Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 291 Kloster Lüne 3. V. 17. Jh.

Beschreibung

Gemälde.1) Öl auf Leinwand. Das Gemälde, das im Nonnenchor oben an der Westwand angebracht war und im Sommer 2009 restauriert wurde, zeigt die Kreuzigung Christi durch die Tugenden. Oben am Kreuz der Titulus A, neben dem linken Kreuzbalken schwebend die Gerechtigkeit, durch den Titulus B über ihr bezeichnet, darunter ein großes Schriftband mit der Inschrift C, neben dem rechten Kreuzbalken die durch den Titulus D bezeichnete Wahrheit, darunter ein Schriftband mit der Inschrift E. Unter dem Kreuz stehen die ebenfalls durch Tituli (F) über ihren Köpfen bezeichneten Tugenden Liebe, Frieden und Barmherzigkeit. Unter der Darstellung in einem langen weißen Feld oben in drei Spalten nebeneinander die Inschriften G–I, unten die Inschrift J. Thematisch ist die Inschrift G der Liebe, die Inschrift H dem Frieden und die Inschrift I der Barmherzigkeit zugeordnet. Die Tituli sind in Weiß ausgeführt, alle anderen Inschriften in Schwarz auf Weiß.

Maße: H.: 138,5 cm; B.: 103,5 cm; Bu.: 2 cm (A), alle anderen Inschriften 0,5–1,5 cm u. 0,3–0,4 cm (Angabe der Bibelstellen).

Schriftart(en): Kapitalis (A), Fraktur (B–J).

Kloster Lüne [1/3]

  1. A

    I(ESUS) · N(AZARENUS) · R(EX) · I(UDAEORUM) · 2)

  2. B

    Die Gerechtikeit.

  3. C

    Darumb seÿ verfluchet iederman wer nicht / alle wort deß gesetz erfullet, und nicht bleibet in alle / dem, das geschrieben stehet, in dem Buche deß Gesetzes / das ers thut, 3) und alles Volck soll sagen Amen · 4) Deut: 27. Gal: 3. / Rom: 2. / Ungnade, Zorn, Trubsahl, und Angst, uber alle seelen / der Menschen die Boses thuen · 5)

  4. D

    die Warheit.

  5. E

    1. Thimo: 1 / Das ist ie gewislich war und ein / thewer werdes wort daß Christus / Jesus kommen ist in die Welt, die Sunder / selig zu machen. 6)

  6. F

    Die Liebe. // Der Friede. // Die Barmhertzigkeit

  7. G

    Deine liebe dich gezwungen hatt, daß dein / Bludt groß wunder dath,und bezahlet / unser schuldt,daß unß Gott ist / worden huldt. 7)

  8. H

    Nun wir den sind gerecht worden, / Durch den Glubena), so haben wir / Friede mit Gott, durch unsern / Herrn Jesum Christ. Rom. 5 8)

  9. I

    Barmhertzig und genädig ist der Herr, gedutigb) / und von groser gute, er handelt nicht mit unß, / nach unsern sunden und vorgildt unß nicht, / nach unser mißethat. psalm. 103. 9)

  10. J

    O hilff Christe Gottes Sohn, durch dein bitter Leiden //Das wir dir stets unterthan,all Untugend meiden, //deinen Todt und seine Ursach,fruchtbarlich bedencken, //dafur, wiewol arm und schwach,dir Danckopffer schencken. 10)

Kommentar

Zu dem auf eine Predigt des Bernhard von Clairvaux zurückgehenden Motiv der Kreuzigung Christi durch die Tugenden vgl. a. Nr. 18.11)

Textkritischer Apparat

  1. Statt Glauben.
  2. Statt gedultig.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. LÜN Cb 37.
  2. Io. 19,19.
  3. Gal. 3,10.
  4. 5. Mo. 27,26.
  5. Rö. 2,8f.
  6. 1. Ti. 1,15.
  7. Kirchenlied „Gott sei gelobet und gebenedeiet“, Text Martin Luther 1524, Evangelisches Gesangbuch, Nr. 214, Str. 2.
  8. Rö. 5,1.
  9. Ps. 103,8 u. 10.
  10. Kirchenlied „Christus der uns selig macht“, Text Michael Weise 1531, Evangelisches Gesangbuch, Nr. 77, Str. 8.
  11. Zu den Ursprüngen des Motivs Wipfler, Corpus Christi, S. 174f.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 291 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0029100.