesetzt zu sein.

Der in der Inschrift genannte Vater des Verstorbenen, Leonhard Polster, ist wohl derselbe, der 1578 als kaiserlicher Küchenschreiber nachzuweisen ist und in diesem Jahr von Kaiser Rudolf II. mit Wappenbesserung in den Adelsstand erhoben wurde2. Der Standeserhöhung trägt das Epitheton edel in der Inschrift Rechnung. Polster ist 1609 gestorben3.

Textkritischer Apparat

  1. Nur noch der zweite Schaft des N sichtbar.
  2. Sic!
  3. Hinter N ein Punkt auf halber Zeilenhöhe; wohl nur Beschädigung des Steins.
  4. G aus L korrigiert (vermutlich aus Platzmangel am Zeilenende), daher in eckiger Form.

Anmerkungen

  1. Schildbild fast völlig zerstört: gespalten und 2× geteilt, in den beiden mittleren Plätzen ein schreitender Löwe (in verwechselten Tinkturen); Helmzier: über Helmkrone ein Halbflug, darauf das Schildbild. Zum Wappen vgl. Siebmacher, WüA 229 Taf. 128; demnach müßte der Löwe gekrönt sein (in der Zeichnung allerdings ungekrönt dargestellt). Auf dem Grabmal ist keine Krone (mehr?) zu erkennen.
  2. Vgl. ebd. 229; dort auch die biographischen Angaben zu Jonas Polster, vermutlich – da mit falschem Todesjahr 1591 – nach OAB Mergentheim. Die Wappenbesserung bestand in der Verleihung des offenen Bügelhelms (wie auf dem Grabmal) anstelle des Stechhelms.
  3. Vgl. Dorothea Bader, Liste der Keller bzw. Amtmänner zu Scheuerberg/Neckarsulm, in: Neckarsulm und der Deutsche Orden 1484–1805–1984. Dokumente, Pläne, Bilder. Katalog der Ausstellung des Staatsarchivs Ludwigsburg u. der Stadt Neckarsulm …, Neckarsulm 1984, 64. In der Liste erscheint Polster nur als Rentmeister. Da er jedoch in der Inschrift auch als Amtmann bezeichnet ist, ist möglicherweise die Amtsdauer des in der Liste folgenden Sigismund Polster (Amtmann 1586–1630, † 1642) mit der Leonhards vermengt und in 1609–1630 zu korrigieren?

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 324 (zu 1591; unvollständig).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 306 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0030601.