Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 123 Lüneburg, Museum für das Fürstentum Lüneburg 1565

Hinweis: Die vorliegende Online-Katalognummer ist im Vergleich zum gedruckten Band mit Ergänzungen und Korrekturen versehen. Sie finden diese am Ende des Artikels. [Dorthin springen]

Beschreibung

Fragment von dem Epitaph der Emerentia Tetleben, Ehefrau des Amtmanns Matthias Schilling. Das Epitaph stammte aus dem Kloster Lüne und wurde 1891 dem Museum übergeben, nach Auskunft des Museums wurde es im Zweiten Weltkrieg bis auf das erhaltene Fragment zerstört. Das hochrechteckige Epitaph war oben durch einen Fries mit daraufgesetztem Giebel abgeschlossen, der Fries als Bruchstück mit der Inschrift in Gold auf dunklem Grund erhalten. Im Mittelteil des Epitaphs in drei Feldern übereinander oben eine Darstellung der Trinität, darunter im Mittelfeld in Schwarz auf weißem Grund ein nicht überlieferter Sterbevermerk, im unteren Feld die Verstorbene unter dem Kruzifix sowie eine weitere, in zwei Kolumnen ausgeführte Inschrift, die das in Versen abgefaßte „letzte Gebet der Verstorbenen“ enthielt, das aber ebenfalls nicht überliefert ist.1)

Maße: H.: 144 cm; B.: 92 cm (Epitaph). H.: 7 cm; B.: 67 cm (Fragment); Bu.: 2,5–2,8 cm.

Schriftart(en): Kapitalis mit Versalien.

  1. MATTHIS. SCHILLING. EMERENTIA. TETLEBEN.

Kommentar

Emerentia Tetleben verstarb am 7. September 1565. Ihr Ehemann Matthias Schilling amtierte von 1560 bis 1566 als Amtmann des Klosters Lüne.2)

Anmerkungen

  1. Reinecke, Führer, S. 128, Nr. 159.
  2. Albrecht, Beamte, S. 201.

Nachweise

  1. Reinecke, Führer, S. 128, Nr. 159.
Addenda & Corrigenda (Stand: 09. Oktober 2018):

Epitaph der Emerentia Tetleben.

Lossius überliefert sämtlich Inschriften des Epitaphs, auch das bei Reinecke erwähnte „letzte Gebet der Verstorbenen“ (B).

  1. A

    Hac generosa cubat tumulata Emerentia in vrna Titleben cuius gloria magna fuit Magna fuit pietas muliebris clara pudoris Gloria cara viro pignoribusque pijs Hei dolor hei quantus fuit huic moriente marito Charis hei quantus pignoribusque fuit Ast quia non Domini fuit hic mutanda voluntas Et seruant Parcae quam statuere diem Nullo qui fuerat minuendus tempore tandem Depositus sancta est cum ratione dolor Has moritura preces fundens et pectore vota Ardenti petijt regna beata Dei

  2. B

    ORATIO AD DEVM Morientis O HERR sei du mein zuuersicht Wen(n) mein Mund kein wort mehr spricht Ja wenn meine Ohren nicht mehr hoeren Durch deinen geist thu ich mich leren HErr sey mein Felß mein sterck mein trost Wenn der Todt an mein hertz stost Dadurch meine augen sich wenden Steh mir bey vnd hilf mir enden HERR meinen Geist beuele ich dir Dein gnedig angesicht kere zu mir Durch dein bitter leiden vnd sterben Las mich in keiner Suend verderben Die mir der Feind so gros thut machen O HERR reis mich aus seinem Rachen Vnd lege das troestliche wordt in mich Deiner versoenung bitte ich dich Las mein gewissen auch entpfinden Das ich rein sey von meinen suenden O from(m)er Gott ich bitte dich von hertzen Durch Jesu(m) Christu(m) erhoer mein schmertze(n) Durch Jesum Christum erhoer mein bitt Laß deine Magd sterben im fried Erloeß mich aus der not vnd qual Gleite meine Seel ins Himmels Saal Durch deinen Engel in dein Reich Das ich dich lobe ewiglich AMEN

Übersetzung:

In diesem Sarg begraben ruht die wohlgeborene Emerentia Tetleben, deren Ansehen groß war. Groß war ihre Frömmigkeit, der Ruhm ihres weiblichen Ehrgefühls (Schamhaftigkeit) erstrahlte weit, und lieb war sie ihrem Mann und ihren frommen Kindern. Ach, wie groß war für sie der Schmerz, als ihr Mann starb, und wie groß der Schmerz für die lieben Kinder. Jedoch, da der Wille des Herrn hier nicht zu ändern war und die Parzen an dem Tag festhalten, den sie bestimmt haben, hat sie schließlich diesen Schmerz, der zu keiner Zeit zu lindern war, mit christlicher Überlegung abgelegt, und, indem sie sterbend die folgenden Bitten und mit brennendem Herzen ihre Gebete sprach, gelangte sie in die seligen Reiche Gottes. (A)

Gebet der Sterbenden zu Gott ... . (B)

Versmaß: Elegische Distichen (A), deutscher Reimvers (B).

Nachweise Lucas Lossius, Epitaphia Principum Ducum Nobilium et praecipuorum Ecclesiae ... aliorumque Virorum in Saxonia inferiore illustrium ... . Wittenberg 1580 (urn:nbn:de:gbv:3:1-147630), S. 109–111.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 123 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0012303.