Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 197 Weikersheim, Hauptstr. 26 (Altes Rathaus) 1567

Beschreibung

Wappentafel mit Weikersheimer Stadtwappen, Bauzahl und Nameninschriften. Außen im Erdgeschoß an der Südwestecke des 1864 umgebauten und 1967 durchgreifend veränderten Gebäudes eingemauert, vor dem Umbau in der rechten Hälfte der Fassade zwischen dem (nicht erhaltenen) Rundbogenportal und dem Fenster1. Quadratische Sandsteintafel. Zwischen profilierten Simsen und mit Ranken belegten Pilastern ein Wappenschild in Flachrelief, darüber Jahreszahl (A); neben dem Schild vier Initialen (B), darunter drei Namen (C). Der Stein ist mit gelbbrauner Farbe gestrichen, die eingehauenen Schriftzeichen sind mit dunkelbrauner Farbe nachgezogen. Oberfläche besonders in der unteren Hälfte abgewittert.

Maße: H. 68, B. 70, Bu. 5,0–5,5 (B), 4,2–4,5 (C), Zi. 5,5 cm (A).

Schriftart(en): Kapitalis (B), Mischschrift aus Kapitalis und Fraktur (C).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    15 · 67 ·

  2. B

    H // NK // N

  3. C

    KilliAN dROll / MiCHel SPelteR / PetteR NiCKlAS

Wappen:
Stadt Weikersheim2.

Kommentar

Die Kapitalisbuchstaben in (C) zeigen noch Formen der frühhumanistischen Kapitalis, so das A mit nach links überstehendem Deckbalken und geknicktem Mittelbalken, H mit nach oben ausgebuchtetem Mittelbalken, K mit gekrümmtem oberen Schrägbalken und N mit eigenartig geschwungenem Schrägschaft; i mit drei- oder viereckigem Punkt und unziales d können sowohl der Majuskel- als auch der Minuskelschrift zugerechnet werden. Die insgesamt recht sorgfältige Schriftgestaltung ist ein Indiz dafür, daß die eigenartige Mischschrift bewußt stilisiert wurde und nicht auf mangelnde Kenntnisse des Steinmetzen zurückzuführen ist.

Die Initialen zu beiden Seiten des Wappenschilds ließen sich nicht auflösen. Die drei mit vollem Namen genannten Personen waren sicherlich die für den Rathausbau verantwortlichen städtischen Amtsträger. Der an dritter Stelle Aufgeführte ist vielleicht identisch mit dem 1581 als Maurer zu Weikersheim bezeugten Meister Peter Niklas3. Ein Kilian Droll wohnte nach dem Weikersheimer Einwohnerverzeichnis von 1610 im sog. „Herd-Viertel“4, möglicherweise ein Sohn des inschriftlich Verewigten. Ein Nachkomme Michel Spelters war wohl der 1610 im „Lang-Viertel“ wohnende Hans Spelter5, dessen ältester Sohn wiederum Michel hieß.

Im alten Rathaus waren Ratszimmer und Schreibstube sowie Schranne, Fleischbänke und Gemeindewaage untergebracht6. Eine weitere vom Rathaus stammende Wappentafel (nr. 198) befindet sich jetzt in Privatbesitz.

Anmerkungen

  1. Vgl. Foto im LDA Stuttgart, Fotoarchiv, Neg. 4523.
  2. Buchstabe W unter einer Krone. Das Wappenbild ist angeblich ab 1435 bezeugt; vgl. Weyer, Graf Wolfgang 361.
  3. Vgl. Klemm, Baumeister 163: „wahrscheinlich Bruder des Michel Niklas“. Wenn der 1567 in der Inschrift Genannte derselbe ist, dürfte es sich allerdings eher um den Vater des Reinsbronner Bildhauers handeln.
  4. Lang, Einwohnerverzeichnis 83.
  5. Ebd. 85.
  6. Vgl. Gräter, Weikersheim 21972, 16.

Nachweise

  1. OAB Mergentheim 792.
  2. Weyer, Graf Wolfgang 361 (nur erwähnt).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 197 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0019702.