Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 149 Niederstetten, ev. Pfarrkirche (St. Jakob) 1544

Beschreibung

Epitaph des Wolf von Rosenberg. Innen an der Nordwand, 6. Stein von Osten. Roter Sandstein. Von zwei schmalen Leisten eingefaßter Rahmen, in dessen Kopfteil die Sterbeinschrift in zwei Zeilen eingehauen ist; die übrigen Rahmenteile sind mit symmetrischen Renaissanceornamenten in Flachrelief belegt. Im mit Kehle tief eingesenkten Mittelfeld steht die in hohem Relief ausgeführte Figur des Verstorbenen, leicht nach links gewendet, auf einem Löwen. Der Adlige trägt geschlitzte Landsknechtstracht mit Halbharnisch ohne Armzeug, als Kopfbedeckung ein flaches federgeschmücktes Barett; die Linke umfaßt den Degen, die Rechte ist in die Hüfte gestützt. In den beiden oberen Ecken und zu Füßen vier reliefierte Ahnenwappen. Am unteren Rand geringfügige Feuchtigkeitsschäden; Reste farbiger Fassung.

Maße: H. 227, B. 114,5, Bu. 2,5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/4]

  1. ANNO · D(OMI)NI · 1 · 5 · 44 · AN · S(ANCT) · ANTHONI · TAG · STARB · DER · EDEL · VN(D) / ER(N)VEST · WOLF · VO(N) · ROSENBERCK · HAVPTMAN · DEM · GOT · GENAD ·

Datum: 17. Januar.

Wappen:
RosenbergHutten
WollmershausenSpeth.

Kommentar

Die bewußt etwas verfremdete Kapitalis ist dünnstrichig mit annähernd gleichbleibender Strichstärke eingehauen und sorgfältig gestaltet. O ist kreisrund, mit entsprechend breiten Bögen erreichen auch D und G quadratische Proportionen, ebenso H und N, deren Mittelbalken bzw. Schrägschaft nach unten ausgebuchtet sind. Ungewöhnlich schmal sind E mit gleich langen Balken, F, L und meist auch T. L ragt über die Oberlinie des Schriftbands hinaus. Der Bogen des P nimmt fast die gesamte Zeilenhöhe ein, der Schaft hat eine winzige Unterlänge. I-Punkt ist durchweg gesetzt; R hat einen kleinen Bogen und eine steile, leicht gewölbte Cauda. Als Worttrenner dienen Quadrangeln auf halber Zeilenhöhe. Die ausführende Werkstatt ist dieselbe, die auch die Epitaphien für Wolfs Brüder Christoph und Ludwig (nrr. 146, 148) geschaffen hat und von der weitere im Bearbeitungsgebiet erhalten sind. Die genannten Schriftmerkmale der Kapitalis kehren zum großen Teil an dem Wachbacher Epitaph für Stefan von Adelsheim von 1556 (nr. 173) wieder, sind dort allerdings insgesamt dem Kanon der klassischen Kapitalis stärker angenähert.

Wolf von Rosenberg war der Ahnenprobe zufolge ein Sohn Zeisolfs von Rosenberg und der Ursula von Hutten1. Er scheint aber nicht identisch zu sein mit dem gleichnamigen Sohn aus dieser Ehe, der seit 1509 Deutschordensritter, 1516 Überreiter zu Mergentheim, 1524–33 Hauskomtur ebenda, 1533–34 Komtur zu Münnerstadt, 1525 (interimistisch) und 1534–37 zu Rothenburg, 1537–40 zu Horneck und schließlich bis 1543 zu Virnsberg war2. Denn für diesen ist als Todestag der 1. Februar 1543 bezeugt3; auch fehlen auf dem Epitaph alle Anzeichen für eine etwaige Ordenszugehörigkeit (Tracht, Titel, Wappen) des 1544 Verstorbenen.

Anmerkungen

  1. Vgl. Biedermann, Ottenwald, tab. CCCCXII.
  2. Vgl. Herrmann, Walter v. Cronberg 266, 268, 270f.; Weiß, Ballei Franken 451, 481, 491.
  3. Rechter, Land zwischen Aisch u. Rezat 129*.

Nachweise

  1. Kdm. Jagstkreis I, 303 (nur erwähnt, zu 1543).
  2. Rapaschinski 2 nr. 6.
  3. Koch, St. Jakob 429f. (nur erwähnt, Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 149 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0014903.