Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 243 Bad Mergentheim, Spital um 1579

Beschreibung

Wappentafel mit Gedenkinschrift auf die Spitalstiftung im Jahr 1340. Außen an der Westwand, über dem mittleren Fenster des Erdgeschosses. Hochrechteckige Sandsteintafel mit profiliertem Rahmen; oben 7zeilige eingehauene Inschrift, darunter Wappenschild in Relief, bemalt; Schrift mit schwarzer Farbe nachgezogen.

Maße: H. ca. 95, B. ca. 60, Bu. ca. 4,5 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

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Wappen:
Deutscher Orden/Nellenburg1.

Kommentar

Die Frakturschrift stimmt völlig mit der der Bauinschrift Heinrichs von Bobenhausen am Spital von 1579 überein (nr. 242) und läßt keinen Zweifel daran, daß beide Arbeiten vom selben Bildhauer und vermutlich in kurzem zeitlichen Abstand voneinander ausgeführt wurden. Lediglich die für das späte 16. Jahrhundert nicht mehr zeitgemäßen paragraphzeichenförmigen Trennpunkte in der zweiten Zeile könnten auf eine ältere inschriftlich ausgeführte Vorlage der Nellenburg-Inschrift hindeuten. Daß man mit deutschsprachigen Inschriften gerade im Umfeld des Deutschen Ordens um 1340 schon rechnen kann, zeigt eine Bauinschrift Wolfgangs von Nellenburg in Weinheim (Rhein-Neckar-Kreis) von 13502 und eine deutschsprachige Schenkungsinschrift bereits aus dem späten 13. Jahrhundert an der Würzburger Deutschhauskirche3. Falls es tatsächlich eine ältere Inschrift gab, die der jetzigen zugrunde lag, ist allerdings jedenfalls das Formular nicht unverändert übernommen worden, denn sowohl die deutsche Datierungsformel anstatt des lateinischen Anno domini als auch die Fürbittformel in der vorliegenden Form sind in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts noch nicht üblich. Der Inhalt der Inschrift verdient aber durchaus Glauben, die Spitalstiftung durch den Deutschen Orden fügt sich gut in die Phase des forcierten Ausbaus der Machtstellung des Ordens in Mergentheim vor der Mitte des 14. Jahrhunderts4.

Wolfgang Graf von Nellenburg ist 1316 als Komtur von Mainau nachweisbar, ab 1329 als Landkomtur des Deutschen Ordens in Elsaß und Burgund5, bevor er 1331 zur Deutschmeisterwürde gelangte. Er amtierte bis 1361 und ist 1377 gestorben6.

Anmerkungen

  1. Quadriert von Deutschem Orden und Nellenburg (die 3 Hirschstangen hier linksgewendet).
  2. DI 16 (Rhein-Neckar-Kreis II) nr. 17; Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 79, Abb. 24.
  3. DI 27 (Stadt Würzburg I) nr. 42; Neumüllers-Klauser, Schrift und Sprache 76, Abb. 20.
  4. Vgl. auch nr. 143. Zum Spital vgl. Christian Tenner, Die Ritterordensspitäler im süddeutschen Raum (Ballei Franken). Ein Beitrag zum frühen Gesundheitswesen, Diss. rer. nat. München 1969, 58–60; OAB Mergentheim 335f.
  5. Boehm, Deutschordens-Kommende Mergentheim 10.
  6. Zur Person vgl. Schönhuth, Wolfram von Nellenburg, passim.

Nachweise

  1. StAL, JL 425 (Slg. Breitenbach) Bd. 2 Nr. 28 (m. Zeichnung).
  2. StAL, JL 425 Bd. 21 Nr. 41.
  3. StAL, E 258 VI Bü 2517 (Christian Friedrich Bauer, Chronik von Mergentheim, um 1836), Bogen 6.
  4. StAL, E 258 VI Bü 2518 (ders., Anhang zur Chronik Mergentheims).
  5. Schönhuth, Mergentheim mit seinen Umgebungen 122.
  6. Ders., Wolfram von Nellenburg 331.
  7. OAB Mergentheim 335.
  8. Seifriz, Markelsheim 86.
  9. Löschel, Bad Mergentheim 21949, 36 (nur erwähnt).
  10. Tenner (wie Anm. 4) 59.
  11. Gräter, Bad Mergentheim 1989, 85 Abb. 46.
  12. Deutschordens-Kommende Mergentheim 10 (Abb.), 11.
  13. Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 14f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 243 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0024309.