Inschriftenkatalog: Stadt Mainz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 1: Mainz (2011)

SN2, Nr. 10 St. Stephan 1524

Beschreibung

Grabtafel des Vikars Conrad Gobe. Die hochrechteckige Platte aus rotem Sandstein ist heute im Kreuzgang, im Ostflügel, im 5. Joch von Norden in einer alten vermauerten Tür eingelassen. Auf der Platte ist eine tabula ansata mit einer Öse zur Aufhängung eingeritzt, auf der sich die achtzeilige Grabinschrift befindet. Der untere Teil zeigt als Flachrelief ein Medaillon mit einen Messkelch und darüber eine Benedictushand.

Maße: H. 175, B. 75, Bu. 7,5-10,5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Brunhilde Escherich [1/2]

  1. Anno d(omi)ni m ccccc / xxiiii die uero xiii / mens(is) Iulii O(biit) hon/(orabi)lis d(omi)n(u)s Conrad(us) / Gobe vicari(us) hui(us) / eccl(es)ie cui(us) ani(m)a / requiescat in / sancta pace am(en)

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1524, am 13. Juli, starb der ehrenwerte Herr Conrad Gobe, Vikar dieser Kirche. Seine Seele ruhe in heiligem Frieden. Amen.

Kommentar

Conrad Gobe stammte aus Warburg, wie dem Eintrag im Liber vitae zu entnehmen ist.1) Als Organist ist er seit 1499 fassbar, denn so bezeichnet ihn die Häuserliste b aus dem gleichen Jahr. Gobe war der Lehrer des späteren Deutschordensherren Mathias Weidelbach, der als Organist und Orgelbauer an St. Elisabeth zu Marburg wirkte.2) Nach der Häuserliste besaß Gobe ein Haus am Pfarrhof an St. Stephan: „Item eyn hus daran hait herr Conr(ad) Cobe, vicarius st. Stefani, organist, item noch eyn husgen daran hoit her auch in.“3) Dass er auch Pastor in Astheim war, ergibt sich aus dem Eintrag im Seelbuch von Liebfrauen.4) Am 7. Mai 1501 legieren ihm die Testamentsvollstrecker seiner Magd Gese von Einbeck († 1501)5) „unum pepulum ad ymaginem b. Mariae virg. et unum paternoster de chorallis et cum certis granis de calcedoniis“.6) Die zeitkonforme Minuskel steht im Vier-Linien-Schema und ist mit Versalien unterschiedlicher Provenienz versehen. So sind a und o der Fraktur, c dagegen der Kapitalis entnommen.

Anmerkungen

  1. Liber vitae, fol. 46 dort genannt mit falschem Todesjahr 1529. Auch erwähnt bei Wagner/Schneider, Geistliche Stifte II (1878), 534
  2. Pietzsch, Orgelbauer (1959), 154.
  3. Hermann, Topographie (1914), 18, Häuserliste b von 1499.
  4. Seelbuch Liebfrauen, fol. 36 (StAMz 13/284).
  5. Liber vitae, fol. 41 Gesekyn von Einbeck (Dienerin des Vikars Conrad Gobe).
  6. Hermann, Topographie (1914), 18, Häuserliste b von 1499. Mit pepulum ist vermutlich ein peplum, ein Prachtgewand, vielleicht in Form eines Umhanges für eine Statue der Muttergottes, gemeint.

Nachweise

  1. DI 2 (1958), Nr. 1143.
  2. Blänsdorf, Siste viator (220), 233.

Zitierhinweis:
DIO 1, Mainz, SN2, Nr. 10 (Rüdiger Fuchs, Britta Hedtke, Susanne Kern), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-dio001mz00k1001009.