Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 56 Kloster Lüne/Hannover, Kestner-Museum 1500

Beschreibung

Vier Banklaken mit Darstellungen aus der Legende des heiligen Georg. Der erste und der vierte Streifen dieses Zyklus’ wurden zur Ausstattung des im Jahre 1862 eröffneten Welfenmuseums in Hannover gegeben1). Mit anderen Beständen dieses Hauses gelangten sie an das heutige Niedersächsische Landesmuseum (Inv.-Nr.: WM. XXII. 29 a/b). Seit 1960 befinden sie sich als Leihgaben im Kestner-Museum2).

Erster Streifen (Kestner-Museum)
Sieben kreisrunde, nebeneinanderstehende, durch kleine Rosetten verbundene Medaillons zeigen Szenen aus der Georgslegende. Jedes Rundfeld ist durch einen Schriftring eingefaßt. Die darin enthaltenen Umschriften (A) bis (G) erläutern die jeweilige Darstellung. Als rechteckige Rahmung der Medaillonzone dienen Schriftleisten, die die unten links beginnende und von außen her zu lesende Umschrift (H) enthalten. In den durch die Rahmung zwischen den Medaillons gebildeten Zwickeln finden sich Heiligendarstellungen3) im Wechsel mit musizierenden Engeln. Im einzelnen von links nach rechts: Unterkante: Engel – Sebastian – Engel – Laurentius – Engel – Erasmus – Engel – Heiliger in geistlichem Ornat mit Steinen (?) und Buch (Stephanus?); Oberkante: Dionysius – Engel – Heiliger in geistlichem Ornat mit Buch und Mühlstein (?) (Vincentius?) – Engel – Heiliger in geistlichem Ornat mit Korb (?) – Engel – Augustinus, ein Herz mit der Inschrift (I) haltend – Engel. In der zweiten, dritten, sechsten und siebenten Szene sind in die als Hintergrund abgebildeten Fenster Wappendarstellungen aufgenommen. Der Streifen wird nach außen durch eine Zierkante abgeschlossen, die zwischen pflanzlichem Dekor Tierdarstellungen zeigt, in den vier äußeren Ecken Wappen. Die Inschriften (A) bis (G) stehen auf weißem Schriftgrund, die Buchstaben sind rot und besitzen blaue Konturen. (H), auf rotem Schriftgrund, zeigt weiße Buchstaben mit blauen Konturen.

Maße: H.: 65,0 cm; B.: 338,0 cm; Bu.: 3,4 cm (A–G), 3,1 cm (H), 0,9 cm (I).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A–G), gotische Minuskel mit Versalien (H, I).

Kloster Lüne [1/6]

  1. A

    H(IC) DACIANUS · MITTIT · LITTERAS · RE[GIBUS]

  2. B

    H(IC) CONUENEUNTa) · REGES · AD · DACIA[NUM] ·

  3. C

    H(IC) S(ANCTUS) GEORGIUS · UENIT · AD · REGEM ✶

  4. D

    H(IC) FUSTIB[US] · PERCUTITUR · CAPUDa) · EI(US) ·

  5. E

    H(IC) INCARCERATUR · SANCTUS · GEORGIUS ·

  6. F

    H(IC) DUCITUR · ANTE · TRIBUNAL · REGIS ·

  7. G

    HIC · FUSTIBUS · CEDITUR · CORPUS · EI(US) ✶

  8. H

    Incipit vita et passio beati Georgij gloriosi martiris (et) i(n)uictissimi ac strennuia) militis cristi · qui septem annis passus est · et omnia tormentorum genera i(n) nomineb) / Jhesu cristi fortiter et / viriliter superauit · cuius meritis et precibus in exilio · gubernemur · et in patria celesti coronemur · vbi faciem dei sine fine cum eo spectem(us) ame(n) · / Anno legis gr(aci)e · xvc°

  9. I

    ih(esu)s

Übersetzung:

Hier schickt König Dacianus Briefschaften an die Könige. – Hier versammeln sich die Könige bei Dacianus. – Hier kommt der heilige Georg zum König. – Hier wird sein Haupt mit Prügeln geschlagen. – Hier wird der heilige Georg eingekerkert. – Hier wird er vor das Gericht des Königs geführt. – Hier wird sein Körper den Prügeln überlassen.

(H) Es beginnt das Leben und das Leiden des heiligen Georg, des glorreichen Märtyrers und unbesiegbaren und tapferen Ritters Christi, der sieben Jahre lang gelitten hat und alle Arten von Qualen im Namen Jesu Christi tapfer und mannhaft überwand, durch dessen Verdienste und Gebete wir in unserer Verbannung geleitet und im himmlischen Vaterland gekrönt werden mögen, wo wir das Antlitz Gottes ohne Ende zusammen mit ihm schauen mögen. Amen. Im Jahre des Heilsgesetzes 1500.

Wappen:
a) zweite Szene Nikolaus Graurock (wie Nr. 45)
b) dritte Szene: Provest (in Gold halber springender roter Hirsch)4)
c) sechste Szene: von Estorff (?) (in Gold weiße Lilie)5)
d) siebente Szene: ungedeutet (Schild schräggeteilt; oben in Gold goldener Stern, unten in Gold drei nebeneinanderstehende weiße Muscheln)
e) Zierkante, links unten und rechts oben: Nikolaus Schomaker (wie Nr. 58)
f) Zierkante, rechts unten: Sophia von Bodenteich (wie Nr. 45)
g) Zierkante, links oben: Barthold von Landsberg (wie Nr. 58)

Zweiter Streifen (Kloster Lüne)
Der Streifen zeigt nach gleichartigem Aufbauprinzip in zwölf nebeneinanderstehenden Medaillons die Fortsetzung der Georgslegende. Die Szenen sind durch die Umschriften (A) bis (M) erläutert. Die Schriftleisten, die die Mittelzone rahmen, tragen die Inschrift (N). In den Zwickeln zwischen den Medaillons finden sich – von links nach rechts – folgende Darstellungen: Unterkante: Jugendlicher, der mit dem Finger auf das über ihm stehende Feld weist – Engel – Georg – Engel – Heiliger Papst mit Schwert – Engel – Helena – Engel – Mauritius – Engel – Bischof mit Stab und Buch – Engel – männliche Figur. Oberkante: Junger Heiliger mit Palme – Engel – Georg – Engel – Bischof mit Stab und Messer – Engel – Karl der Große – Engel – Hubertus – Engel – Bischof mit Krückstock und Hirtenstab – Engel – Heiliger, auf die Bilderreihe weisend. In den Fenstern der ersten, sechsten und zehnten Szene erscheinen Wappendarstellungen. Der Streifen ist außen durch einen Zierstreifen begrenzt, in den vier äußeren Ecken befinden sich ebenfalls Wappendarstellungen. Die Inschriften (A) bis (M) stehen auf weißem Schriftgrund, die Buchstaben sind in regelmäßigem Wechsel rot und blau. (N), auf rotem Schriftgrund, hat weiße Buchstaben mit blauen Konturen.

Maße: H.: 65,0 cm; B.: 565,0 cm; Bu.: 2,8–3,4 cm (A–M), 3,2 cm (N).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A–M), gotische Minuskel mit Versalien (N).

  1. A

    H(IC) · S(ANCTUS) · GEORGIUS · BIBIT · UENENUM ·

  2. B

    H(IC) · FLEXISc) · GENIBUS · ORAT · DEUM ·

  3. C

    HIC · TORQUETUR ✶ IN · ROTA ✶ ·

  4. D

    H(IC) OSSA · EIUS · MITTUNTUR · IN · IGNEM ✶

  5. E

    HIC · RESUSCITATUR · A MORTUIS ·

  6. F

    HIC · REUERTITUR · AD · REGES ✶ ·

  7. G

    H[IC] · PONITUR · IN · GRABATO · ARDE[N]TE ·

  8. H

    H(IC) · MITTITUR · IN · BOUEM · ARDENTEM ·

  9. I

    HIC · SUSPENDITUR · IN · FUMUM ✶ ·

  10. K

    HIEa) · TABULE · FACTE · SUNT · ARBORES ·

  11. L

    HIC · COQUITUR · IN · SARTAGINE ✶

  12. M

    H(IC) · ITERUM · SUSCITATUR · A MORTE ·

  13. N

    Georgi martir miles insignis – dignisd) alme nouis clarese) signis – ignis te no(n) vssit multis gignis – benignis fiduciam certandi – Esto contra hostem nobis scutu(m) – tutu(m) tegme(n) aduersus astutu(m) – nutu(m) ei(us) frange fuga brutu(m) – virtutu(m) opus da cor amandi – Opem tuis feras sine mo/ra · rora menti dona/pociora – ora deum ut i(n) mortis hora – decora facie perfruamur – Redde clemens loca requiei – spei semper i(n)nitamur dei – rei simus digni iubilei · trophei premia consequamur · Grandem tyro draconem vicisti · isti necem i(n)fers iussu (christ)i – scisti brauiu(m) q(uo)d appetisti – adisti penas et/carcerem eius amore.

Übersetzung:

Hier trinkt der heilige Georg Gift. – Hier betet er mit gebeugten Knien zu Gott. – Hier wird er am Rad gemartert. – Hier werden seine Gebeine ins Feuer gelegt. – Hier wird er von den Toten wiedererweckt. – Hier kommt er zu den Königen zurück. – Hier wird er auf ein glühendes Bett gelegt. – Hier wird er in das glühende Abbild eines Stieres gesteckt. – Hier wird er in den Rauch gehängt. – Hier sind die Bretter zu Bäumen geworden. – Hier wird er in Blei gekocht. – Hier wird er wiederum vom Tode erweckt.

(N) Georg, Märtyrer, du ausgezeichneter Ritter, du Hehrer erstrahlst hell in neuen Triumphzeichen, das Feuer verbrannte dich nicht, bei vielen Frommen bewirkst du Zuversicht zum Kampf. Sei uns Schild gegen den Feind, sicherer Schutz gegen den Hinterlistigen, zerbrich seine Absicht, schlage den Rohen in die Flucht, gib uns ein Herz, das Werk der Tugenden zu lieben. Bringe den Deinen Hilfe ohne Verzug. Flöße dem Geist machtvollere Gaben ein, bitte Gott darum, daß wir uns in der Stunde des Todes an seinem herrlichen Antlitz erquicken. Gib, Gütiger, den Ort labender Ruhe. Wir wollen uns festhalten an der Hoffnung auf Gott, trotz unserer Schuld der Zeit des Jubels würdig sein und den Lohn des Siegeszeichens erlangen. Du hast als junger Soldat den gewaltigen Drachen besiegt, seine Tötung hast du ausgeführt auf Christi Befehl. Du kanntest den Kampfpreis, und diesen hast du angestrebt; du hast Qualen und Kerker auf dich genommen aus Liebe zu ihm.

             
Wappen:
a) erste Szene, links: Töbing (geld-grüner Baum mit zwei roten Früchten)6)
b) erste Szene, rechts: ungedeutet (in Gold grüner Zweig mit rotem Kuppelzweig)
c) sechste Szene, links: ungedeutet (Schild gespalten; vorn in Blau drei rote Rosen, hinten in Gold halber schwarzer Adler)
d) sechste Szene, rechts: ungedeutet (in Gold grüner Ast, aus dem nach oben eines, nach unten zwei grüne Dreiblätter wachsen)
e) zehnte Szene: Semmelbecker (in Silber blauer Balken mit drei silbernen Semmeln)7)
f) Zierkante, links unten und rechts oben: Schomaker (wie erster Streifen, e)
g) Zierkante, rechts unten und links oben: Bodenteich (wie erster Streifen, f)

Dritter Streifen (Kloster Lüne)
Aufbau und Ausführung entsprechen der Gestaltung der beiden ersten Streifen. Die in den Medaillons dargestellten weiteren Szenen aus der Georgslegende werden durch die Umschriften (A) bis (M) erläutert, die Umschrift in den rahmenden Schriftleisten lautet (N). In den Zwickeln finden sich – von links nach rechts – folgende Darstellungen: Unterkante: Jugendlicher Heiliger – Engel – Papst mit Kreuz und Buch – Engel – Martin – Engel – Abt mit Buch und Stab – Engel – Bischof mit Stab – Engel – Antonius – Engel – Jugendlicher Heiliger; Oberkante: Jugendlicher Heiliger – Engel – Bischof mit Horn – Engel – Bernhard – Engel – Eligius – Engel – Abt mit Buch und Hirtenstab – Engel – Bischof mit Buch – Engel – Jugendlicher Heiliger. In den Fenstern der achten, neunten, zehnten, elften und zwölften Szene finden sich Wappendarstellungen, ebenso in den vier Ecken der Zierkante, die den Streifen nach außen abschließt. Ausführung der Inschriften, Maße und Schriftarten: wie für den zweiten Streifen beschrieben.

  1. A

    HIC · SUSCITAT · MORTUOS · ✶ ·

  2. B

    HIC · BAPTISANTUR · MORTUI ·

  3. C

    HIC · SANAT · INFANTEM · UIDUE ·

  4. D

    H(IC) · IGNIS · FUNDITUR · SUPER · EUM ✶

  5. E

    HIC · DIUIDITUR · ET · SEPELITUR · ✶ ·

  6. F

    H(IC) · RESUSCITATUR · CUM · FULGURE ·

  7. G

    HIC · BAPTISAT · MINISTROS ✶

  8. H

    H(IC) · ROGATUR · A · REGE · UT · SACRIFICET ·

  9. I

    HIC · CONUERTIT · REGINAM ·

  10. K

    H(IC) · MITTIT · INFANTEM · IN · TEMPLUM ·

  11. L

    HIC · PUER · UOCAT · APPOLLONIUM ·

  12. M

    H(IC) · DESTRUIT · IDOLA · IN TEMPLO ·

  13. N

    Iram Georgi regis spernis furibu(n)di – mu(n)di cordis victor carnis mu(n)di – tundi iussus sustines habu(n)di – fecu(n)di gaudij pro dulcore · Vita(m) mala(m) doce nos deflere · vere prima gesta penitere · mere semp(er) peccata cauere · timere supplicia futura · Signo crucis dimicas adle/tha · spreta culminis / presentis meta · leta complens tormenta dieta · quieta da tempora mansura · O Georgi ora facies n(ost)ra sit lota · tota macula culpe remota – vota sumat (christ)ea) sibi nota · deuota precami(n)a portamus · O pugil i(n)trepide p(re)clare · stare fide spe no(n) vacillare · ca/ritate(m) dign(a)re i(m)pet(ra)re

Übersetzung:

Hier erweckt er Tote. – Hier werden die Toten getauft. – Hier heilt er das Kind der Witwe. – Hier wird das Feuer über ihn ausgegossen. – Hier wird er zerteilt und begraben. – Hier wird er unter Blitzen wiedererweckt. – Hier tauft er die Diener. – Hier wird er vom König aufgefordert zu opfern. – Hier bekehrt er die Königin. – Hier schickt er das Kind in den Tempel. – Hier ruft der Junge den Apollonius an. – Hier zerstört er die Götzenbilder im Tempel.

(N) Den Zorn des wuterfüllten Königs verachtest du, Georg. Reinen Herzens Besieger der Fleischlichkeit der Welt, das Geschlagenwerden empfindest du als die Wohltat reichlicher und fruchtbringender Freude. Lehre uns, das schlechte Leben zu beweinen, unsere früheren Taten wahrhaftig zu bereuen, in Reinheit immer die Sünden zu meiden, zukünftige Strafen zu fürchten. Im Zeichen des Kreuzes kämpfst du als Wettkämpfer unter Verachtung des nahen Zieles auf dem Berg [d. i. die Marterstätte], mit freudiger innerer Einstellung die Qualen vollendend. Gib bleibende ruhige Zeiten. O Georg, bitte darum, daß unser Antlitz gereinigt sei, daß aller Makel der Schuld entfernt sei, daß Christus die ihm zur Kenntnis gebrachten Gebete annehme. Dafür bringen wir fromme Gebete dar. O unerschütterlicher, hochberühmter Kämpfer, geruhe du, für uns zu erwirken, daß wir im Glauben feststehen, in der Hoffnung nicht wanken und die Liebe erlangen.

                               
Wappen:
a) achte Szene, links: Graurock (wie erster Streifen, a)
b) achte Szene, Mitte: von Meding (wie Nr. 48)
c) achte Szene, rechts: ungedeutet (in Rot zwei goldene Balken, begleitet von einer goldenen Rose)
d)neunte Szene, links: von Hodenberg (in Silber roter Adlerflügel, oben rechts in einen einwärts gekehrten Adlerkopf auslaufend und mit goldenem Kleeblatt belegt)8)
e) neunte Szene, Mitte: Stöterogge (in Blau goldener Zweig)9)
f) neunte Szene, rechts: von Bülow (wie Nr. 55, zweiter Streifen, c)
g) zehnte Szene, links: Semmelbecker (wie zweiter Streifen, e)
h) zehnte Szene, Mitte: von Harling (in Silber zwei abgewendete rote Hahnenköpfe mit Hälsen)10)
i) zehnte Szene, rechts: von Wittorf (in Rot Schrägbalken, belegt mit drei goldenen Halbmonden)11)
k) elfte Szene, links: von der Schulenburg (in Gold drei rote Greifenkrallen 2 : 1)12)
l) elfte Szene, Mitte: von Gilten (in rotem, mit drei weißen Lilien belegtem Feld silberner Balken mit drei blauen Blüten an goldener Wellenranke)13)
m) zwölfte Szene, links: ungedeutet (in Rot blauer Schrägbalken, belegt mit zwei silbernen Linien)
n) zwölfte Szene, rechts: ungedeutet (wie Nr. 55, erster Streifen, c)
o) Zierkante, unten links und oben rechts: Schomaker (wie erster Streifen, e)
p) Zierkante, unten rechts: Landsberg (wie erster Streifen, g)
q) Zierkante, oben links: Bodenteich (wie erster Streifen, f)

Vierter Streifen (Kestner-Museum)
Auf diesem Stück, im Aufbau wie die übrigen Streifen gestaltet, wird die Darstellung der Georgslegende mit zehn Medaillons abgeschlossen. Die Rundfelder zeigen die Umschriften (A) bis (K). Der umrahmende Schriftteil trägt die Umschrift (L). In den Zwickeln zwischen den Medaillons erscheinen folgende Darstellungen: Unterkante: Jugendlicher Heiliger mit Wedel – Engel – Heiliger Bischof mit Kreuz und Buch (Bernward von Hildesheim?) – Engel – Heiliger Abt mit Stab und Buch – Engel – Heiliger Bischof mit Hirtenstab und Buch (Augustinus?) – Engel – Franziskus – Engel – Jugendlicher Heiliger; Oberkante: Jugendlicher Heiliger – Engel – Benedikt – Engel – Heiliger Bischof mit Hirtenstab und Buch (Ambrosius) – Engel – Heiliger im Mönchshabit mit Buch (Thomas von Aquin?) – Engel – Heiliger Bischof mit Hammer und Kästchen (Eligius?) – Engel – Jugendlicher Heiliger. In den Fenstern der ersten und dritten Szene befinden sich Darstellungen von Wappen, ebenso in den äußeren Ecken der Zierkante, die den Streifen nach außen abschließt. Die Buchstaben der Inschriften (A) bis (K) stehen auf weißem Schriftgrund und sind in regelmäßigem Wechsel rot und blau. Bei (L) stehen weiße, blau konturierte Buchstaben auf rotem Grund.

Maße: H.: 63,0 cm; B.: 458,5 cm; Bu.: 2,9 cm (A–K), 3,1 cm (L).

Schriftart(en): Gotische Majuskel (A–K), gotische Minuskel mit Versalien (L).

  1. A

    H(IC) · S(ANCTUS) · GEORGIUS · DUCITUR · AD · REGEM ·

  2. B

    HIC · MITTITUR · IN · CARCEREM ·

  3. C

    HIC · INTRAT · REX · PALACIUM · REGINE ·

  4. D

    HIC · REGINA · FUSTIBUS · CEDITUR ·

  5. E

    HIC · DE · COLLATURa) · REGINA · ✶

  6. F

    HIC · DUCITUR · AD · DECOLLANDUM ·

  7. G

    HIC · ORAT · SANCTUS · GEORGIUS ·

  8. H

    HIC · CAPITE · TRUNCATUR *

  9. I

    H(IC) · IGNIS · DE · CELO · CONSUMIT · REGES ·

  10. K

    H(IC) · LIBERAT · UIRGINEM · A DRACONE ·

  11. L

    Ora pro nobis beate Georgi martir dei – vt digni efficiamur promissione (christ)i – Obtineat nobis quesum(us) d(omi)ne beati martiris tui Georgii gracia(m) et gloriam sancta deprecacio ut contra hostes corporis (et) a(n)i(m)e decertantes triu(m)phare / feliciter mereamur / Beate Georgi ora locemur cu(m) s(an)c(t)or(um) cohorte – morte finita nos regni porte – sorte suma(n)t a(n)i(m)a (con)sorte – ab sorte si(n)t o(mn)es culpa [et] pena – Illustris hui(us) dom(us) p(at)rone – bone nob(is) presto sis agone – pone p(re)ce nos adiutor p(ro)ne corone participes beate – Senciam(us) tuu(m) leuamen –

Übersetzung:

Hier wird der heilige Georg zum König geführt. – Hier wird er in den Kerker geworfen. – Hier betritt der König den Palast der Königin. – Hier wird die Königin mit Ruten geschlagen. – Hier wird die Königin enthauptet. – Hier wird [Georg] zur Enthauptung geführt. – Hier betet der heilige Georg. – Hier wird ihm das Haupt abgeschlagen. – Hier verschlingt das Feuer vom Himmel die Könige. – Hier befreit [Georg] die Jungfrau von dem Drachen.

(L) Bitte für uns, heiliger Georg, Märtyrer Gottes, damit wir würdig gemacht werden der Verheißung Christi. Möge uns, darum bitten wir, Herr, das heilige Gebet deines heiligen Märtyrers Georg Gnade und Herrlichkeit erhalten, damit wir im Kampf gegen die Feinde des Leibes und der Seele glückhaft zu triumphieren verdienen. Heiliger Georg, bitte, daß wir gesellt werden zum Heer der Heiligen, daß uns durch göttliche Fügung nach dem Tode die Tore des Himmelreiches mit unserer Seele aufnehmen und daß davon ausgeschlossen seien alle Schuld und Strafe. Erhabener Schutzpatron dieses Hauses, Gütiger, stehe uns bei im Kampf, mache uns durch das Gebet, geneigter Helfer, zu Teilhaftigen an der glückseligen Krone. Mögen wir deinen Beistand fühlen.

         
Wappen:
a) erste Szene: Bock (?) (in Blau gelbgehörnter weißer Widderkopf)14)
b) dritte Szene, oben: Nikolaus Graurock (wie erster Streifen, a)
c) dritte Szene, unten: ungedeutet (in Gold silberner Phönix, rote Flammen aus den Ohren blasend, auf quergelegtem, rotbrennendem, blauem Ast sitzend)
d) Zierkante, links unten, rechts oben: Schomaker (wie erster Streifen, e)
e) Zierkante, rechts unten, links oben: Bodenteich (wie erster Streifen, f)

Die formale Konzeption der vier Banklaken ist unverändert vom Streifen mit den Szenen aus der Bartholomäuslegende (Nr. 45) übernommen worden. So findet sich auch hier die Aneinanderreihung von Medaillons zu einem Darstellungszyklus, in diesem Falle zu dem umfangreichsten, der in Kloster Lüne entstanden ist. Wenn man von der Verwendung der gotischen Majuskel in den Umschriften der Rundfelder absieht, bietet der epigraphische Befund keine Besonderheiten. Die Trennpunkte stehen auf Zeilenmitte und sind nicht ornamentiert. Zur Füllung freibleibenden Schriftraumes dienen zuweilen kleine Sterne. Die Buchstabengestaltung zeigt – auch in der Farbgebung – genaue Entsprechungen zum Bartholomäus- und zu den beiden Katharinenstreifen (Nr. 55), die gleichfalls nach dem hier zu beobachtenden Schema gestaltet sind. Die Bemerkung Marie Schüttes, die Banklaken mit den Szenen aus der Georgslegende seien die einzigen im Kloster gearbeiteten ohne inschriftlich mitgeteilte Datierung15), ist unzutreffend und beruht darauf, daß ihr der erste und vierte Streifen allem Anschein nach unbekannt waren. Durch die Umschrift des ersten Stückes indessen sind die vier Streifen auf das Jahr 1500 datiert – wie die Banklaken mit Darstellungen aus der Legende der Hl. Katharina und wie der Weihnachtsteppich (Nr. 57). Im Gegensatz zu den Teppichen scheinen die inschriftlich gegebenen Jahreszahlen auf den Banklaken den Abschluß der Arbeiten zu bezeichnen. Dafür spricht die Formulierung completum est auf dem zweiten Katharinenstreifen, der als einziger eine Textergänzung zur Nennung der Jahreszahl erhalten hat. Beim Bartholomäus- und den vier Georgsstreifen wurde auf einen entsprechenden Zusatz verzichtet.

Die Georgslegende wird in 41 Einzelszenen dargestellt. Bereits Ruth Grönwoldt hat darauf aufmerksam gemacht, daß es sich um „den ausführlichsten Zyklus einer Wiedergabe des Lebens des hl. Georg in der niedersächsischen Kunst jener Epoche“ handelt16). Sie führt weiterhin an, daß die Quellen „für die Abfassung der Vorlage“ unbekannt seien, Marie Schütte jedoch auf eine lateinische Redaktion eines griechischen Volksbuches über das Leben des hl. Georg verweise. Diese Angaben sind hier zu bestätigen und zu präzisieren.

In der Präsentation der Georgslegende auf den Lüner Banklaken ist die dreimalige Auferstehung des Heiligen von den Toten sowie die auffällig grausame Art seiner Martern besonders hervorstechend – Eigenheiten, die der Legendenfassung des Jacobus de Voragine in seiner ‚Legenda aurea‘ fehlen. Der Darstellung auf den beiden Katharinenstreifen liegt diese Textsammlung weitgehend zugrunde; auf den Georgsstreifen dagegen lassen sich nur zwölf Szenen daraus nachweisen17). Dazu gehört eine Darstellung – der Drachenkampf im letzten Feld des gesamten Zyklus’ –, die als einzige ausschließlich aus der Legendenredaktion des Jacobus zu belegen ist18).

Eben diese Szene fehlt bei allen älteren Fassungen der Georgsvita, die auf einen griechischen Urtext zurückgehen19). Nach den Forschungen Karl Krumbachers haben sich Reste dieses verlorenen griechischen Textes auf einem dem 5./6. Jahrhundert entstammenden, in Wien verwahrten Palimpsest erhalten20). Es gehört zu der Gruppe griechischer Neubearbeitungen der Urfassung. Daneben bildete sich eine orientalische und eine lateinische Gruppe aus. Diese ist für das Folgende von besonderem Interesse. Noch im 5. Jahrhundert entstanden lateinische Übersetzungen in komplizierten Filiationsverhältnissen, die hier jedoch außer acht bleiben können. Die ältesten Handschriften lateinischer Legendenredaktionen stammen aus dem 7. und 9. Jahrhundert. Die im 9. Jahrhundert hergestellten Abschriften eines Sankt Gallener und eines im Besitz der Bollandisten in Brüssel befindlichen Codex wurden 1874 und 1875 ediert21). Sie bieten zwei verschiedene Redaktionsstufen, die jedoch über unbekannte Mittelglieder auf dieselbe lateinische Übersetzung zurückgehen. Schon im 5. Jahrhundert „war der lateinische Georg ... ein beliebtes, vielgelesenes und wiederholt neubearbeitetes Volksbuch“22).

Diese Fassung der Legende rief den Widerspruch der offiziellen Kirche hervor, so daß sie bereits im Jahre 494 im Decretum Gelasianum indiziert wurde23). So entstanden kanonische Überarbeitungen, die die beanstandeten Stellen, vor allem die dreimalige Auferstehung Georgs und die bereits erwähnten Marterszenen, entschärften24). Daneben aber lief die apokryphe Fassung fort. Sie liegt den Texten in den genannten Handschriften aus St. Gallen und Brüssel zugrunde und gab durch mannigfaltige Vermittlung die Vorlage zu künstlerischen Bearbeitungen. In diesen Zusammenhang gehören das althochdeutsche Georgslied25), das in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts entstandene Georgsgedicht des Reinbot von Durne26) oder, aus dem Bereich der bildenden Kunst, der Wandgemäldezyklus im südböhmischen Neuhaus27) und die Darstellungsfolge auf den Lüner Banklaken. Nur der Drachenkampf ist eine Zutat aus der kanonischen Georgs-Passio, die Jacobus de Voragine populär gemacht hat. Er arbeitete ein Sagenmotiv ein, das im Abendland als Episode der Georgsvita zuvor nicht bekannt war28).

Die übrigen 40 Darstellungen folgen der Schilderung des Geschehens, wie ihn der Sankt Gallener (im folgenden: Sg.) und der Brüsseler Codex (im folgenden: Gall.) bieten. Dabei scheint die Vorlage eher Sg. als Gall. zu entsprechen. Dafür lassen sich mehrere Hinweise anführen. Der zweite Streifen gibt in den Medaillons 7, 8 und 9 folgende Reihe: Georg wird auf ein glühendes Bett gelegt – Georg wird in ein glühendes Rind gesetzt – Georg wird in Rauch gehängt. Diese Abfolge entspricht exakt derjenigen in Sg., während Gall. zuerst die Marter des Räucherns und erst danach das glühende Rind erwähnt29). Auch ist in Gall. davon die Rede, daß man Georg einen Stein um den Hals legte und ihn dann dem Rauch aussetzte – eine Einzelheit, die bei Sg. fehlt30). Das Lüner Banklaken verzichtet auf die Darstellung des Steins. Angesichts der Detailfreudigkeit in den Marterszenen wäre das vermutlich nicht geschehen, wenn die Quelle darauf hingewiesen hätte. Auch die Textformulierungen der Medaillonumschriften stehen Sg. näher als Gall., wie an einigen Beispielen gezeigt werden soll:

1. Erster Streifen, (A): Hic conveneunt reges ad Dacianum 
Sg.: Et pervenerunt reges lxxii31)Gall.: Et dum congregati fuissent numero septuaginta duo reges32)
2. Erster Streifen (D): Hic fustibus percutitur capud eius 
Sg.: ...iussit rex, ut percutiatur plumbo capud eius33)Gall.: ... iussit deponi illum et malleo ferreo capud eius contundi precepit34)
3. Zweiter Streifen, (C): Hic torquetur in rota  
Sg.: miserunt eum in rota et graviter torquebant eum35) Gall.: missus est in rotam et magganis constrictus est36)
4. Zweiter Streifen, (G): Hic ponitur in grabato ardente  
Sg.: ... mitterent eum in gravato aereo ardente37) Gall.: ... precepit adferre lectum aereum, et in illum beatum extendi precepit38)
5. Dritter Streifen, (E): Hic dividitur et sepelitur  
Sg.: Et tulerunt ministri corpus eius, novem partes fecerunt de eo et sic sepelierunt39) Gall.: Tunc imperator portare corpus sancti Georgii et in vertice montis excelsi poni precepit40)
6. Vierter Streifen, (B): Hic mittitur in carcerem  
Sg.: ... iussit eum in carcerem mitti41) Gall.: –
7. Vierter Streifen, (C): Hic intrat rex palacium regine  
Sg.: Et intravit rex in palatium ad reginam42) Gall.: ... et ingressus in palatium ubi erat regina43)

Diese Beispiele zeigen, daß für die Umschriften der Medaillons eine Vorlage diente, deren Text Sg. enger verwandt ist als Gall. In welcher Form diese Vorlage entstand und übermittelt wurde, läßt sich nicht klären. Zwischenstufen sind indessen vorauszusetzen. Im übrigen ist für die Darstellung eine Auswahl der in Sg. geschilderten Geschehnisse getroffen worden. Besonderer Wert wurde offensichtlich auf genau die Einzelheiten gelegt, die das Decretum Gelasianum verurteilt hatte: die dreimalige Auferstehung Georgs (Zweiter Streifen, (E), (M); dritter Streifen, (F)) und die langwierige und grausame Art seines Martyriums. Alle in Sg. überlieferten Marterszenen sind akribisch wiedergegeben, andere Züge der Legende fehlen; so etwa ein Disput Georgs mit Datian über Götzenverehrung, die Erscheinung Gottes vor Georg oder das Wunder der Erweckung eines Weidetieres der Scolastica44). Ob diese Selektion im Kloster selbst vorgenommen wurde oder bereits durch die benutzte Vorlage vorgegeben war, ist nicht zu klären. Sicher ist jedoch, daß die Quelle für die Darstellung der Legende auf den Lüner Banklaken die apokryphe, kirchenrechtlich poenalisierte lateinische Fassung der griechischen Georgs-Passio war. Diese Quelle folgte der durch Sg. tradierten Fassung. Als Ergänzung wurde in das letzte Feld die in der Zeit um 1500 seit langem populäre Szene des Drachenkampfes aufgenommen, wie sie durch die Legenda aurea verbreitet worden war.

Wie der Bartholomäus- und die beiden Katharinenstreifen haben auch die vier Banklaken mit der Georgslegende rahmende Umschriften erhalten, die das Dargestellte parallel in der Aussage von Texten veranschaulichen. Der erste Streifen enthält eine Einleitungsformel und die Datierung, die drei übrigen einen Hymnus auf den heiligen Georg. Der vierte Streifen vermittelt zusätzlich einen Gebetstext, der kein einheitliches Gestaltungsschema erkennen läßt (Ora ... mereamur). Der Hymnus besteht aus sechs Strophen: 1. Georgi ... amandi (Zweiter Streifen); 2. Opem ... consequamur (Zweiter Streifen); 3. Grandem ... dulcore (Zweiter/Dritter Streifen); 4. Vitam ... mansura (Dritter Streifen); 5. O Georgi... impetrare (Dritter Streifen); 6. Beate ... levamen (Vierter Streifen).

Alle sechs Strophen sind identisch gebaut, die dritte, fünfte und sechste sind jedoch gestört – eine Beobachtung, die ihre Parallele an den Katharinenstreifen findet. Offensichtlich hat man auch hier in einen vorgegebenen Textbestand eingegriffen, um eigene Vorstellungen deutlicher hervortreten zu lassen45). Der Strophenaufbau folgt wie bei dem Katharinenstreifen dem Sequenzenschema, ist hier jedoch komplizierter gestaltet. Jede Strophe besitzt acht Verse, nach dem Muster aaabcccb zweisilbig weiblich gereimt, wobei die Verse 2, 3 und 4 (6, 7 und 8) am Anfang den Endreim des vorhergehenden Verses wieder aufnehmen, bei 2 und 3 (6 und 7) in den ersten und zweiten, bei 4 (8) in der zweiten und dritten Silbe. Prosodische Grundform einer jeden Halbstrophe ist eine aus 20 Silben bestehende Langzeile, deren aus fünf Trochäen gebildeter erster Teil zweimal wiederholt wird. Im zweiten Teil, also jeweils in Vers 4 und 8, wird ein Taktwechsel durchgeführt. Dieses Schema ist an mehreren Stellen durch Texteinfügungen durchbrochen worden: in der dritten Strophe sind die Worte et carcerem (Vers 4) und Georgi (Vers 5) und in der fünften Strophe die Worte O Georgi (Vers 1) ergänzt, außerdem ist der Schluß der fünften Strophe nicht intakt. Gestört ist auch die sechste Strophe, deren Anfangsworte Beate Georgi ora nicht dem Schema entsprechen und deren Schluß ebenfalls verändert ist: es fehlt das Reimwort auf pena. Offenbar hat man bedenkenlos in den Text eingegriffen, um deutlichere Bezüge zu den bildlichen Darstellungen herzustellen und auch den Gebetscharakter auffälliger zu akzentuieren.

Die einschlägigen hymnologischen Sammlungen weisen diese Georgs-Sequenz nicht nach, so daß sich ihr Ursprung nicht ermitteln ließ. Ob man aber das huius domus patrone im fünften Vers der sechsten Strophe unmittelbar auf Kloster Lüne beziehen darf, wie es Ruth Grönwoldt unternimmt46), und damit eine Entstehung des Hymnus am Ort annehmen muß, bleibt fraglich. Ungeklärt bleibt auch, welche Motive zur Herstellung dieses umfangreichen Zyklus’ zur Georgslegende geführt haben. Aus der europäischen Kunstgeschichte hat sich nur ein Beispiel ermitteln lassen, das als Gegenstück anzuführen ist: die bereits erwähnten, 1838 freigelegten Wandmalereien in einem Nebenraum der Kapelle in Burg Neuhaus (Jindřichůw Hradec) in Südböhmen47). Dort befinden sich in zwei übereinanderliegenden Reihen eine große Anzahl von szenischen Darstellungen der Legende. Fast 50 Szenen haben sich erhalten, einige weitere sind zerstört. Sie sind durch deutschsprachige Beischriften erläutert und nach Ausweis einer erhaltenen inschriftlichen Datierung um 1338 entstanden. Wie in Lüne wurden die Schilderungen nach der apokryphen Vorlage durch Darstellungen des Drachenkampfes ergänzt. Bezüge zwischen dem niedersächsischen Kloster und der südböhmischen Burg sind nicht nachzuweisen und wenig wahrscheinlich. So steht der Zyklus der Lüner Banklaken in seiner Entstehungszeit und seinem regionalen Umfeld allein.

Textkritischer Apparat

  1. Sic!
  2. Das abschließende -e steht bereits außerhalb der Schriftleiste und ragt in die Zierkante hinein.
  3. Mithoff, S. 127: ALEXIS.
  4. Mithoff, S. 127: dignus.
  5. Schütte: clarens.

Anmerkungen

  1. Vgl.: Das Königliche Welfen-Museum; S. 68 summarischer Hinweis auf Stickereien und Gewebe, darunter solche aus Kloster Lüne.
  2. Nach den Objekt-Akten des Kestner-Museums.
  3. Wie bei den Katharinenstreifen sind auch hier die beigegebenen Attribute nicht mehr eindeutig zu erkennen, so daß einige der im folgenden genannten Identifizierungen unsicher sind.
  4. Wappenbeschreibung bei Büttner, s. p., Einleitung zur Genealogie Provest.
  5. Vgl. Ledebur, Wappen, S. 74–80.
  6. Wappenbeschreibung bei Büttner, s. p., Einleitung zur Genealogie Töbing.
  7. Wappenbeschreibung bei Büttner, s. p., Einleitung zur Genealogie Semmelbecker.
  8. Vgl. Hildebrand-Mieste (Bearb.), Der Hannöverische Adel, S. 9, dazu Taf. 10.
  9. Wappenbeschreibung bei Büttner, s. p., Einleitung zur Genealogie Stöterogge.
  10. Vgl. Hildebrand-Mieste (wie Anm. 8), S. 9, dazu Taf. 9.
  11. Nach Schütte, S. 46.
  12. Vgl. Hildebrand-Mieste (wie Anm. 8), S. 15, dazu Taf. 17.
  13. Wie Anm. 11.
  14. Vgl. Hildebrand-Mieste (wie Anm. 8), S. 4, dazu Taf. 3.
  15. Schütte, S. 43. Dort Vorschlag einer Datierung auf 1503/04. Ebenso Knauf, S. 32.
  16. Grönwoldt (Bearb.), Textilien I, S. 101.
  17. Es handelt sich um folgende Darstellungen: 1. Zweiter Streifen, erste Szene (Georg trinkt Gift); 2. Zweiter Streifen, dritte Szene (Marter am Rad); 3. Zweiter Streifen, elfte Szene (Georg wird mit Blei übergossen); 4. Dritter Streifen, siebente Szene (Aufforderung zum Götzendienst); 5. Dritter Streifen, zwölfte Szene (Zerstörung der Götzenbilder); 6. Vierter Streifen, erste Szene (Georg wird vor den König geführt); 7. Vierter Streifen, dritte Szene (Der König betritt den Palast der Königin); 8. Vierter Streifen, vierte Szene (Marter der Königin); 9. Vierter Streifen, siebente Szene (Georgs Gebet); 10. Vierter Streifen, achte Szene (Georgs Enthauptung); 11. Vierter Streifen, neunte Szene (Ein Feuer vom Himmel vernichtet die Könige); 12. Vierter Streifen, zwölfte Szene (Drachenkampf). – Zur Überprüfung benutzte Ausgabe: Die Legenda aurea des Jacobus de Voragine, aus dem Lateinischen übersetzt von Benz, hier S. 300–306. Vgl. Nr. 55, Anm. 3.
  18. Vgl. Benz (wie Anm. 17), S. 303.
  19. Vetter (Hg.), Georg, S. LXXXVIII.
  20. Krumbacher, Georg, S. 109. – Das Folgende nach Krumbacher, bes. nach S. 281–290; S. 123 ein Stemma der Textfiliationen.
  21. Arndt (Hg.), Passio, S. 43–70. – Zarncke (Hg.), Georgslegende, S. 256–277.
  22. Krumbacher (wie Anm. 20), S. 285.
  23. Vetter (wie Anm. 19), S. XLVII.
  24. Die Fassung des Jacobus de Voragine (vgl. Anm. 17) ist die bekannteste dieser kanonischen Bearbeitungen. Vgl. auch Vetter (wie Anm. 19), S. LI.
  25. Edition: Althochdeutsches Lesebuch, S. 132–135, Nr. XXXV.
  26. Edition: Vetter (wie Anm. 19).
  27. Vgl. die Hinweise weiter unten und Anm. 47.
  28. Krumbacher (wie Anm. 20), S. 302; Vetter (wie Anm. 19), S. LXXXVIII.
  29. Arndt (wie Anm. 21), S. 55.
  30. Arndt (wie Anm. 21), S. 55 (Gall.: ... iterum iussit eum suspendi inverso capite, et in colla eius suspendi lapidem magnum et fumo aereo fumare eum, ...).
  31. Zarncke (wie Anm. 21), S. 265.
  32. Arndt (wie Anm. 21), S. 49.
  33. Zarncke (wie Anm. 21), S. 267.
  34. Arndt (wie Anm. 21), S. 51.
  35. Zarncke (wie Anm. 21), S. 269.
  36. Arndt (wie Anm. 21), S. 53.
  37. Zarncke (wie Anm. 21), S. 270.
  38. Arndt (wie Anm. 21), S. 54.
  39. Zarncke (wie Anm. 21), S. 273.
  40. Arndt (wie Anm. 21), S. 60.
  41. Zarncke (wie Anm. 21), S. 276.
  42. Wie Anm. 41.
  43. Arndt (wie Anm. 21), S. 66.
  44. Vgl. Zarncke (wie Anm. 21), S. 266 f., Abschnitt 3; S. 267, Abschnitt 5; S. 271, Abschnitt 12.
  45. Die Textveränderungen bestehen vor allem in der Einfügung von persönlichen Anreden an den Heiligen, dem die Darstellungsfolge gewidmet ist. Dasselbe läßt sich am Bartholomäus- und den beiden Katharinenstreifen feststellen. Offensichtlich sollte die Rolle der Heiligen als Mittler zwischen dem Gläubigen und Gott besonders betont werden. Damit erhalten die Banklaken im übrigen auch den Charakter von Devotionsgaben.
  46. Grönwoldt (wie Anm. 16), S. 100.
  47. Wocel, Wandgemälde, S. 59–92. Danach das Folgende; Beschreibung des Zyklus S. 74–92.

Nachweise

  1. Schütte, S. 43–47 (nur zweiter und dritter Streifen).
  2. Grönwoldt (Bearb.), Textilien I, S. 93–106 (nur erster und vierter Streifen).
  3. Erwähnung: Mithoff, S. 127 (mit (A), (B), (C) und dem Beginn von (N) des zweiten Streifens); Krüger, Stickereien, S. 114 (mit der irrtümlichen Angabe, es handele sich um einen Streifen); Knauf, S. 32.
  4. Abbildung: Schütte, Taf. 45, 46, 47; Grönwoldt, Abb. 60, S. 162, Abb. 61, S. 163.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 56 (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0005608.