Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 201(†) Kloster Wienhausen, Gemeindekirche 1617

Beschreibung

Epitaph des Ernst von Langlingen und der Ilse von Lathusen. Stein, teilweise in Gold gefaßt. Das Epitaph hängt an der Nordwand links der Orgel. Im nahezu quadratischen Mittelfeld ein plastisches Kruzifix ehemals mit Beischrift A, darunter auf dem Gesims unter dem Mittelteil die vollplastischen Figuren der beiden Verstorbenen in Bethaltung. Der Mittelteil oben umgeben von insgesamt zwölf plastischen Wappenschilden, der dritte oben fehlt heute, zwei weitere zu beiden Seiten einer heute leeren querrechteckigen Tafel unterhalb des Mittelteils. Ursprünglich dürfte sich auf der Tafel die Inschrift B befunden haben, die Maier irrtümlich dem Fries über dem Aufsatz oben zuordnet. Den unteren Abschluß bildet eine Tafel, die früher die Inschrift C trug, einzelne Buchstaben aus der Ferne noch schemenhaft zu erkennen, aufgrund der hohen Anbringung ist die Inschrift nicht näher auf ihre Erhaltung hin überprüfbar. In dem Aufsatz über dem Mittelteil zwei große Wappen, als Bekrönung und seitlich auf dem Gesims insgesamt fünf Tugendenfiguren. Alle sechzehn Wappen waren früher mit Beischriften versehen (D), sie sind in Resten auf dem Fries über dem Mittelteil und auf den seitlichen Rahmenleisten, auf dem Fries über dem Aufsatz und auf dem Fries über den beiden unteren Wappen erhalten. Die Reste lassen darauf schließen, daß die Buchstaben aller Inschriften leicht eingehauen und mit goldener Farbe gefaßt waren.

Inschriften nach bzw. ergänzt nach Maier.

Maße: H.: 332 cm; B.: 180 cm; Bu.: ca. 3 cm (C), ca. 4 cm (D).

Schriftart(en): Kapitalis.

Sabine Wehking [1/2]

  1. A†

    JOH. 3 ALSO HAT GOTT DIE WELT GELIEBET [ – – – ] 1) // JOH. 1 SIEHE DAS LAMM GOTTES [ – – – ] 2)

  2. B†

    (H)IOB XIX : ICH WEISS DASS [ – – – ] 3)

  3. C†

    ANNO CHR(IST)I 1608 DENa) 16 / APRILIS IST DER EDELER GESTRENGER UND EHRENVESTER ERENS VO(N) LANGLE / SELIG IM HERRN ENTSLAF/FEN SEINES ALTER / IM 74 JAHRE DEM GOT EIN FROLICHE AUFFER/STEHUNG VERLEIHE / ANNO CHR(IST)I 1617 DEN 8 / MA(I) IST DE EDLE EHRN/DUGENTSAM ILSE GEBO/RN VAN LATHUSEN / ERNST VO(N) LANGLING SELIG / NACHGELASEN WITWE IN / GOT SELICH ENTSLAFEN / IHRES ALTERS IM 55 JAHRE / DER SEL GOT GNEDICH SEI

  4. D
    VON [LA]NG[LINGEN]4) [V]ON LAT[H]VSE[N]5) 
    V(ON) ISELBERG6) V(ON) [KNIGGEN]7) 
    V(ON) BOTM[ER]8) V(ON) LENTE  
    [V(ON) LANDES]BERG 9) [D(IE) HOLTGREVEN] 
    V(ON) SALD[ERN]9) B[E]VENTE10) 
    V(ON) D(ER) [WENSE(N)] D(IE) B[.....]11) 
    [V(ON) MANDELSLO] V(ON) HOLLE 
    [V(ON) H]OL[LE] V(ON) [B]O[K]ELS[EN]12) 

Kommentar

Ernst von Langlingen war der Sohn des Ernst von Langlingen (vgl. Nr. 132) und der Barbara von Isselberg. Im Jahr 1590 forderte Ernst von Langlingen bei dem Grafen Adolf von Holstein, in dessen Diensten er offenbar gestanden hatte, eine rückständige Kriegsbesoldung ein.13) Ernst von Langlingen und seine Ehefrau stifteten dem Kloster Wienhausen zwei Wappenscheiben (vgl. Nr. 111,48 u. 49).

Textkritischer Apparat

  1. Wort noch lesbar.

Anmerkungen

  1. Jh. 3,16.
  2. Jh. 1,29.
  3. Hi. 19,25.
  4. Wappen Langlingen (schrägliegende Türangel).
  5. Wappen Lathusen (Balken mit drei Rosen belegt).
  6. Wappen Isselberg möglicherweise heute als fünftes oben auf dem Fries, Inhalt nicht zu identifizieren.
  7. Wappen Knigge heute sechstes oben auf dem Fries.
  8. Wappen fehlt.
  9. Wappen Saldern und Landsberg vertauscht.
  10. Wappen Bevente (Flügel).
  11. Wappen Bevern. Nach Maier hätte hier D(IE) RUSKEBOLE(N) gestanden, was weder einen Sinn ergibt, noch sich mit dem Befund vereinbaren läßt.
  12. Wappen Bokelsen (Schild geteilt, hinten drei Zackenlinien übereinander).
  13. HSTA Hannover, Celle Br. 88, Nr. 129.

Nachweise

  1. Maier, Kunstdenkmale Wienhausen, S. 76 (Inschriften nach Aufzeichnungen des Landeskonservators) u. Abb. 63.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 201(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0020102.