Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 264a† Kloster Isenhagen 1660

Diese Katalognummer liegt nur in der Onlinefassung vor (Neufund).

Beschreibung

Sarg der Maria Magdalena Frese. Die auf dem Sarg angebrachten Inschriften sind in einer Akte des Klosterarchivs Isenhagen verzeichnet. Die Anordnung der einzelnen Inschriften auf dem Sarg ist anhand der Skizze, in die die Inschriften eingetragen sind, nur zu vermuten. Danach stand die Inschrift A auf der einen Längsseite des Deckels, die Inschrift B in einem langen Feld auf der Wandung des Sargs, in einem schmaleren Feld links davon die Inschrift C und demzufolge auf der anderen Seite wohl die kürzere Inschrift D oben auf der anderen Seite des Deckels, die längeren Inschriften E und F in einem langen Feld auf der Wandung des Sargs darunter sowie in einem schmaleren Feld rechts daneben die Inschrift G. Auf der Kopfseite vermutlich die Inschrift H, auf der Fußseite die Inschrift I. Möglicherweise waren die Inschriftenfelder durch ein dem Sarg aufgelegtes Kreuz voneinander getrennt.

Inschriften nach der Akte im Klosterarchiv.

  1. A

    psalm 116 / Jch gleübe daß Jch sehen werde daß gute des herrn / im lande der Lebendigena)1)

  2. B

    2 Timoth. 4 / Jch habe einen guten kampff gekempffet Jch habe den Lauff vollendet / Jch habe Glauben gehalten, hinfort ist mir beÿgelegt die krone / der gerechtigkeit welche mir der Herr an Jenem Tage, der ge=/rechte Richter geben wirt, nicht mir aber allein, sondern auch / allen die seine erscheinung Lieb habena)2)

  3. C

    a(nn)o 1625 da / Jst die wolEdle vielEhr / vnd Tugentreiche Junffer / Maria Magdalena Fresen / vff diese weldt gebohren, / vnd an(n)o 1660 den 14 decemb(ris) / in Gott Seelig verschieden

  4. D

    Hiob 19 / Jch weiß daß mein Erlöser lebet vnd Er wirdt mich hernach auß / der Erden aufferwecken vnd werde darnach mit dieser meiner haut / vmbgeben werden vnd werde in meinem fleisch Gott sehen denselben / werde Jch mir sehen vnd meine augen werden Jhn schauwen / vnd kein frömbder3)

  5. E

    Herr Gott vater mein Starcker Heldtdu hast mich / Ewig führ der weldt in deinem Sohn geliebetdein Sohn / hat mich Jhm selbst vertrauwtEr ist mein Schatz ich / seine Braudtsehr hoch in Jhm erfreuwtEÿa Eÿa himlich / lebenwirt Er gebenmir dort obenEwig sol mein hertz / Jhn Loben4)

  6. F

    herr du hast meine Klage verwandelt in einen Reien / du hast meinen sack außgezogen vnd mich mit freuden / gegürtet, auff daß dir Lobsinge meine Ehre vnd nicht stil werde / herr mein gott ich wil dir dancken in Ewigkeit5)

  7. G

    psalm 126 / Die mit Threnen sehen / werden mit freuden /Ernten, Sie gehen / hin vnd weinen, vnd / tragen Edlen saamen / vnd kommen mit freuden / vnd bringen ihre garben6)

  8. H

    psalm 4 / Jch liege vnd schlaffe gantz mit frieden / den allein Du Herr hilffst mir daß / ich sicher wohne7)

  9. I

    hie liege Jch ohn alle Klagvnd schlaff / biß an den Jüngsten Tagden wirt / Christus mein Grab entdeckenvnd / mich zur Ewigen freude Erwecken

Versmaß: Deutscher Reimvers (E, I).

Kommentar

Die 1625 geborene Maria Magdalena Frese trat 1642 in das Kloster Isenhagen ein, ihre Einkleidung als Konventualin erfolgte am 4. Juni 1645. Von den 30 Talern Prövegeld, das bei ihrer Aufnahme in das Kloster bezahlt wurde, bezahlte das Kloster eine neue Innenausstattung für das Gästehaus mit Tischdecken, Gardinen und Kissen.8) Maria Magdalena Frese verstarb sehr jung bereits im Dezember 1660 und hinterließ dem Kloster als persönlichen Besitz neben ihrem Bett samt Bettzeug nur ein Becken, ein Messingbecken und einen silbernen Löffel.9)

Textkritischer Apparat

  1. Offenbar hatte man die Inschriften auf dem Blatt vertauscht, so dass diese Inschrift mit dem Zusatz 2 diß darunter, die darunter verzeichnete Inschrift B mit dem Zusatz 1 diß gehört oben uff den deckel versehen wurde.

Anmerkungen

  1. Ps. 27,13. Die Angabe der Bibelstelle ist nicht korrekt.
  2. 2. Tim. 7,4f.
  3. Hi. 19,25–27.
  4. EG 70,5 (5. Strophe des Liedes „Wie schön leuchtet der Morgenstern“ von Philipp Nicolai).
  5. Ps. 30,12.
  6. Ps. 126,5f.
  7. Ps. 4,9.
  8. Chronik Isenhagen, S. 106 u. 132.
  9. Anders als die Inschrift C gibt die Klosterchronik den 21. Dezember als Todestag an. Chronik Isenhagen, S. 144.

Nachweise

  1. Klosterarchiv Isenhagen, C I 3 c3,1, Nr. 65 (Konventualinnen – Nachrichten und Briefe verschiedenen Inhalts, Begräbnisse, Beurlaubungen, Testamente, 1586–1801). – Katharina Talkner, Erbauliche Inschriften und Erbauungsliteratur in den Lüneburger Klöstern. In: Klöster und Inschriften. Glaubenszeugnisse gestickt, gemalt, gehauen, graviert. Beiträge zur Tagung am 30. Oktober 2009 im Kloster Lüne, hg. v. Christine Wulf, Sabine Wehking u. Nikolaus Henkel, Wiesbaden 2010, S. 109–127, hier S. 123–127.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 264a† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k00264a6.