Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 326 Kloster Ebstorf 1690, nach 1703

Beschreibung

Epitaph der Domina Katharina von Appel.1) Holz, geschnitzt und farbig gefaßt, Gemälde auf Holz. Das Epitaph, das an der Südwand im Nonnenchor hängt, bildet das Gegenstück zu Nr. 325. Es handelt sich um einen reich geschnitzten Holzrahmen mit plastischem Blatt- und Blumenschmuck. Oben auf den abgeschrägten Seiten je ein Putto mit einem Totenschädel zu beiden Seiten eines als Bekrönung angebrachten Vollwappens. Das von dem Rahmen eingefaßte Gemälde zeigt die Verstorbene in einem Kirchenraum vor dem als Ecce homo dargestellten Christus kniend, links von ihrem Kopf die Inschrift A, unten links im Bild die Inschrift B, unter der Darstellung die Inschrift C. Unten am Rahmen ein Unterhang in Form eines Vorhangs, darauf oben ein Engelskopf, darunter die Inschrift D, die über eine andere Inschrift gemalt wurde, deren Reste links und rechts noch lesbar sind (E). Unten auf dem Vorhang wurde nach dem Tod der Domina die zweizeilige Inschrift F nachgetragen. Alle Inschriften sind in Gold auf dunklen Grund gemalt. Möglicherweise wurde die nahezu den gesamten Vorhang einnehmende Inschrift E nach 1703 übermalt, um unten ausreichend Platz für den Sterbevermerk zu gewinnen.

Maße: H.: 320 cm; B.: 240 cm; Bu.: 2 u. 1 cm (A), 1 cm (B), 2 cm (C), 3,5 cm (D, E), 3 cm (F).

Schriftart(en): Fraktur.

Kloster Ebstorf [1/3]

  1. A

    Sihe mensch 2) / Also hat Gott die welt gelibet 3)

  2. B

    Durch dein Leiden / Creutz undt Todt / Hilff mir liber / Herre Gott. / 4)1690

  3. C

    Tausent Tausent mahl sei dihr Libster Jesu danck hieführ 5)

  4. D

    Ach Herr / Wen mein stündlein bricht herein / wenn ich soll entweichen, /O so laß mein Labsahl seÿn /Deine marter Zeichen. /Dein Blut seÿ mein Lebens Safft /Reich mir deine Hände /Nim dem Tode seine Krafft /gib ein Seliges ende.

  5. E

    Durc[ – – – ]mell und wu(n)de(n) /Gede[ – – – ]letzten stunde(n).[ – – – ]onne mir. /[ – – – ]

  6. F

    〈Die Hochw(ürdige) und Wolgeborne Frau Frau Catharina von Appeln, / ist gestorbe(n) A(nn)o 1702 am Charfreÿtag, Alters 64, Domina gewesen 15 Jah(r)〉

Wappen:
Appel

Kommentar

Zur Anfertigung des Epitaphs vgl. Nr. 325. Katharina von Appel wurde am 12. Februar 1639 in Masendorf als Tochter des Heinrich Bernhard von Appel und der Agnes von Hane geboren und trat 1647 in das Kloster Ebstorf ein, ihren eigenen Aufzeichnungen zufolge zusammen mit ihrer Schwester Clara Lucia.6) Eingekleidet wurde sie am 18. November 1653.7) Im Jahr 1688 wurde sie zur Domina gewählt, nachdem sie zuvor das Amt der Dekanin und der Priorin bekleidet hatte. Katharina von Appel starb am 6. April 1703,8) nicht wie in der Inschrift F angegeben 1702. Der 6. April fiel auch nicht auf den Karfreitag, sondern auf den Ostersamstag. Die falsche Ausführung des Todesdatums könnte darauf verweisen, daß die Inschrift F lange Zeit nach dem Tod der Domina ausgeführt wurde.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. EBS Ad 8.
  2. Bezug auf Jh. 19,5.
  3. Jh. 3,16.
  4. Litanei, Evangelisches Gesangbuch, Nr. 192.
  5. Kirchenlied „Jesu meines Lebens Leben“, Refrain, Text Ernst Christoph Homburg 1659, Evangelisches Gesangbuch, Nr. 86.
  6. Klosterarchiv Ebstorf, KA VI 24, fol. 8r.
  7. Dose, Klosteralltag, S. 395 u. 402.
  8. HSTA Hannover, Hann 113 III, Nr. 13398,1, fol. 105.

Nachweise

  1. Plato, Grabschriften, Epitaphien Nr. 9 (A–D, F).

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 326 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0032604.