Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 51 Museum H 93 um 1500

Beschreibung

Element eines Banklakens. Wollwirkerei. Die Textilarbeit zeigt als farbige Darstellung einen Pelikan, der mit erhobenen Schwingen vor einem Nest mit drei Jungen steht. Er speist sie mit drei Blutstropfen, die aus einer Wunde an seiner Brust herabfallen. In der oberen linken und rechten Ecke sind auf gelbem Grund je zwei Buchstaben eingefügt. Die Hasten sind in regelmäßigem Wechsel schwarz und rot, die Innenflächen der Buchstaben weiß.

Maße: H.: 55,0 cm; B.: 55,5 cm; Bu.: 8,4 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Kloster Lüne [1/1]

  1. cn ai

Kommentar

Das Stück stammt aus dem Kloster Lüne, wo sich eine beträchtliche Anzahl dieser Elemente erhalten hat, hier jedoch in ihrer vermutlich ursprünglichen Bestimmung friesartig zu mehreren Banklaken aneinandergefügt. Alle Elemente gleichen sich in der Pelikandarstellung und sind in der Beschriftung identisch. Unterschiede bestehen in der Farbgebung und der Bildkomposition. Nach einer im Kloster bewahrten mündlichen Tradition sind die vier Einzelbuchstaben als Wortanfänge zu begreifen und aufzulösen zu: c(rux) n(os) a(bripuit) i(nferis)1), also: „Das Kreuz hat uns der Hölle entrissen.“ In Verbindung mit der Darstellung des Pelikans, der als Symbol für Christi Tod und Auferstehung und damit für seine Heilstat steht, erscheint diese Deutung nicht abwegig2).

Die Arbeiten werden von Körner und Knauf in die Zeit um 1500 datiert3). Der epigraphische Befund einer auffallend sorgfältig gestalteten, gut ausgebildeten gotischen Minuskel stützt diese Einordnung, so daß sie hier übernommen wurde.

Anmerkungen

  1. Den Hinweis verdanke ich Fräulein A. von Pustau, Chanoinesse im Kloster Lüne.
  2. Vgl. Lexikon der christlichen Ikonographie, Bd. 3, Sp. 390–392, s. v. Pelikan.
  3. Körner, Leitfaden, S. 151, Nr. H 93; Knauf, S. 33.

Nachweise

  1. Abbildung eines Exemplars aus Kloster Lüne: Knauf, S. 92.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 51 (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0005103.