Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 246 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1580, 1601

Beschreibung

Grabplatte des Hans Preßler und seiner Frau Dorothea Werner. Im Langhaus, rechts neben dem Marienaltar im Boden. Muschelkalk. Umschrift (A) zwischen Linien; unten im Feld ein Wappenschild in hohem Relief. In die obere Hälfte des Feldes wurde 1601 nachträglich Inschrift (B) zeilenweise eingehauen. Abgetreten; im oberen Drittel ein quer verlaufender Riß; in der linken unteren Ecke ein geflickter Bruch.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 171,5, B. 85, Bu. 3,5–4,0 (A), 4,0–4,5 cm (B).

Schriftart(en): Verfremdete Fraktur (A), Kapitalis mit einzelnen Minuskelbuchstaben (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/2]

  1. A

    Anno D(omi)ni · 1580 Am / freitag Den 9 septenbris starb Der erbar hanns / Presler · metzlera) · zu · Creglingen / Dessen · selen · gottb) · gnedig · seÿ wollec) Amen

  2. B

    ANNO · DOMINI · 1601 · DEN / 1 · MARCId) · ZV · MIDAG · AM / 12 · VhR · IST · IN · GOT · EN/SChLAffEN · DIE · ERSAME / VND · DVGENTSAME fRAV / DORODEA · WERNERIN / DES · ERENHAfDEN · VNT / ACHBARN · HIRONIMVS / WERNERS · DES · RATHS / ALHIE · EHLIECHE · HAVS/FRAV · GOT · VERLEI · IHR / EIN · FRÖLICHE · AVFERST/EHVNG · AMEN

Datum: 11. März 1601 n. St.

Wappen:
Preßler1.

Kommentar

Als Versalien der Inschrift (A) sind zum Teil Kapitalisbuchstaben verwendet. Die ungelenk wirkende Schrift ist – bei stark schwankender Zeilenhöhe – völlig in ein Zweilinienschema gestellt. Durch das Einfügen der Ober- und Unterlängen in den Mittellängenbereich werden die Bögen von b, g und p auf die halbe Höhe des Mittelbands reduziert. Besonders auffällig ist neben dem r in Form eines symmetrischen Y mit sehr kurzen Schrägbalken vor allem das l mit großer Schlinge, das sich meist nur durch das senkrechte Auftreffen des Schafts auf die Grundlinie von e unterscheidet. Ungewöhnlich ist auch die Plazierung der i-Punkte weit über der Zeile, außerhalb der die Umschrift einfassenden Ritzlinie. Die charakteristische Gestaltung von e und r kehrt in einer kurzen Inschrift von 1588 wieder (nr. 273), die offensichtlich von derselben Hand ausgeführt wurde. In Inschrift (B) hat A durchweg einen geknickten Mittelbalken; die Balken des Z sind schräggestellt. Für F ist meist eine s-förmig geschwungene Minuskelform verwendet, zweimal kommt auch Minuskel-h vor.

Auch noch im 17. Jahrhundert sind mehrere Angehörige der Familie Preßler/Praßler/Braßler als Metzger nachweisbar2. Hans Preßler heiratete 1565 Dorothea „Nerrerin“ (?)3, die 1581 eine zweite Ehe einging mit dem Creglinger Rat und Gotteshausmeister Hieronymus Werner († 1616)4. Nach ihrem Tod wurde sie im Grab ihres ersten Mannes beigesetzt.

Textkritischer Apparat

  1. tz-Ligatur: der Deckbalken des zweistöckigen, ganz in das Mittelband eingefügten z setzt am oberen Schaftende des t an.
  2. Balken des zweiten t fehlt.
  3. Danach großer Wortabstand.
  4. Nach R wurde zunächst ein Schaft eingehauen und anschließend zu C korrigiert.

Anmerkungen

  1. In der Hauptstelle eine waagerecht gelegte linksgewendete Axt mit nach unten gerichteter Klinge, darunter 2 gekreuzte Messer.
  2. Mägerlein 520.
  3. Ebd.
  4. Ebd. 520, 732; zu korrigieren nach den Sterberegistern im Ev. Pfarrarchiv.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 246 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0024600.