Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 76: Lüneburger Klöster (2009)
Nr. 102† Kloster Medingen 1524
Beschreibung
Epitaph der Äbtissin Elisabeth Elvers. Das Epitaph befand sich unmittelbar bei der Begräbnisstätte im Kreuzgang (vgl. Nr. 103).1) Es zeigte die kniende Äbtissin in Ordenstracht mit Äbtissinnenstab und darunter die Inschrift.
Inschrift nach Büttner.
Anno D(omi)ni . 1524 . die ven(erabilis) . Eucharistiae2) obiit ven(erabilis) ab(batissa) Elisa Elvers . c(uius) a(nima) r(e)q(uiescat) i(n) pace
Übersetzung:
Im Jahr des Herrn 1524 am Fronleichnamstag starb die ehrwürdige Äbtissin Elisabeth Elvers. Ihre Seele ruhe in Frieden.
Anmerkungen
- Vgl. den Lageplan bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 626, Nr. 57.
- 26. Mai.
- UB Medingen, Nr. 622, S. 585.
- UB Medingen, Nr. 647, S. 612–614.
- Lyßmann, Medingen, S. 98–110.
- Ebd., S. 111f.
- Ebd., S. 129–136.
Nachweise
- Büttner, Diplomatarium, fol. 7r.
- Lyßmann, Medingen, S. 135.
Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 102† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0010204.
Kommentar
Elisabeth Elvers ist in der vollständigen Konventualinnenliste des Klosters Medingen von 1505 genannt.3) Nach dem Tod der Margaretha Puffen wurde sie im Juli 1513 zur Äbtissin gewählt.4) Ihre Amtszeit begann mit einem Eklat, da der Konvent 1514 nach dem Tod des Ulrich von Bülow in Abwesenheit und ohne Zustimmung des Landesherrn den Halberstädter Domdechanten Johannes von Mahrenholtz zum Propst gewählt hatte. Nach seiner Rückkehr zwang Herzog Heinrich den Konvent, die Wahl für nichtig zu erklären. Daraufhin wurde Bruno von Alten zum Propst gewählt, der jedoch 1518 auf einer Reise nach Hildesheim ertrank. Zu seinem Nachfolger wurde erneut Johannes von Mahrenholtz gewählt, jetzt mit Zustimmung des Herzogs, für den alle noch 1514 gegen Mahrenholtz vorgebrachten Gründe nun – nach der Statuierung des Exempels – hinfällig waren.5) Die Amtszeit der Äbtissin blieb aber auch nach der Wahl des neuen Propstes unruhig, da der Ausbruch der Hildesheimer Stiftsfehde auch das Leben im Kloster beeinträchtigte. Vorübergehend verließ der gesamte Konvent 1519 aus Angst vor Übergriffen der bischöflichen Truppen das Kloster und suchte einige Tage in Lüneburg Zuflucht.6) Zur Amtsführung der Elisabeth Elvers vermerkt Lyßmann kritisch, daß sie die Gelder des Klosters für einen ziemlichen Vorrath an Indulgenzbriefen ausgab. Außerdem berichtet er, die Äbtissin habe ein Exemplar der 1523 bei Melchior Lotter in Wittenberg gedruckten niederdeutschen Version des Neuen Testaments in der Übersetzung Luthers, das ihr Herzog Ernst 1524 übersandt hatte, ins Feuer geworfen. Noch bevor es zu ernsthaften Auseinandersetzungen mit dem Landesherrn um die Einführung der Reformation kommen konnte, verstarb Elisabeth Elvers am 26. Mai 1524.7)