Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 192 Kloster Isenhagen 1613

Beschreibung

Grabplatte des Amtmanns Balthasar von Eltz und der Ilsa von Damm. Stein. Die Platte, die 1987 aus dem Kirchenfußboden zwischen Altar und Gestühl entfernt wurde, befindet sich heute im Abstellraum neben der Kirche. Auf der Rahmenleiste umlaufendes Volutenornament, in den vier Ecken Medaillons mit Vollwappen darin. Die Inschriften A und B verlaufen in vertieften Zeilen über den Stein, die Buchstaben sind erhaben gehauen.

Maße: H.: 257 cm; B.: 119 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Kapitalis.

Kloster Isenhagen [1/2]

  1. A

    BALTHASAR HOC IACET IN TVMVLO / TVMVLATVS AB ELTZEN /CRANDE MONASTERII QVI CAPVT / HVIVS ERAT /VNVM ET TER DENOS VIGILANTER / PRAEFVIT ANNOS /ET DOMINI ET DOMINAE DIGNVS / AMORE SVAE /STRENVITATE PIVS PIETATEQVE / STRENVVS, OMNEM /INQVE CHORO INQVE FORO PRAESTITIT / ILLE FIDEM /TANDEM EXANTLATOS POST TOT TAN=/TOSQVE LABORES /HOC TENET OSSA SOLVM, MENS / TENET ALTA POLVM

  2. B

    OBIIT 20 DECEMB(RIS) ANNO 1613 / AETATIS SVAE 62

Übersetzung:

Balthasar von Eltz liegt in diesem Grab begraben, der ein großer Leiter dieses Klosters war. 31 Jahre lang stand er wachsam an der Spitze und war der Liebe des Herrn und seiner Domina würdig, in der Entschlossenheit fromm und in der Frömmigkeit entschlossen, bewies er vollkommenen Glauben in der Kirche wie in der Welt. Schließlich nach so vielen erduldeten Mühen bewahrt diese Erde die Gebeine, die Seele besitzt die Höhen des Himmels. (A)

Er starb am 20. Dezember des Jahres 1613, seines Alters 62 (Jahre). (B)

Versmaß: Elegische Distichen, teilweise leoninisch gereimt (A).

Wappen:
Eltz1)Damm2)
?3)?4)

Kommentar

Balthasar von Eltz fungierte von 1583 bis zu seinem Tod im Jahr 1613 als Amtmann des Klosters Isenhagen.5) Verheiratet war er mit Ilsa von Damm.6) Der Inhalt seiner Grabschrift steht in starkem Kontrast zur Chronik des Klosters, die ihn als einen rechten gitzhalse charakterisiert, der in seinen ersten Amtsjahren das Kloster ausbeutete und verfallen ließ. Der Streit zwischen dem Kloster und dem Amtmann, der sich laut Chronik so aufführte alse wen he de goch (= Dummkopf) der gantzen welth were7), führte dazu, daß Balthasar von Eltz gegen das Kloster eine Klage vor dem landesherrlichen Gericht einreichte. 1590/91 wurde der Streit durch Vermittlung der Herzogin Dorothea beigelegt und in der Folgezeit führte der Amtmann etliche notwendige Baumaßnahmen im Kloster durch, darunter 1595 die Erbauung des Gästehauses (Nr. 159).8) Balthasar von Eltz wurde am 29. Dezember 1613 im Chor der Kirche begraben.9)

Anmerkungen

  1. Wappen Eltz (Adlerkopf).
  2. Wappen Damm (steigender Hund mit Halsband).
  3. Wappen ? (gekreuzte Sensen? über dreizinkigem Gerät).
  4. Wappen ? (Balken geteilt und gespalten).
  5. Chronik Isenhagen, S. 23.
  6. Ebd., S. 36 u. Nr. 188.
  7. Ebd., S. 36, der Eintrag ist allerdings wieder gestrichen worden.
  8. Ebd., S. 37–43.
  9. Ebd., S. 43.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 192 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0019203.