Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 152 Wachbach (Stadt Bad Mergentheim), ev. Pfarrkirche 1545

Beschreibung

Epitaph der Barbara von Adelsheim geb. Göler von Ravensburg. Innen an der Langhaus-Südwand. Eingehauene Umschrift zwischen Linien; im wannenartig eingetieften Feld in Flachrelief die Figur einer betenden Frau mit großer Haube und Mantel; in den Ecken vier Vollwappen, in Hüfthöhe zwei weitere Wappenschilde. Roter Sandstein; Platte einfarbig gestrichen und ringsum eingeputzt.

Maße: H. 172, B. 97, Bu. 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/6]

  1. Anno d(omi)nj 15 Jm 45 Jor starb dje Edel vnd / Erentrejche fraw barbara v(on) adeltzhajm ejn geborne gollerjn v(on) Ravenspvrg avff frettaga) nach /Jvljane des Edlen vnd Ernvesten Steffan von / adeltzhej(m) zv wachbach sejn Eljcher gemahel der selle got gnedjg sejn wolle Amen

Datum: 20. Februar.

Wappen:
Ahnenwappen:Göler von RavensburgLiebenstein
Ramung1Erer2.
Beiwappen:Adelsheim, Rüdt.

Kommentar

Die Schrift ist sorgfältig und gleichmäßig mit vorgeritzten Hilfslinien eingehauen, wirkt aber dennoch unruhig. Dieser Gesamteindruck wird zum einen durch unförmige Versalien bewirkt, zum anderen durch zwei Buchstabenformen, die den strengen Kanon der gotischen Minuskel durchbrechen: ein Bogen-r mit rechtwinklig gebrochenem Bogen und unterschiedlich gestalteter Cauda sowie vor allem ein a, dessen Schaft meist leicht nach links durchgebogen ist und dessen Bogen mit dem unteren Ende über der Grundlinie am Schaft ansetzt und stark eingekerbt oder gebrochen ist, so daß eine Mischform zwischen ein- und zweistöckigem a entsteht. Diese seltsame Form des a ist umso bemerkenswerter, als dreimal auch die korrekte zweistöckige Form verwendet wird, der Steinmetz diese also durchaus beherrschte. Auffällig ist weiters, daß i nur als i longa mit weit unter die Grundlinie reichendem Schaft vorkommt. Die Kürzungsstriche sind nach oben ausgebuchtet.

Barbara Göler von Ravensburg, Tochter des Albrecht Göler von Ravensburg und der Dorothea von Liebenstein, war die zweite Frau Stefans d. J. von Adelsheim. Die Eheberedung fand am 3. Dezember 1543 statt3. Das heraldisch linke Beiwappen auf dem Epitaph ist das von Stefans Mutter Margareta Rüdt von Bödigheim.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!

Anmerkungen

  1. Gespalten, darin Spitze in verwechselten Tinkturen; Helmzier: wachsender Widder.
  2. Oberhalber Bär; Helmzier: 2 Büffelhörner.
  3. Die Angaben zu Barbaras Eltern bei Biedermann, Ottenwald, tab. CLXXXIX und bei Möller, Stammtafeln III Taf. 128 sind falsch. Zur Eheberedung vgl. Andermann, Urkunden Adelsheim Nr. 245.

Nachweise

  1. Schönhuth, Die ältesten Denkmale 110.
  2. OAB Mergentheim 754.
  3. Bengel, Ev. Kirche 17 (Abb.).
  4. Dies., Wachbach 197f. (m. Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 152 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0015203.