Inschriften: St. Michaeliskloster und Kloster Lüne bis 1550

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 24: Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne (1984)

Nr. 25 Hannover, Niedersächsisches Landesmuseum (1432)

Beschreibung

Zwei Kopfreliquiare aus dem Schatz der „Goldenen Tafel“ des Michaelisklosters. Lindenholz; bemalt, versilbert und vergoldet. Beide Stücke sind völlig gleichartig gearbeitet. Sie befanden sich in der oberen Fächerzone des Altarschreins im vierten Fach von rechts1). Seit Ende des 18. Jahrhunderts teilten sie die Geschicke der meisten noch erhaltenen Teile des Schatzes und werden heute im Niedersächsischen Landesmuseum Hannover gezeigt (Inv.-Nr.: WM. XXI a, 3 und 4)2).

Auf einer ovalen Grundplatte erhebt sich über einer Kehle ein im Querschnitt ebenfalls ovaler Sockel mit geraden Wänden. Dieser Sockel geht in die eigentliche Kopfbüste über. Die Köpfe besitzen langes Haar und tragen eine Krone. Sockel und Kronen sind vergoldet, die Gesichter versilbert3), Augen und Lippen farbig behandelt und die Haare in Goldersatz braun lasiert. Jeder Sockel besitzt vorn in der Mitte eine kleine querrechteckige, mit einem Hornplättchen verschlossene Öffnung. Hinter dem Plättchen ist ein Pergamentstreifen mit der zweizeiligen Beschriftung: De capite XI / milium virginum angebracht. Unmittelbar rechts neben der Öffnung befindet sich ein schräggestellter aufgemalter Wappenschild. Auf der blau bemalten Kehle unter dem Sockel ist mit weißer Farbe die Inschrift aufgetragen. Sie beginnt ungefähr in gleicher Höhe mit der linken Grenze des am Sockel vorhandenen Fensters.

Maße: H.: 30,0 cm; Bu.: ca. 1,8 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versal.

Gottfried Wilhelm Leibniz Bibliothek Hannover [1/1]

  1. B(er)nard(us) dux dedit

Übersetzung:

Herzog Bernhard schenkte es.

Wappen:
Herzöge von Braunschweig und Lüneburg (Schild geviert: 1 und 4: auf rotem Grund zwei goldene Leoparden; 2 und 3: auf goldenem, mit roten Herzen bestreutem Grund blauer Löwe)4)

Kommentar

Wappen und Inschrift verweisen auf die Reliquienschenkung Herzog Bernhards von 1432, so daß eine Datierung in dieses Jahr gestattet ist5). Es handelt sich mit großer Wahrscheinlichkeit um Arbeiten, die in Lüneburg entstanden sind. Meyne schreibt sie Hans Snitker dem Älteren zu6).

Anmerkungen

  1. So bereits die Inventarzeichnung des 15. Jahrhunderts: Stuttmann, Reliquienschatz, Tafel 4/5. Ebenso Gebhardi, Verzeichnis, S. 34 f.
  2. Zur Geschichte vgl. Nr. 24 (Straußenei-Reliquiare) und Nr. 16 (Flügel vom Altar mit der ‚Goldenen Tafel‘). – Die beiden Kopfreliquiare konnten aus sicherungstechnischen Gründen, die durch die Aufstellung im Museum bedingt sind, nicht vermessen werden. Die unten folgenden Maßangaben sind Schätzwerte oder den Hinweisen bei: Osten (Bearb.), Katalog, S. 84, Nr. 71, 72, entnommen. Die folgende Beschreibung beruht indessen auf Autopsie.
  3. Das Silber ist stark oxydiert und schwarz angelaufen. Deshalb wurden die beiden Reliquiare bereits 1699 als „zwey Mohren Köppfe von Holtze“ angesehen: Stuttmann, S. 85.
  4. Wie Nr. 24.
  5. Vgl. Nr. 24 und 26.
  6. Meyne, Plastik, S. 159, Nr. 24.

Nachweise

  1. Gebhardi, Verzeichnis 1766, S. 34 f.
  2. Mithoff, S. 164.
  3. Kdm, S. 55.
  4. Stuttmann, S. 86, Nr. 23, 24 (mit Abb. Taf. 35 und 72).
  5. Osten (Bearb.), Katalog, S. 84, Nr. 71, 72 (mit Abb. S. 79).
  6. Meyne, Plastik, S. 159, Nr. 24 (dazu Abb. 63).

Zitierhinweis:
DI 24, Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne, Nr. 25 (Eckhard Michael), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di024g002k0002503.