Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 76: Lüneburger Klöster (2009)
Nr. 120 Kloster Wienhausen 1550
Beschreibung
Schwellbalken des Obergeschosses an der Außenseite des Ostflügels. Die erhaben geschnitzte Inschrift ist nicht farbig gefaßt.
Maße: Bu.: 18 cm.
Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis.
Wolfgang Brandis [1/2]
ANNO · DOMINI · M · D · L · BI · DEN · TIDEN · DER · WERDIGEN · DOM(I)NA · DOROTHEEN · SPORKEN · EBDISKEN · THO · WINHVSEN · IS · DVTH · HVS · DORCH · MESTER · HELMKEN · HORNBOSTEL · MITH · DER · HVLPE · GODDES · GHE·TIMMERTH
Anmerkungen
- Chronik und Totenbuch, p. 77 u. S. XXIII.
- Klosterarchiv Wienhausen, Fach 33, 3/5, Bauregister 1544–1553.
Nachweise
- Mithoff, Kloster Wienhausen, S. 6.
- Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 279.
- Maier, Kunstdenkmale Wienhausen, S. 55 u. Abb. 52.
Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 120 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0012002.
Kommentar
Die besonders groß ausgeführte Inschrift weist eingerolltes D, I mit beidseitigem Nodus, spitzovales O, ausgebuchteten Balken des H und ausgebuchtete Schräghaste des N sowie byzantinisches M auf.
Dorothea Spörcken ließ das in der Chronik und im Bauregister als „Neues Haus“ bezeichnete Gebäude in ihrem ersten Amtsjahr als Domina errichten (zu ihren Baumaßnahmen vgl. Nr. 118). Sie starb am 11. April 1565.1) Zur Ausführung des Baus durch den Meister Helmke Hornbostel sind Baurechnungen überliefert.2) Diese belegen, daß Helmke Hornbostel in der Zeit um 1550 an verschiedenen Stellen im Kloster Bautätigkeiten ausführte. Zum Baubeginn, der in der Woche vom 14. bis zum 19. April 1550 erfolgte, erhielt Meister Helmke Hornbostel für sechs Tage 33 Kreuzer. Verlangt hatte er 6 Kreuzer pro Tag, also 36 Kreuzer insgesamt, er erließ dem Kloster jedoch 3 Kreuzer unter der Bedingung, daß dies anderen Meistern nicht zu Ohren käme. Außerdem erhielt Meister Helmke ein Paar englische Hosen. Für den Entwurf – vor eynthwerpent de Bockstave – und die Ausführung der Inschrift auf dem Schwellbalken erhielt ein Meister Hans Gifforen(?) laut Bauregister am 6. Mai 1551 10 Kreuzer.