Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 42† St. Michaeliskirche 1492

Beschreibung

Glocke. Ludwig Albrecht Gebhardi überliefert nur die Inschrift und Angaben über die Abmessungen1). Die Glocke wurde 1791 verkauft und eingeschmolzen2).

Maße: H.: 88,0 cm (36//); Dm.: 117,0 cm (48//).

Schriftart(en): Vermutlich gotische Minuskel mit Versalien.

  1. + O · Rex · Glorie · veni · cum · pace · Gherardus · de · Wou · me · fecit · Anno · domini · M · CCCC · XCII ·

Übersetzung:

O König der Herrlichkeit, komme mit Frieden! Gherardus de Wou schuf mich im Jahre des Herrn 1492.

Kommentar

Die Gebetsformel „O rex gloriae, veni cum pace“ gehört zu den ältesten nachzuweisenden Glockeninschriften und war weit verbreitet3). Otte spricht deshalb von einem „Volksglauben an eine ihr innewohnende magische Kraft“4). Walter bringt ihr Aufkommen mit den seit Ende des 11. Jahrhunderts ausgerufenen Gottesfrieden in Zusammenhang und bietet Beispiele aus dem gesamten abendländischen Kulturkreis5).

Die Glocke wurde von Gherardus de Wou zusammen mit drei anderen in den Jahren 1491 und 1492 für das Geläut der St. Michaeliskirche geschaffen6).

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Coll. I, 1762, S. 369.
  2. Wrede, Die Glocken der Stadt Lüneburg, S. 49.
  3. Ein Beispiel aus dem Jahre 1200 bei: Walter, Glockenkunde, S. 162; ebd., S. 164–168, Anm. 6, weitere Nachweise aus der Zeit von 1150 bis 1911, dabei S. 166 Erwähnung dieser Lüneburger Glocke von 1492.
  4. Otte, Glockenkunde, S. 122.
  5. Walter (wie Anm. 3), S. 164; ebd., S. 163, Beispiele aus Dänemark, Holland, Frankreich, Spanien, Ungarn und Rußland. – Vgl. auch die Beispiele bei Thurm (Bearb.), Deutscher Glockenatlas 3, etwa S. 171, Nr. 216 (um 1300); S. 173, Nr. 227 (1451; in Verbindung mit dem Ave Maria); S. 257, Nr. 619 (2. H. 14. Jh.; mit dem Ave Maria); S. 310, Nr. 873 (um 1400; mit dem Ave Maria); S. 423, Nr. 1392 (2. H. 14. Jh.; mit dem Ave Maria). – S. auch DI XVIII (Landkreis Bamberg), S. 29, Nr. 61 (1464).
  6. Zwei dieser Glocken sind bis heute erhalten: vgl. Nr. 43 und 44.

Nachweise

  1. Gebhardi, Coll. I, 1762, S. 369. Danach: Mithoff, S. 168.
  2. Wrede, Die Glocken der Stadt Lüneburg, S. 49.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 42† (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0004204.