Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 182 Kloster Lüne, Gemeindekirche 1608

Beschreibung

Kanzel.1) Holz, geschnitzt und farbig gefaßt, Gemälde. Auf dem sechsseitigen Schalldeckel als Bekrönung in der Mitte ein wohl im 19. Jahrhundert anstelle eines Christus mit Siegesfahne2) aufgesetzter verkündigender Engel umgeben von Obelisken und Aufsätzen mit Engelsköpfen darin, an der Vorderseite ein von zwei Putten gehaltenes Vollwappen. Um den Fries des Schalldeckels verläuft die in Gold auf Blau gemalte Inschrift A. In den Kanzelkorb sind hochrechteckige Felder mit Gemälden eingelassen, sie zeigen Christi Geburt, die Taufe im Jordan, die Kreuzigung, am Kreuz der Titulus B, die Auferstehung und Christus als Weltenrichter. Zwischen den Gemälden als Pfeilerfiguren nahezu vollplastisch geschnitzt Tugenden, rechts zur Wand hin trennt eine Hermenfigur die Gemäldefelder von einem Ende des 19. Jahrhunderts eingesetzten Schriftfeld.3) Am Kanzelaufgang vier durch Hermen und Karyatiden getrennte Felder, darin Gemälde der Evangelisten mit ihren Symbolen, darunter jeweils in einem langen Feld in Gold auf Blau gemalt die Inschriften C–F.

Die Stifter der Kanzel sind in einer umfangreichen Inschrift auf der zur Kanzel gehörenden Tafel (Nr. 181) dokumentiert.

Maße: Bu.: 5 cm (A), 1 cm (B), 2,5–3 cm (C–F).

Schriftart(en): Fraktur mit Kapitalis (A), Kapitalis (B), Fraktur (C–F).

Kloster Lüne [1/9]

  1. A

    Also hat Gott die Welt geliebet, // Daß er seinen eingebornen Sohn gab // Auff daß alle die an ihn glauben // Nicht verloren werden // Sonder das ewige leben haben. // Johan : 3 4) ANNO 1608

  2. B

    I(ESUS) N(AZARENUS) R(EX) I(UDAEORUM) 5)

  3. C

    S. Mattheus der Euangelist, / Beschreibt den Stammen Jesu Christ, / Sein empfengnis, nahm, vnd gebordt, / Welchs ehr betzeugt ahn manchem ordt.

  4. D

    S. Marcus wahr auch ein Lehrer fein, / Hat Gottes wordt beschriben rein, / Die Tauff, das leben Jesu Christ, / Wie ehr gehn Himll gefaren ist.

  5. E

    S. Lucas ein Leibartzt nicht allein, / Sondrn auch ein Seel artzt der gemein, / Vmb Christi willen, mit dem todt, / Ehr seine Lehr bestetigt hat.

  6. F

    S. Johannes der vierdt Euangelist, / Bezeugt das Leiden Jesu Christ, / Begrebnis, aufferstehung sein, / Dadurch wir sein erlöst aus pein.

Wappen:
Braunschweig-Lüneburg6)

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. LÜN Aa 4.
  2. Die ursprüngliche bekrönende Figur zeigt eine Zeichnung des Innenraums aus dem 18. Jahrhundert im Klosterarchiv Lüne.
  3. Ev. Matth. X v 20. / Jhr seid es nicht, die da reden, / sondern eures Vaters Geist / ist es, der durch euch redet./ Ev. Luc. XI v 28. / Selig sind, die Gottes Wort / hören und bewahren.
  4. Jh. 3,16.
  5. Io. 19,19.
  6. Wappen Braunschweig-Lüneburg, sechsteilig.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 182 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0018202.