Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 165 Wien, Schatzkammer des Deutschen Ordens um 1550

Beschreibung

Portraitplakette Kaiser Karls V. Oberitalienische Arbeit, aus dem Nachlaß des Hoch- und Deutschmeisters Erzherzog Maximilian. Den Schatzinventaren ist nicht zu entnehmen, ob das Stück bereits 1619 aus Innsbruck oder erst bei der Rückführung von Teilen des geflüchteten Deutschordensschatzes 1642 bzw. 1660 aus Wien nach Mergentheim gelangte. Seit 1805 in Wien. Inv.-Nr. P-028. Runde schwarze Obsidianscheibe mit ausgestanztem, mit Harz- und Wachsmasse unterlegten Brustbild Karls V. im Profil nach rechts, mit flachem Barett und mit dem Orden vom Goldenen Vlies am Band; Umschrift zwischen profilierten Rahmenleisten: die Buchstaben und Weinblatt-Worttrenner sind zwischen den beiden schmalen Reifen „metall-positiv“ ausgestanzt1, so daß die Schrift golden vor schwarzem Hintergrund erscheint. Einige Buchstaben weisen leichte Beschädigungen auf.

Maße: H. 0,4, Dm. 7,8, (Goldstanze) 6,6, Bu. 0,3 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Schatzkammer des Deutschen Ordens, Wien [1/1]

  1. CAROLVS · V · AVG(VSTVS) · HISP(ANIARVM) · RE(X) · IMPERATOR · CAESAR ·a)

Übersetzung:

Karl der Fünfte, Augustus, König der Spanien2, Kaiser.

Kommentar

Die Kapitalisbuchstaben sind sorgfältig nach klassischem Vorbild geschnitten. Linksschrägenverstärkung ist durchweg beachtet, R hat eine stachelförmige Cauda. Bei dem Kunstkammerstück handelt es sich um die Arbeit eines als Medailleur erfahrenen Goldschmieds. Als Vorbild diente eine Medaille Leone Leonis, die allerdings gemäß ihrer Bestimmung als Widmungsmedaille an den Kaiser eine abweichende Umschrift trägt: IMP(ERATORI) · CAES(ARI) · CAROLO · V · CHRIST(IANAE) · REIP(VBLICAE) · INSTAVRAT(ORI) · AVG(VSTO)3. Ein völlig gleichartiges, in einen runden Holzrahmen gefaßtes Stück in den Sammlungen des Kunsthistorischen Museums in Wien zeigt auch auf der Rückseite der Obsidianscheibe eine Goldstanzenpressung, deren Darstellung der der Leoni-Medaille entspricht: Minerva und Schlange als Symbol der Klugheit auf einem Altar vor Tempelarchitektur und mit der Inschrift · PVBLICA · SALVS 4.

Textkritischer Apparat

  1. Durchweg ohne Abkürzungszeichen. Die Reihenfolge der Titel ist nicht korrekt: IMPERATOR · CAESAR · müßte zwischen dem Namen des Kaisers und dem Augustus-Titel stehen.

Anmerkungen

  1. Zur Bezeichnung „metall-positiv“ zur Kennzeichnung unterschiedlicher Herstellungstechniken von Inschriften im Bereich der Goldschmiedearbeiten vgl. grundlegend: Bayer, Gestaltung epigraphischer Schriften 97f.
  2. Zur Entwicklung des Titels der spanischen Könige vgl. jetzt grundlegend: Regine Jorzick, Herrschaftssymbolik und Staat. Die Vermittlung königlicher Herrschaft im Spanien der frühen Neuzeit (1556–1598), (Studien zur Geschichte u. Kultur d. iberischen u. iberoamerikanischen Länder 4), Wien München 1998, 63–77.
  3. Los Leoni (1509–1608). Escultores del Renacimiento italiano de la corte de España, 18 de mayo/12 de julio, Madrid 1994, 176f. Nr. 32.
  4. Wien, Kunsthistorisches Museum, Kunstkammer, Inv.-Nr. 2211; dort zwei weitere, mit der Vorderseite übereinstimmende Goldstanzenpressungen (Inv.-Nr. 2136 u. 2221). Vgl. Goldschmiedearbeiten des Mittelalters, der Renaissance und des Barock. 1. Tl.: Arbeiten in Gold und Silber. Beschreibender Katalog, bearb. v. Ernst Kris (Publikationen aus den Kunsthistorischen Sammlungen in Wien 5), Wien 1932, 30 Nr. 40, Taf. 29; Kaiser Karl V. (1500–1558). Macht und Ohnmacht Europas, Ausstellung des Kunsthistorischen Museums Wien 16. Juni–10. September 2000, hg. v. Wilfried Seipel, Milano 2000, 343f. Nr. 400; vgl. auch Los Leoni (wie Anm. 3) 177 Nr. 32.

Nachweise

  1. Dudík, Kleinodien 169f. (m. Abb.).
  2. Krones 65.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 165 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0016500.