Inschriftenkatalog: Mainz

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DIO 1: Mainz (2011)

SN1, Nr. 42† Dom, südliches Langhaus um 1316–1344

Beschreibung

Glasmalerei in der Dionysius-1) oder Allerheiligenkapelle2). In der Mitte des Fensters war der heilige Bonifatius ganzfigurig im Bischofsornat mit Pallium, Mitra und Pedum dargestellt. Um das Bildnis lief eine Inschrift (A) mit Name und Titel des Heiligen an drei Seiten um. Unter dem Bildnis war eine zweite Inschrift (B) aufgemalt. Zu beiden Seiten der Bischofsfigur befanden sich jeweils sieben untereinander angeordnete Inschriften (C–P) mit den Namen der Mainzer Suffraganbistümer. Die Inschrift (Q) des 15. Suffraganbistums war unter Inschrift (B) angeordnet. Kautzsch/Neeb3) vermuteten, dass die Suffraganbistümer als personifizierte Assistenzfiguren dargestellt waren und sich die Inschriften jeweils darunter befanden. Von einer personifizierten Darstellung der Suffragane wird jedoch in den Quellen nichts Genaues berichtet, wie Arens richtig erkannte. Es könnten jedoch Figuren oder nur Wappen vorhanden gewesen sein, auf die sich Bourdons Aussage bezieht, wonach 15 suffraganeatus seitlich der großen Bonifatiusfigur zu sehen (cernebantur olim) gewesen seien. Joannis stellte fest, dass die untere Hälfte fehlte.

Nach Serarius.

Schriftart(en): Majuskel und Minuskel?4)

Britta Hedtke [1/1]

  1. A

    S(ANCTVS) BONI/FACIVS / ARCHIEPISCOPVS

  2. B

    Aurea Moguntia

  3. C

    Bragaa)

  4. D

    Eystadiumb)

  5. E

    Augusta

  6. F

    Curia

  7. G

    Constantia

  8. H

    Argentina

  9. I

    Spira

  10. J

    Moravia

  11. K

    Babenbergac)

  12. L

    Herbipolis

  13. M

    Werda

  14. N

    Paderbruna

  15. O

    Halverstad

  16. P

    Hildesheim

  17. Q

    Wormacia

Übersetzung:

(A) Der heilige Bonifatius, Erzbischof.

(B) Goldenes Mainz. – (C) Prag. – (D) Eichstätt – (E) Augsburg. – (F) Chur. – (G) Konstanz. – (H) Straßburg. – (I) Speyer. – (J) Mähren (Olmütz). – (K) Bamberg. – (L) Würzburg. – (M) Verden. – (N) Paderborn. – (O) Halberstadt. – (P) Hildesheim. – (Q) Worms.

Kommentar

Bei der Kapelle des hl. Thomas und des hl. Dionysius handelt es sich um die zweite Kapelle der südlichen Kapellenreihe von Osten. Da die Kapelle am 14. April 1316 geweiht wurde5), dürfte auch das Glasgemälde in etwa diese Zeit oder nicht lange danach zu datieren sein. Als Terminus ante quem gilt das Jahr 1344, da in diesem Jahr das Suffraganbistum Prag zum Erzbistum erhoben wurde und somit Prag und Olmütz vom Mainzer Erzbistum abgespalten wurden.

Textkritischer Apparat

  1. Praga Gamans, Bourdon. Nicht irreführende Varianten des gesamten Zyklus sind nicht vermerkt.
  2. Eystadium oder Aureatum Serarius im Text, weil wegen Verschmutzung nicht lesbar. Von Gamans und Bourdon als Eystadium wiedergegeben.
  3. Babengerga irrtümlich Serarius.

Anmerkungen

  1. Bourdon, Epitaphia (1727) 92.
  2. Joannis, Rerum Moguntiacarum I (1722) 54.
  3. Kautzsch/Neeb, Dom zu Mainz (1919) 168.
  4. Über die Schrift selbst sagt Bourdon nur, dass sie sehr alt gewesen sei: […] pervetustis litteris […]. Daraus erschloss Arens eine Datierung im 14. Jahrhundert und als Schrift Gotische Majuskel. Das ist nicht zwingend, weil Bourdon auch eine Minuskel als alt erscheinen musste. Alle Überlieferer schreiben die Beischrift zur Figur in Großbuchstaben, die Namen der Bistümer in Gemeinen bis auf Gamans, der auch (B) in Majuskeln wiedergibt. Zwar kann man daraus die Schriftarten nicht zweifelsfrei bestimmen, doch scheint Bourdons Formulierung forma et ordine ut sequitur seinen genauen Blick anzuzeigen.
  5. Schneider, Dom zu Mainz (1886) 34.

Nachweise

  1. Serarius, Moguntiacarum rerum (1604) 81.
  2. Fragmenta Gamans II (ca. 1660) fol. 28r.
  3. Joannis, Rerum Moguntiacarum I (1722) 54.
  4. Bourdon, Epitaphia (1727) 92.
  5. DI 2, Mainz (1958) Nr. 38.
  6. Haarländer, Bonifatius (2005) 194, Abb. 34.

Zitierhinweis:
DIO 1, Mainz, SN1, Nr. 42† (Rüdiger Fuchs, Britta Hedtke, Susanne Kern), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di002mz00k0004209.