Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 162 Laudenbach (Stadt Weikersheim),
kath. Pfarrkirche St. Margareta
1549

Beschreibung

Epitaph Weiprechts von Finsterlohr und seiner Frau Barbara Schletz. Vor dem Neubau der Kirche (1896) innen am rechten Seitenaltar in der Langhaus-Südwand des Vorgängerbaus1, seither im Erdgeschoß des in den Neubau integrierten alten Turms in die Westwand eingemauert. Aus einem Werkstück gearbeitete Ädikula aus Sandstein. Aus Blattvoluten gebildeter, von zwei Halbkugeln flankierter Giebel; im Hauptfeld, zwischen mit Vasen- und Pflanzenornament belegten Pilastern, in hohem Relief Darstellung des Gekreuzigten und der unter dem Kreuz knienden und betenden Eheleute, links der Ritter im Harnisch, rechts die Frau in langem faltigem Gewand, mit Haube und Kinnbinde; über den beiden zwei Vollwappen, am Fuß des Kreuzes Visierhelm mit Federbusch, oben Kreuztitulus (A); im Sockel 7zeilige Sterbeinschrift (B). Der Stein ist ringsum eingeputzt; Inschrift (B) ist mit schwarzer Farbe – nicht immer zuverlässig – nachgezogen.

Maße: H. 202,5, B. 108, Bu. 1,9 (A), 3,6 cm (B).

Schriftart(en): Kapitalis (A), gotische Minuskel mit Versalien (B).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. A

    INRIa)

  2. B

    Anno d(omi)nj · 1 · 5 · 2 · 1 · am · tag · S(ancti) · albani des / Martterers starb der Edel vnd Ernvest / weyprecht von vinsterloe vnd he(r)nach / Anno · 1549 mitwoch nach Sebastianib) / verschied die Edel vnd thugetsam fraw bar/barac) von vinsterloe geborne Schletzin seÿn / Eeliche havszfrav denen got genedig sey ·

Datum: 21. Juni 1521, 23. Januar 1549.

Wappen:
Finsterlohr, Schletz2.

Kommentar

Die charakteristische, etwas ungelenk wirkende Minuskel weist einige Frakturmerkmale auf, wie die durchgebogene Haste des g, den gebrochenen und in einem Schwellzug geschwungenen Bogen des h, einmal auch ein rundes Schluß-s ohne Bogenbrechung. Die Zeilenführung ist nicht immer gerade. Neben kapitalen Versalien (A, S) findet sich das epsilonförmige E, breites offenes unziales M sowie ein mit Zierlinien und aufgesetzter Schwellung versehenes, aus der gotischen Majuskel abgeleitetes pseudounziales A. All diese Phänomene erweisen das Epitaph als eine Arbeit des „Meisters von Niederstetten und Wachbach“3. Das Laudenbacher Epitaph stellt durch seine stilistischen Parallelen in Bildrelief- und Ornamentgestaltung das Bindeglied zu dem Epitaph Stefans von Adelsheim in Wachbach (nr. 173) dar, dessen Inschrift in Kapitalis ausgeführt ist.

Weiprecht von Finsterlohr ist der Sohn Hans’ von Finsterlohr († 1492) und Elisabeths von Pferdsdorf4. Nach dem Tod seines Vetters Wilhelm, der keine Nachkommen hatte, konnte Weiprecht den gesamten Besitz der Finsterlohr vereinigen. Die Eheschließung mit Barbara Schletz fand wohl 1496 statt5. Sie entstammt einem Haller Geschlecht.

Textkritischer Apparat

  1. Schrägschaft des N nach oben ausgebuchtet.
  2. S. Vlrici Schönhuth; Sebastian Muntsch; S. Johann OAB Mergentheim.
  3. Clara Schönhuth; Catharina Muntsch.

Anmerkungen

  1. Schönhuth, Creglingen u. seine Umgebungen 85; OAB Mergentheim 600.
  2. Gespalten, überzogen von einem Sparren; Helmzier: 2 Büffelhörner, das rechte mit einem Schräglinksbalken, das linke mit einem Schrägbalken bezeichnet; vgl. Alberti 691.
  3. Vgl. Einl. LVIf.
  4. Biedermann, Altmühl, tab. CCXLIX.
  5. Verschreibung von 300 fl auf Weiprechts Güter und Zehnten an Barbara, vgl. ebd.

Nachweise

  1. Schönhuth, Creglingen u. seine Umgebungen 85 (ungenau).
  2. Muntsch, Laudenbach 5.
  3. OAB Mergentheim 600f.

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 162 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0016209.