Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 107 Kloster Isenhagen 1. V. 16. Jh., 1605

Beschreibung

Triptychon.1) Holz, geschnitzt und farbig gefaßt, mit Gemälden. Der Marienaltar steht im Nonnenchor. In der Mitte des Schreins Maria mit dem Kind unter einer von Engeln gehaltenen Krone, zu beiden Seiten je zwei Reliefs übereinander, die oben die Verkündigung und die Heimsuchung und unten die Geburt Christi und die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige zeigen. Vor den trennenden Leisten zwischen den Reliefs und der Marienfigur vier musizierende Engel. Oben im Aufsatz über der Schreinmitte ein quadratisches Feld mit einer Darstellung des Gnadenstuhls, der die Christusfigur fehlt. In den Flügeln innen jeweils zwei Reihen von drei Aposteln, die durch Tituli auf einer zu ihren Füßen durchlaufenden Leiste bezeichnet sind (A). Die Worttrenner in Inschrift A als Quadrangeln mit oben und unten angesetzten Zierhäkchen. Im hochrechteckigen Feld des Aufsatzes auf dem linken Flügel die Figur des Johannes Baptista, auf dem rechten Flügel die des Erzengels Michael. Auf den Außenseiten der Flügel Gemälde: links oben die Goldene Pforte, unten Marias Tempelgang, rechts oben Geburt der Maria, unten Maria mit dem Einhorn im Hortus conclusus sowie der Erzengel Gabriel mit drei Hunden an der Leine. Über diese Szene sind neun Schriftbänder verteilt, über dem Kopf der Maria Inschrift B, aus dem Horn des Gabriel Inschrift C, vor der Bundeslade im Bildhintergrund Inschrift D, an dem den Garten umgebenden Zaun E über einem Eimer am Brunnen, an dem Brunnen F, über dem Einhorn G, den Hunden zugeordnet die Inschriften H–J, alle in Schwarz auf weißem Grund mit roten Initialen und roten Worttrennern. In den schmalen hochrechteckigen Feldern des Aufsatzes der Flügelaußenseiten Gemälde der Heiligen Katharina und Barbara. Auf der Rückseite des mittleren Aufsatzes die Jahreszahl K, die sich auf eine Renovierung des Altars beziehen dürfte.

Maße: H.: 317 cm; B.: 171 cm; Bu.: 2,3 cm (A), 0,5 cm (B–J), 13 cm (K).

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Kloster Isenhagen [1/4]

  1. A

    · S · petr(us) · S · paulus · S · iacob(us) · maio(r)· S · andreas · S · matheus · S · bartolomevs ·S · ioha(n)nes · S · phillipp(us) · S · iacob(us) ·· S · thomas · S · mathias · S · Symon ·

  2. B

    ecce · ancilla · [d]omini [· f]iat [·] michi · secundum · verbum · tuum · 2)

  3. C

    · Ave · gracia · plena · dominus · tecum · 3)

  4. D

    Archa · d(omi)ni ·

  5. E

    · Manna ·

  6. F

    · ffons · signatus ·

  7. G

    Q(ue)m · celi · capere · non · pot(erant) 4)

  8. H

    [· M]iserico(r)dia ·

  9. I

    · pax ·

  10. J

    · Veritas ·

  11. K

    · 1 · 6 · 0 · 5 ·

Übersetzung:

Siehe, (ich bin) die Magd des Herrn, mir geschehe nach deinem Wort. (B)

Sei gegrüßt, Gnadenreiche, der Herr (ist) mit dir. (C)

Die Lade des Herrn. (D) Der versiegelte Brunnen. (F)

Ihn, den die Himmel nicht fassen konnten, ... . (G)

Die Barmherzigkeit. (H) Der Frieden. (I) Die Wahrheit. (J)

Kommentar

Die kunsthistorische Forschung geht von einer Entstehung des Altars im ersten Viertel des 16. Jahrhunderts in Braunschweig aus; dies betrifft vor allem die figürlichen Darstellungen, laut Gmelin finden sich aber auch für die Gemälde braunschweigische Parallelen.5) Zum Motiv des Hortus conclusus vgl. Nr. 60.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. IS Aa 3.
  2. Lc. 1,38.
  3. Lc. 1,28.
  4. Antiphon, Cursus, Online Resource of Medieval Liturgical Texts, Nr. c4700. Zu ergänzen in tuo gremio contulisti.
  5. Zur kunsthistorischen Einordnung Gmelin, Tafelmalerei, S. 457 mit ausführlichen Literaturangaben.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 106.
  2. Gmelin, Tafelmalerei, S. 454 (B–J), Abb. S. 453.
  3. Appuhn, Kloster Isenhagen, Abb. Tafel 10 u. 11.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 107 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0010709.