Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

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DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 67 Kloster Lüne 1530

Beschreibung

Glocke im Dachreiter der Kirche, unter den vier paarweise aufgehängten Glocken an nordöstlicher Stelle. Oben läuft zwischen zwei glatten Doppelstegen eine einzeilige Schulterinschrift herum. Über der Schriftzone erscheint ein Zierfries aus gotischen Lilien. Am Mantel befindet sich, nach Norden weisend, ein kreisrundes, aufgesetztes Medaillon mit einer Darstellung des segnenden, in der linken Hand die Weltkugel haltenden Jesuskindes. Die gegenüberliegende Seite trägt ein gleichartiges Medaillon, das eine weibliche Gestalt mit zwei kleinen Kindern zeigt, vermutlich also eine Personifikation der Caritas. Die Buchstaben sind erhaben gegossen.

Maße: H.: 37,5 cm; Dm. unten: 44,0 cm; Bu.: 1,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Kloster Lüne [1/6]

  1. + ihesus ben ic ghegoten ✶ van iacop waghevens int iaer ✶ Mcccccxxx

Kommentar

Die beiden Trennpunkte sind als Sternchen gestaltet, anstelle eines Einleitungskreuzes ist ein stilisierter, mit einer Mitra als Bedeckung versehener Kopf angebracht. Die Texttrennung folgt deutlich Erfordernissen der Symmetrie. Sollte zusätzlich auf syntaktische Zusammenhänge Rücksicht genommen worden sein, wäre das Wort ihesus als Dativ zu begreifen.

Der in der Inschrift genannte Jakob Waghevens entstammte einer im flandrischen Mecheln ansässigen Glockengießerfamilie, die dort im 15. und 16. Jahrhundert tätig war1). Als Sohn des Peter Waghevens wurde er um 1500 geboren und starb 15742). Diese Lüner Glocke ist seine älteste nachzuweisende Arbeit. Bekannter sind die von ihm geschaffenen Glockenspiele in Gent und Ypern.

Anmerkungen

  1. Otte, Glockenkunde, S. 215.
  2. Walter, Glockenkunde, S. 901 f.

Nachweise

  1. Wrede, Die Glocken des Landkreises Lüneburg, S. 106.
  2. Ders., Glocken, S. 585.
  3. Nolte, Aus dem Kloster Lüne, S. 26.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 67 (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0006701.