Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 35† St. Michaeliskirche 1459

Beschreibung

Totenschild (?) für Wasmod (II.) von Meding. Über Standort, Ausführung und Verbleib ist nichts bekannt. Rikemann überliefert folgenden Text1):

  1. Na Christi bort 14. in dem 55 iare, des Middeweckens vor Valentini, starff Wasmot van Meding, der herschop Luneborch Marschalck; biddet Gott vor ene und sin geschlechte.

Datum: 1455 (?), Februar 12.

Kommentar

Das Formular der Inschrift zeigt eine so starke Ähnlichkeit mit dem des Textes auf dem erhaltenen Totenschild für Werner (XIII.) von Meding (Nr. 48), daß die Vermutung naheliegt, auch hier habe es sich um einen solchen Schild gehandelt. Da die Familie von Meding in der Michaeliskirche ein Erbbegräbnis besaß2), wurden mit großer Wahrscheinlichkeit keine Einzelbestattungen vorgenommen. Auch aus diesem Grund ist daran zu denken, daß keine Grabplatte, sondern nur ein Totenschild, angebracht in der Nähe der Gruft, die Erinnerung an den Toten wachgehalten hat.

Wasmod, älterer Sohn des 1410 verstorbenen Jordan (IV.) von Meding3), teilte 1428 mit seinem Bruder Jordan (V.) die vom Vater ererbten Güter4). Seinen Hauptwohnsitz nahm er in Schnellenberg, dem Stammsitz der Familie seit 13865). 1436 verkaufte er dem Michaeliskloster einen Teil seines an das Klosterareal grenzenden Wohngrundstückes6). In einer Urkunde aus dem Jahre 1454 ist Wasmod wie in der Inschrift als Marschall bezeichnet7). Einer seiner Söhne war der bereits genannte Werner (XIII.).

Das Nekrologium des Klosters gibt als Todesjahr Wasmods 1459 an, die Tagesbezeichnung – der 12. Februar – stimmt jedoch mit der Überlieferung Rikemanns überein8). Möglicherweise liegt deshalb ein Lesefehler vor. Vermutlich war die Jahreszahl in lateinischen Ziffern gegeben. Wenn sich nun die Inschrift in schlechtem Erhaltungszustand befand oder der Totenschild, sofern es sich um einen solchen gehandelt hat, vergleichsweise hoch angebracht war, ist ein Versehen leicht erklärlich: die Zahlen LIX und LV können unter solchen Bedingungen kaum noch zu unterscheiden sein. Da die Datierung des Nekrologs glaubwürdig ist und sicher wirkt, ist die Inschrift hier unter das Jahr 1459 eingeordnet worden.

Anmerkungen

  1. Fol. 4 r.
  2. Vgl. Nr. 33.
  3. Meding (Bearb.), Geschichte, S. 199. Über Wasmod (II.) ebd., S. 202–206.
  4. Abdruck des Vertrages: Meding (wie Anm. 3), S. 312 f., Nr. 132.
  5. In diesem Jahr hatte die Familie ihren ursprünglichen Sitz in Alten-Medingen (18 km südostwärts Lüneburg) aufgegeben: Meding (wie Anm. 3), S. 53.
  6. Hodenberg, Lüneburger Urkundenbuch, 7. Abt., S. 652 f., Nr. 1065 (1436, November 18). Verkauft wird dat achterste buw dar de thorne ynne licht myt deme Rume dat dar schutt in synen [sc. des Abtes] hoff by syneme vor- werke und gehored hefft to myneme wonhuse belegen vor deme Nygen dore.
  7. Meding (wie Anm. 3), S. 205.
  8. Nekrologium des Klosters S. Michaelis in Lüneburg, hg. von Wedekind, S. 12: Anno domini M. CCCC. LIX Wasmodus Marschalkh la. fr. nr. qui dedit ... curiam unam in Sekerdorp, que solvit IIIes solidos ... Der Eintrag war nicht mehr vollständig lesbar, als Wedekind die Edition besorgte. Die hier erwähnte Schenkung ist bei Meding (wie Anm. 3) nicht erwähnt.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 35† (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0003509.