Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 76: Lüneburger Klöster (2009)
Nr. 114 Kloster Wienhausen 4. V. 15./1. V. 16. Jh.
Beschreibung
Prozessionsschrank für eine Marien- und eine Alexanderfigur.1) Eichenholz, farbig gefaßt, Gemälde. Der zweigeschossige, oben von einem durchbrochenen Maßwerkfries abgeschlossene Schrank mit zwei Flügeltüren ist unter dem Westfenster im Nonnenchor aufgestellt. Auf der Außenseite der beiden oberen Flügel in Schwarz auf den roten Hintergrund gemalt ein Christus- und ein Marienmonogramm (A). Auf den Innenseiten der beiden oberen Flügel ein Gemälde der Verkündigung, auf der linken Tür der Engel, auf der rechten Tür Maria, in den Nimben im schraffierten Goldgrund leicht plastisch die Inschriften B und C. Auf zwei stark verschlungenen Schriftbändern über den Figuren die Inschriften D und E, die Initialen in Rot, die übrigen Buchstaben in Schwarz auf weißem Grund.
Maße: H.: 235 cm; B.: 89,5 cm; T.: 49,5 cm; Bu.: 3 cm (A), 2,2 cm (B), 2,8 cm (C), 1,7–2,5 cm (D, E).
Schriftart(en): Gotische Minuskel, mit Versalien (B–E).
- A
ih(esu)s // m(ari)a
- B
· Angelus · d(omi)ni ·
- C
· Sancta · maria · ora 2)
- D
· Ave · gracia · plena · domin(us) · tecvm · 3) · Ecce co(n)cipie(t)a) et pa(riet) · 4)
- E
· Ecce · ancilla · domini · · Fiat · michi · secv(n)dvm · verbvm · tvum 5)
Übersetzung:
Der Engel des Herrn. (B) Heilige Maria, bitte (für uns). (C) Sei gegrüßt, Gnadenreiche, der Herr (ist) mit dir. Siehe, sie wird empfangen und gebären. (D) Siehe, (ich bin) die Magd des Herrn. Mir geschehe nach deinem Wort. (E)
Textkritischer Apparat
- Hinter dem e ein kleines us-Kürzel.
Anmerkungen
- Inv. Nr. WIEN Aa 5.
- Liturgischer Text, Allerheiligenlitanei.
- Lc. 1,28.
- Lc. 1,31.
- Lc. 1,38.
- Vgl. dazu Maier, Kunstdenkmale Wienhausen, S. 122, mit weiteren Angaben zur Literatur.
Nachweise
- Maier, Kunstdenkmale Wienhausen, S. 122 u. Abb. 137–139.
- Appuhn, Der Auferstandene, S. 122 (A).
Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 114 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0011404.
Kommentar
Der Schrank wird aus stilistischen Gründen auf den Beginn des 16. Jahrhunderts datiert.6) Wenn diese Datierung zutrifft, ist es bemerkenswert, daß hier für die Nimben nicht die bei Nimbeninschriften dieser Zeit geradezu charakteristische frühhumanistische Kapitalis, sondern noch die gotische Minuskel verwendet wurde. Möglicherweise könnte man die Schrift aber auch als Indiz für eine frühere Datierung ins 15. Jahrhundert nehmen.