Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 85 Frauental (Stadt Creglingen), ehem. Klosterkirche 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber vergoldet, getrieben und graviert. Runder Fuß über glatter Sockelplatte (mit Gießermarke M) und Zarge, die mit einem gestanzten Rautenfries mit Maßwerkfüllung besetzt ist; steil ansteigender Fußhals; der runde Schaft ist durch geriefte Bänder von Fußhals, Nodus und Cuppa abgesetzt und trägt ober- und unterhalb des Nodus je eine Inschrift (A, C): die in Kontur gravierten Buchstaben heben sich vor dem kreuzschraffierten Schriftgrund ab. Der flache, ausladende Nodus ist mit sechs viereckigen Rotuli besetzt, in deren Flächen, wiederum vor kreuzschraffiertem Schriftgrund, die Buchstaben des Namens Jesu in Kontur graviert sind (B); ausladende, geradwandige Cuppa. Auf der Unterseite der Sockelplatte befindet sich eine flüchtig eingeritzte Gewichtsangabe (D); auf der Unterseite des Fußes außerdem zweimal derselbe Buchstabe, vielleicht als Meistersignatur (E). Kein Beschauzeichen.

Maße: H. 17, Dm. (Cuppa) 10,3, (Fuß) 12, 8, Bu. 0,8 (A, C), 0,9–1,0 (B), 0,2–0,4 (D), 0,7 cm (E).

Schriftart(en): Gotische Minuskel (Bandminuskel mit Schattenschraffur) (A–C), gotische Kursive (D), Kapitalis (E).

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/9]

  1. A

    hilf ·a) got ·b)

  2. B

    i/h/e/s/v/sc)

  3. C

    ave ·d) marie) ·f)1)

  4. D

    Jt(em)g) ijh) m(ark) vnd iiij lot

  5. E

    M // M

Kommentar

Die Inschriften (A), (B) und (C) sind in einer an Zierformen reichen Bandminuskel mit Schattenschraffur ausgeführt. Die Quadrangeln an den gebrochenen Schaft- und Balkenenden sind häufig an einer Ecke knopfartig verdickt; dieselben punktförmigen Verzierungen finden sich an den Spitzen der gespaltenen Oberlängen und an den Abstrichen, die rechts an den Balken von f und t sowie an den Fortsatz des g angefügt sind. Die rechtsschrägen Schnittflächen der gebrochenen Bögen sind nicht glatt, sondern gewellt. Der Bogen des h läuft unter der Grundlinie in eine Zierranke aus. Die Gewichtsangabe könnte den Schriftformen nach aus der Entstehungszeit des Kelchs sein, also vielleicht von der Hand des Goldschmieds stammen. Ein nachträglicher Eintrag in der 1. Hälfte des 16. Jahrhunderts anläßlich einer Inventarisierung o. ä. ist freilich nicht auszuschließen.

Textkritischer Apparat

  1. Als Worttrenner ein Lilienschragen.
  2. Als „Zeilenfüller“ ein großes, unförmiges Blattmotiv.
  3. „Rundes“ s auch im Wortinnern.
  4. Als Worttrenner großes Quadrangel, das seitlich in Häkchen, oben und unten in Zierranken ausläuft.
  5. Sic!
  6. Rosette.
  7. Auflösung unsicher.
  8. Zahlzeichen für anderthalb: Die Haste des als i-longa ausgeführten zweiten i ist durchstrichen.

Anmerkungen

  1. Beginn des Ave Maria.

Nachweise

  1. Museum „Vom Kloster zum Dorf“ 11 (Abb.).
  2. Schurr, Chronik Frauental 121 (Abb.).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 85 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0008507.