Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 198 Privatbesitz 1567?

Beschreibung

Wappentafel Ludwig Kasimirs Grafen von Hohenlohe. Vom Alten Rathaus in Weikersheim, dort bis zum einschneidenden Umbau 1967 im Erdgeschoß in der Mittelachse zwischen den beiden Fenstern1. Hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein mit vorgeblendeter Ädikula: als „Giebel“ zwei voneinander abgewendete Delphine, deren Körper in Voluten auslaufen; im Architrav 2zeilig eingehauene Nameninschrift; darunter zwischen kannelierten Pilastern ein Vollwappen mit zwei Helmen in hohem Relief. Leicht verwittert und vermoost; Ränder links und rechts unten schräg abgearbeitet; Helmbügel und Teile der Helmzierden und ‑decken abgebrochen, stellenweise ergänzt. Reste farbiger Fassung, Schrift ursprünglich (?) schwarz nachgezogen.

Maße: H. 135, B. 100, Bu. 3,7 cm.

Schriftart(en): Fraktur.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/3]

  1. Lvdwig · Casimir · grave · von · ho/enloe · vnd · her · zuoa) · langenberg

Wappen:
Hohenlohe-Langenburg2.

Kommentar

Die Fraktur ist sorgfältig und gleichmäßig gehauen; ovales o und d weisen keine Bogenbrechungen auf. Bemerkenswert ist die Behandlung der oberen Schaftenden des u: Der linke Schaft ist ohne Brechung rechtsschräg, der rechte linksschräg geschnitten. Dieselben Schriftmerkmale zeigen die zwei um 1579 entstandenen Bauinschriften am Mergentheimer Spital (nrr. 242, 243) und die Grabplatte der Dorothea Nagel in Mergentheim von 1581 (nr. 251), die ohne Zweifel vom selben Steinmetz geschaffen wurden3.

Ludwig Kasimir, Sohn Georgs I. Grafen von Hohenlohe zu Waldenburg aus erster Ehe mit Praxedis Gräfin von Sulz, ist 1517 geboren4. Er wurde zum Stifter der älteren Neuensteiner Hauptlinie des Hauses Hohenlohe. Zusammen mit seinem Halbbruder Eberhard, Sohn Georgs I. aus zweiter Ehe und Begründer der Waldenburger Hauptlinie, erhielt er von Kaiser Ferdinand I. am 14. Juni 1558 das Recht verliehen, fortan den Titel der in der 1. Hälfte des 13. Jahrhunderts ausgestorbenen Herren von Langenburg zu führen und das Stammwappen durch Quadrierung mit dem langenburgischen zu vermehren5. Dieses Datum liefert somit den terminus post quem für die Anfertigung der Weikersheimer Wappentafel. Das spätest mögliche Entstehungsjahr ist 1568, da Ludwig Kasimir am 24. August 1568 gestorben ist6. Der oben erwähnte Werkstattzusammenhang mit den um 1580 entstandenen Mergentheimer Inschriften spricht eher für einen späteren Zeitansatz. Wahrscheinlich ist die Wappentafel also gleichzeitig mit dem auf 1567 datierten Weikersheimer Stadtwappen am selben Gebäude (nr. 197) entstanden.

Textkritischer Apparat

  1. o klein über das u gestellt.

Anmerkungen

  1. Vgl. Foto im LDA Stuttgart, Fotoarchiv, Neg. 4523.
  2. Quadriert, 1/4. Hohenlohe, 2/3. Langenburg, alle Figuren einwärts gekehrt; Helmzier rechts Hohenlohe, links Langenburg. Die Behauptung in Siebmacher FstA 106, erst „seit 1603“ würden „alle Thiere im Schilde einwärtsgekehrt … geführt“, wird nicht nur durch die vorliegende Wappentafel, sondern durch zahlreiche weitere heraldische Zeugnisse in Weikersheim widerlegt.
  3. Vgl. Einl. LXV.
  4. Vgl. Eur. Stammtaf. NF XVII, Taf. 4, 6.
  5. Vgl. Siebmacher FstM 10 Taf. 15; FstA 102, 106 Taf. 128; Fischer, Hohenlohe II/1, 9.
  6. Begraben in der Öhringer Stiftskirche, Grabplatte dort erhalten.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 792.
  2. Gräter, Weikersheim 21972, 16.
  3. Schüssler, Erlebtes Tauberland 21987, 173.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 198 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0019800.