Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 33† St. Michaeliskirche 1. H. 15. Jh.

Beschreibung

Inschrift vom Erbbegräbnis der Familie von Meding. Über Ausführung und Verbleib ist nichts bekannt. Möglicherweise befand sich der Text auf der Deckplatte der Familiengruft, die im südlichen Seitenschiff der Michaeliskirche lag. Der Lageplan von 1755 lokalisiert sie in Höhe des zweiten Fensters von Westen, etwa auf der Mittelachse des Schiffs1). Rikemann überliefert folgenden Wortlaut2):

  1. Dut is ein graff des geschlechtes Meding, Marschalck des landes tho Luneborch, mans und fruwens namen; requiescant in pace.

Kommentar

Eine Datierung der Inschrift ist schwierig, weil konkrete Anhaltspunkte dafür fehlen. Sicher bezeugt ist die Existenz der Familiengruft erst durch das Testament Hennings von Meding vom Jahre 15073). Es ist jedoch wahrscheinlich, daß sie geraume Zeit vorher eingerichtet wurde. Die Gruft der Familie von dem Berge wurde zu Anfang des 15. Jahrhunderts angelegt4). Die von dem Berge waren Erbschenken der lüneburgischen Herzöge, die von Meding deren Erbmarschälle5), beide Familien standen sich im Rang also um nichts nach. Deshalb ist damit zu rechnen, daß auch das Meding’sche Erbbegräbnis zumindest in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts geschaffen worden ist.

Die Grablege der von dem Berge erhielt eine kennzeichnende Inschrift in lateinischer Sprache mit deutschen Einlassungen6). Die hier zu behandelnde Inschrift ist in dem dort verwendeten Formular gehalten, enthält jedoch erweiternde Zusätze und ist, wenn man von dem traditionellen und deshalb vielleicht in überkommener Form gegebenen Votum absieht, in deutscher Sprache abgefaßt. Dieser Sachverhalt führt zu der Vermutung, daß die Inschrift zwar etwas später als die auf der Deckplatte des von dem Bergeschen Erbbegräbnisses, aber noch in der ersten Hälfte des 15. Jahrhunderts entstanden ist. Sie muß etwa gleichzeitig mit der Einrichtung der Meding’schen Gruft angefertigt worden sein. Bereits Wasmod (II.) von Meding, der 1459 verstarb, ist vermutlich in dieser Gruft beigesetzt worden7).

Die Familie von Meding gehört zu den ältesten Ministerialengeschlechtern des Fürstentums Lüneburg. Das Erbamt der Marschälle hatte sie seit dem Anfang des 13. Jahrhunderts inne8). Wie die von dem Berge oder die Grote, die Erbtruchsessen waren, besaßen die von Meding einen Burgmannensitz am Kalkberg unterhalb der herzoglichen Burg9). Außer Wasmod (II.) wurden auch sein Sohn Werner (XIII.) sowie Boldewin von Meding, deren Totenschilde sich erhalten haben, in der Michaeliskirche begraben10).

Anmerkungen

  1. Lageplan von der Hand des Just Henrich Gebhardi, in: Gebhardi, Coll. VI, 1772, S. 381.
  2. Fol. 4 r.
  3. Meding (Bearb.), Geschichte, S. 323–329, Nr. 159, hier S. 324.
  4. Gebhardi, Coll. XV, 1798, S. 462.
  5. Köhler, Historische Nachricht, S. 31: von dem Berge; S. 29: von Meding.
  6. Vgl. Nr. 17. Die Inschrift lautete: Hic est generalis sepultura generis van dem Berghe nuncupati. Sie wurde nachträglich auf der Grabplatte des 1415 verstorbenen Priors Borchard von dem Berge angebracht.
  7. S. Nr. 35.
  8. Meding (wie Anm. 3), S. 15, 35–39, 78–80, und Köhler (wie Anm. 5), S. 29.
  9. Grote (Hg.), Geschichte, S. 19.
  10. Vgl. Nr. 48 und 65.

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 33† (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0003305.