Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 274 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1588

Beschreibung

Glocke des Nürnberger Gießers Pankraz Bemer. Aus dem Glockenstuhl der Creglinger Stadtkirche. 1954 an den jetzigen Standort vor dem Nordeingang der Herrgottskapelle verbracht1. Dreizeilige Schulterinschrift zwischen Zinnenfries und Fries aus in Kreuzblumen endenden Rundbögen mit Kleeblattbogenfüllung. Auf der Flanke vier Reliefs: Kreuzigungsgruppe; hl. Martin mit Bettler und Muttergottes; Lorbeerkranz als Wappenrahmung; hll. Laurentius und Stephanus; unter allen Reliefs Konsolen, die sich aus Elementen des Rundbogenfrieses zusammensetzen.

Maße: H. (o. Krone) 88, Dm. 103, Bu. 2,9 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/5]

  1. · pangrativs · bemer · von · nvrnberg · gvs mich ·gottes · wort · bleibt · ewig2) ·glavbtsa) · dv · das · mit · der · that · so · wirst · dv · selig3) · 1588 / · magister · iohan · lenckb) · pfarher · der · edel · vnd · vest · christoph · von · seckendorf · amptman · zv · kregling · iohan · holtzhevser · castner / · die · erbaren · vnd · weisen · herren · kilian · poppc) · iorg · gevder · stoffel · dvlld) · alle · drey · gottspfleger · vnd · radtsherne) · daselbst · ·

Versmaß: Deutsche Reimverse.

Wappen:
Stadt Creglingen4.

Kommentar

Am Beginn der Inschrift steht ein Glöckchen, danach stehen Rosetten, Kreuzblumen und sechsstrahlige Sterne in unregelmäßiger Abfolge als Worttrenner (in der ersten Zeile fast ausschließlich Rosetten, in der zweiten Zeile vorwiegend Sterne). Auffällige Schriftmerkmale sind die hoch aufragenden gespaltenen und beiderseits eingerollten Oberlängen von b, h, k, l und t, die analoge Bildung der Unterlänge des p sowie der völlige Verzicht auf den Einsatz des Schaft-s. In Württembergisch Franken ist eine weitere Glocke Bemers erhalten, die er 1585 für die Kirche in Krailshausen (Schrozberg, Lkr. Schwäbisch Hall) gegossen hat5. Die Schriftgestaltung und die Form der Friese zeigt weitgehende Übereinstimmungen mit den Glocken des Christoph Glockengießer aus Nürnberg6.

Zu den inschriftlich genannten Gottespflegern: Der Häcker Kilian Bopp war 20 Jahre lang Ratsherr und 1605 Bürgermeister in Creglingen, er ist 1617 gestorben7. Georg Geuder ist wohl gleichzusetzen mit dem Träger des Namens, der 1578 Ursula Oswald aus Freudenbach heiratete und der 1602 gestorben ist8. Der Rotgerber Christoph Düll war mit Barbara, Witwe des Georg Daib aus Archshofen, verheiratet (1585), er starb 16019.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. beck Glockenbeschlagnahme-Akten.
  3. Wilhelm gotzh. Glockenbeschlagnahme-Akten.
  4. doll Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern.
  5. roadsherrn Glockenbeschlagnahme-Akten.

Anmerkungen

  1. Vgl. Schreiben des Landeskonservators Supper an das Ev. Pfarramt Creglingen von 1954 XI 8 (LDA Stuttgart, Ortsakten, 128020: Creglingen, Herrgottskirche), demzufolge die Glocke zuvor im Glocken-Schweißwerk H. Lachenmeyer in Nördlingen war.
  2. 1 Pt 1, 25.
  3. Nach Jak 1, 25?
  4. Linksgewendet. 2 Leoparden mit untergeschlagenen Schwänzen.
  5. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 402. Zu Bemer vgl. Dt. Glockenatlas Mittelfranken 47.
  6. Vgl. DI 1 (Bad. Main- u. Taubergrund) nrr. 468474.
  7. Mägerlein 516.
  8. Ebd. 208f.
  9. Ebd. 113.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 486.
  2. Löffelholz v. Kolberg, Beitrag 217.
  3. Glockenbeschlagnahme 1917 OA Mergentheim (LKA, A 26, 1483,3).
  4. Dt. Glockenatlas Württ./Hohenzollern nr. 988.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 274 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0027404.