Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 53 Kloster Lüne Anfang 16. Jh.

Beschreibung

Kelch. Silber, vergoldet. Ein Sechspaßfuß auf schlichter Kante steigt zu einem im Querschnitt sechseckigen Schaft auf. Der Fuß trägt einen aufgelöteten Kruzifixus mit der gravierten Titulusinschrift (A). Der Nodus besitzt sechs rhombenförmige Rotuli, von denen jeder in schwarzem Email einen Buchstaben trägt; im Zusammenhang ergibt sich die Inschrift (B). Am Schaft steht über dem Nodus (C), unter dem Nodus (D); jeder Buchstabe steht für sich auf einer der sechs Seitenflächen des Schaftes, in der Form ausgeführt, daß die Umrisse in den Untergrund eingraviert wurden. Unter dem Fuß befindet sich in Gravur ein Wappenschild ohne Schildfigur, außerdem sind Gewichtsangaben eingeritzt: xxxiij lott, i g und W 2478 lot.

Maße: H.: 17,8 cm; Dm. Fuß: 14,8 cm; Dm. Kuppa: 10,9 cm; Bu.: 0,3 cm (A); 0,7 cm (B); 0,9 cm (C, D).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.

Kloster Lüne [1/4]

  1. A

    INRI1)

  2. B

    IHESVS

  3. C

    IHESVS

  4. D

    MARIA

Kommentar

Das verbleibende sechste Feld bei (D) trägt ein Ornament in rechteckiger Grundform.

Die Schrift zeigt charakteristische Elemente der frühhumanistischen Kapitalis: Höhe und Breite der Einzelbuchstaben verhalten sich in ihren Abmessungen wie 2 : 1; das I ist in der Mitte zusammengeschnürt und zeigt an dieser Stelle beiderseits dreiviertelkreisförmige Ausbuchtungen; der Querbalken des H trägt in der Mitte eine nach unten gerichtete halbkreisförmige Ausbuchtung; alle E sind epsilonförmig2). Durch diesen epigraphischen Befund ist der Kelch auf den Anfang des 16. Jahrhunderts datiert.

Anmerkungen

  1. I(esus) N(azarenus), R(ex) I(udaeorum): Io. 19, 19.
  2. Vgl. zu diesen Beobachtungen: Kloos, Epigraphik, S. 156.

Nachweise

  1. Mithoff, S. 123.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 53 (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0005307.