Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 168 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1551, 1600, 1711 (?)

Beschreibung

Grabplatte des Hieronymus Holzheuser d. Ä., seiner Frau Margareta geb. Langenberger, seiner Schwägerin Dorothea Ostereicher und seines Sohnes Hieronymus Holzheuser d. J., mit Nachbestattungsinschrift von 1711 für den Oberkaplan Johann Georg Appel. Im Langhaus, rechts hinter dem Marienaltar im Boden. Muschelkalk mit Messingauflage. Breite Rahmung durch doppelte Ritzlinie. Oben eine 3zeilig eingehauene, teilweise in die rechte Rahmenleiste ragende zur Grabbezeugung dienende Nameninschrift (A), die durch die nachträgliche Anbringung der Messingauflagen und das dafür notwendige Eintiefen des Steins jetzt zur Hälfte zerstört ist. Nach dem Tod Hieronymus’ d. J. im Jahr 1600 wurde eine dreiteilige Messingauflage anstelle der älteren Inschrift eingefügt: querrechteckige Schrifttafel mit erhaben gegossener Grabinschrift (B) für alle vier oben genannten Familienmitglieder (Ausbereitung des Schriftgrunds mit Punktpunzierung), darunter ein linksgewendetes Vollwappen mit erhaben gegossener Wappenbeischrift in gebogenem Schriftband (C); die etwas größere kreisrunde Platte, die sich über der Schrifttafel befand und mit Sicherheit ein weiteres Vollwappen (mit Beischrift?) enthielt, ist ausgebrochen. Die Metalltafeln sind bzw. waren mit seitlich angebrachten hakenförmig gebogenen Stiften auf dem Stein befestigt. Weiter unten wurde 1711 zwischen den inneren Rahmenlinien ein quadratisches Feld flach eingetieft und mit einer Nachbestattungsinschrift (D) versehen. Vermutlich wurde dadurch eine ältere Inschrift (für Margareta Langenberger und Dorothea Ostereicher?) oder eine flach reliefierte bzw. in Ritzzeichnung ausgeführte Wappendarstellung getilgt, da sich anders die Abarbeitung des Steins kaum erklären läßt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. 187, B. 81, H. (Metallauflagen) 39,5, B. 43,5, Bu. 7,5–9,5 (A), 1,2 (B, C), 3,0–3,5 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B, C, D).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. A

    HIE[RON]IMVS / [HOLTZH]EV/[S]ER ·a)

  2. B

    Anno Domini · 1551b) · vmb liechtmesz . Jst der Erbar Hieronimus =c) / Holtzheuser · Zu Creglingen in Gott verstorben ·d) Dann · 1567b) · Freitag / den · 17b)e) · Junij sein obbenants Hieronimus Holtzheusers Eheliche Hauss=/frau · Margaretha Langenbergerin · vnnd ihr schwester Dorothea / Ostereicherin · von Windelspach1) . beede in Christo seliglichen einge=/schlaffen ·d) Vnnd · 1600b) Am Dinstag . den · 18 · Martij · vmb . 9 vhr . vor / mitternacht . hat Gott der Almechtige den Ersamen vnnd Ehrnhafft/en . Hieronimum Holtzheusern · den Jungern wirth . vnd des Raths . / zu Creglingen . Seines Alters · 58 · Jahr . Auch im rechten Glauben zu / sich gnedig abgefodert . Dise obgeschribne 4 Personen · seindt alle / vnter gegenwertigen Grabstaeinc) Zur erden bestetigt worden · denen / Gott ein fröliche aufferstehung Zum Ewigen Leben · verleihen wölle ·d) / · Amen ·f)

  3. C

    Langen//berger .

  4. D

    Anno 1711 / starb Herr / Johan Georg Abelius / Ober Caplan · in / Creglingen / seines alters / 71 Jahr

Datum: 2. Februar 1551; 28. März 1600 n. St.

Wappen:
[Holzheuser], Langenberger2.

Kommentar

Der Typ der Grabplatte mit breitem Ritzlinienrahmen ist charakteristisch für die Creglinger Grabplatten in der Mitte des 16. Jahrhunderts. Die erste, ursprüngliche Inschrift für Hieronymus Holzheuser d. Ä. besteht lediglich aus dem primitiv ausgeführten und ungeschickt angeordneten Namen des Verstorbenen ohne Angabe des Sterbedatums. Die an ihrer Stelle 1600 angebrachte metallene Schrifttafel ist dagegen sowohl vom Inhalt der Inschrift als auch von der Schriftgestaltung her unvergleichlich aufwendiger. Darin kommt der erhöhte soziale Anspruch der Familie zum Ausdruck, die mit Hieronymus d. J. mittlerweile in den Creglinger Rat aufgerückt war.

Die enggefügte Fraktur weist zahlreiche Bogenberührungen auf, die jedoch nur in zwei Fällen – wohl eher unbeabsichtigt – bei de zur Bogenverschmelzung führen. Die Unterlängen von g und h bilden in der vorletzten Zeile auffällige breite Zierschleifen.

Die Grabplatte für die 1613 verstorbene Frau Hieronymus Holzheusers d. J., Ottilia, ist ebenfalls in der Herrgottskapelle erhalten (nr. 404). Das Jahr der Eheschließung war 15643. Johann Georg Appel aus Erfurt, der 1711 unter der Grabplatte beigesetzt wurde, war von 1696 bis 1710 Oberkaplan in Creglingen. Er ist am 21. Mai 1710 gestorben, das Todesjahr in der Inschrift ist also nicht korrekt4. Möglicherweise wurde die Nachbestattungsinschrift erst einige Jahre nach Appels Tod eingehauen, was den Irrtum erklären könnte.

Textkritischer Apparat

  1. V auf der Rahmenleiste, ebenso in der letzten Zeile die rechte Hälfte des R und der Trennpunkt (kleines Quadrangel in Kontur).
  2. Über der Zahl zur Hervorhebung ein langer Strich.
  3. Sic!
  4. Zierschnörkel als Interpunktionszeichen.
  5. Tageszählung paßt nicht zur Wochentagsangabe; offensichtlich verschrieben für 13 oder 27.
  6. Wort in der letzten Zeile zentriert und in kleinerem Schriftgrad; links und rechts außen als zeilenfüllendes Zierornament zwei doppelte Kontraschleifen.

Anmerkungen

  1. Windelsbach, Lkr. Ansbach.
  2. 2 Pfähle, dazwischen 2 6strahlige Sterne übereinander; Helmzier (linksgewendet): Bocksrumpf mit nach vorn gebogenen Hörnern.
  3. Mägerlein 300.
  4. Vgl. Pfarrerbuch Württ. Franken 2, 10 nr. 55.

Nachweise

  1. Drös, Mittelalterl. u. frühneuzeitl. Inschriften 27f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 168 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0016801.