Inschriftenkatalog: Mergentheim (Landkreis)

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 54: Landkreis Mergentheim (2002)

Nr. 70 Creglingen, ev. Herrgottskapelle 1488

Beschreibung

Grabplatte des Kaplans Nikolaus Baur. Ursprünglich „bei dem untersten Altar“ (Fronleichnamsaltar)1, später im Chor im Fußboden; jetzt an der Langhaus-Nordwand aufgerichtet. Gelber Sandstein. Umschrift zwischen Linien; im eingetieften Feld in hohem Relief die Figur eines Priesters im Meßgewand, mit Manipel und Birett, der einen Kelch in der Linken hält und mit der Rechten segnet. Oberer Rand beschnitten, linker und unterer Rand ausgebrochen; links in der Mitte Teil der Schriftleiste zerstört; Fehlstellen mit Zementmörtel geflickt; Figurenrelief stellenweise erheblich beschädigt.

Siehe Lageplan.

Maße: L. (Rest) 174, B. 97, Bu. 5,5–6,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

© Heidelberger Akademie der Wissenschaften [1/1]

  1. [a]nnoa) d(omi)nib) · m cccclxxv/iiic) die · pasched) · obijt · honorabilis · · d(omi)n(u)s nico/laus baur · capellan(us) / · huius eccl(es)i[e cuius a(n)]i(m)ae) requiescat in pace

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1478 am Ostertag starb der würdige Herr Nikolaus Baur, Kaplan dieser Kirche. Seine Seele ruhe in Frieden.

Datum: 6. April 1488.

Kommentar

Der recht hohen Qualität des Figurenreliefs steht eine ungelenke Schriftausführung gegenüber. Auffällig sind neben der schwankenden Höhe des Mittelbandes vor allem Schaft- und Bogenbrechungen in die falsche Richtung sowie ein Schluß-s in Form einer eckigen 8 aus zwei übereinandergesetzten Rauten. Die unregelmäßig gesetzten Quadrangel-Worttrenner sind zweimal durch angesetzte Zierstriche paragraphzeichenförmig gestaltet.

Nikolaus Baur war oberster Kaplan der Herrgottskapelle. Schon 1477, im Todesjahr seines Vorgängers Ewald Buckel2, stiftete er einen Jahrtag in der Kapelle3, der nach seinem Tod 1488 gemehrt wurde. Die genau geregelten Bestimmungen der abzuhaltenden Seelmesse sind urkundlich überliefert4.

Textkritischer Apparat

  1. Von der gesamten Kopfzeile sind nur die unteren Buchstabenhälften erhalten.
  2. Die beiden Schäfte des n unten nach links gebrochen.
  3. So statt m cccclxxxviii; zum Todesjahr vgl. Ehmer, Herrgottskapelle 147.
  4. Der untere Bogen des a ist oben nach links gebrochen. Steinmetzfehler.
  5. Ergänzung nach üblichem Formular.

Anmerkungen

  1. Vgl. Ehmer, Herrgottskapelle 145 nach Urkunde StAL, B 70a, S PU 101.
  2. Ehmer, Herrgottskapelle 147.
  3. Vgl. Georgius, Uffenheimische Neben-Stunden II, 153–161; OAB Mergentheim 511.
  4. Ehmer, Herrgottskapelle 145f.

Nachweise

  1. Muth, Herrgottskirche 19 (nur erwähnt, dat. „um 1510“).

Zitierhinweis:
DI 54, Landkreis Mergentheim, Nr. 70 (Harald Drös), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di054h014k0007006.