Inschriftenkatalog: Stadt Mainz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 1: Mainz (2011)

SN1, Nr. 35† Dom, Nordquerhaus 1320

Beschreibung

Grabplatte des Domdekans Otto von Rüdesheim. Die aus Bronze1) oder Messing2) gefertigte Grabplatte befand sich im Nordquerhaus vor dem Altar St. Peter in Ketten, am Eingang zur Gotthard-Kapelle. Diese Platte wies die Ritzzeichnung eines infulierten Geistlichen auf mit einer Inschrift (A)3) in der Mitte4). Eine zweite Inschrift (B) verlief als Umschrift entlang des Randes. Über den Verbleib der Grabplatte ist nichts bekannt.

Nach Helwich (B), Gamans und Bourdon (A).

  1. A

    Otto Decanus

  2. B

    Ottoa) pater cleri constansb) lex regula veri.Te ros irroret caelic), lux altad) decoret.O(biit) anno M CCC XX in vigilia Jacobi apostoli.

Übersetzung:

Otto, Vater der Geistlichkeit, beständiges Gesetz und Maßstab der Wahrheit, Dich möge der Tau des Himmels benetzen und das erhabene Licht schmücken. Er starb im Jahr 1320 am Vorabend des Festes des heiligen Apostels Jakob (24. Juli 1320). (ähnlich FA)

Versmaß: Zwei Hexameter, leoninisch zweisilbig gereimt (B).

Wappen:
Rüdesheimvon der Spor5)

Kommentar

Otto von Rüdesheim wird erstmals im Jahr 1279 als Mainzer Domherr6) und seit 1298 als Domdekan erwähnt.7) Er war auch Propst des Stifts St. Mauritius in Mainz und des Augustiner-Chorherrenstifts in Heiligenstadt sowie Kanoniker der Mainzer Liebfrauenkirche und des Martinsstifts in Worms. Laut Kisky wurde Otto von Rüdesheim im Jahr 1300 exkommuniziert, weil „er sich die Gefälle der Binger Propstei widerrechtlich angeeignet hatte.“8) Otto stiftete die Georgskapelle der Domdechanei9) und ließ sich im Tympanon des Kapellenportals auch als infulierter Prälat darstellen.10)

Textkritischer Apparat

  1. Otho Joannis, Arens.
  2. monstrans Bourdon, Joannis, Gudenus.
  3. coeli Bourdon, Joannis.
  4. alma Bourdon, Joannis.

Anmerkungen

  1. Tabula aenea […] Bourdon.
  2. [...] orichalcino monumento [...] Helwich.
  3. […] in qua incisa est figura praelati mitrata et inscriptio […]. Bourdon.
  4. Lokalisation der Inschrift bei Gamans.
  5. So Helwich und Gamans; Marschall von Waldeck gen. Uben nach Bourdon. Es handelte sich offenbar um ein Wappen mit einem Flügel, wie es bei Helwich abgebildet ist, dort in Schwarz goldener Flügel mit Stern.
  6. Helwich; Kisky, Domkapitel (1906) 142.
  7. Kisky, Domkapitel (1906) 142; Joannis, Rerum Moguntiacarum II (1722) 301. Hollmann verweist darauf, dass die erste Nennung als Domdekan erst 1299 sicher zu belegen ist. Vgl. Hollmann, Domkapitel (1990) 435, auch zum Folgenden.
  8. Kisky, Domkapitel (1906) 142;
  9. Die Domdechanei befand sich am heutigen Gutenbergplatz und wurde im Jahr 1829 mitsamt der Georgskapelle abgerissen. Das Portal, das zur Georgskapelle führte, konnte geborgen werden und wurde an der Johanniskirche außen in der Ostwand des südlichen Seitenschiffs verbaut; vgl. Arens, Kirchen A–H (1961) 436.
  10. Vgl. Abb. bei Arens, Kirchen A–H (1961) 436, Abb. 322.

Nachweise

  1. Helwich, Annales III (1608–1625) fol. 1937r (B).
  2. Fragmenta Gamans II (ca. 1660) fol. 2v (A, B).
  3. Joannis, Rerum Moguntiacarum II (1722) 301 (B, unvollst.).
  4. Bourdon, Epitaphia (1727) 124 (A, B).
  5. Gudenus, Codex diplomaticus II (1747) 847, Nr. 35 (A, B).
  6. DI 2, Mainz (1958) Nr. 34 (A, B).

Zitierhinweis:
DIO 1, Mainz, SN1, Nr. 35† (Rüdiger Fuchs, Britta Hedtke, Susanne Kern), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di002mz00k0003506.