Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 100 Kloster Ebstorf 1523

Beschreibung

Glasmalerei.1) Im ersten und dritten Fenster von Westen auf dem Nonnenchor heute Glasgemälde, die nach einem Sturmschaden an den Fenstern im Jahr 1522 entstanden.2) Der Anbringungsort der Scheiben wurde im Laufe der Zeit verändert, so daß der bei Mithoff beschriebene Zustand heute nicht mehr zutreffend ist. In den drei Bahnen des ersten Fensters von Westen sind in Maßwerknischen die Lüneburger Stadtheiligen, die heilige Ursula, Johannes Baptista und der heilige Georg, dargestellt. Auf dem Sockel unter der Figur der Ursula die Inschrift A, auf dem Sockel unter der Figur des Georg die Inschrift B, beide Inschriften wohl erneuert. Becksmann/Korn geben darüber hinaus nur noch schwach erkennbare Inschriften in den Nimben der Ursula und des Johannes Baptista wieder, die für den Betrachter aus normaler Sicht nicht zu verifizieren sind. Im Nimbus der Ursula die Inschrift C, im Nimbenrand die möglicherweise nur dekorativen Buchstaben der Inschrift D, im Nimbus des Johannes die Inschrift E.3) Unterhalb der Heiligenfiguren in jeder Fensterbahn der Wappenschild der Stadt Lüneburg, über dem mittleren Wappen in zwei Feldern die Inschrift F. In der dritten Fensterbahn unten eine querrechteckige Scheibe mit der Inschrift G. Im dritten Fenster von Westen eine Scheibe, die das Wappen Kaiser Karls V. zwischen zwei Säulen zeigt, vor jeder Säule eine Tafel, darauf die Devise des Kaisers (H).

Inschriften C–E nach Becksmann/Korn.

Maße: Bu.: ca. 5 cm (A, B), 2 cm (F), 4 cm (G), 3–5 cm (H).

Schriftart(en): Frühhumanistische Kapitalis (A, B), gotische Minuskel und frühhumanistische Kapitalis (F), gotische Minuskel mit Versalien (G), Kapitalis (H).

Kloster Ebstorf [1/5]

  1. A

    S · VRSVLA

  2. B

    S · GEORGNa)

  3. C

    SANTA · VRSVLA · ORA · PRO · NOBIS 4)

  4. D

    A · RE[...]NAI · E[.]HA · I[...]EN[...]NHO · EN[...]HSA

  5. E

    · S · IOHANNES · BABBATISTA · ORA · PR(O NOBIS) 4)

  6. F

    Jesv · REDEMPTOR · mise(rere) // neivalt · TORD

  7. G

    Anno : D(omi)ni : M° : ccccc : xxiii :

  8. H

    PLVS // VLTRA

Übersetzung:

Heilige Ursula, bitte für uns. (C) Heiliger Johannes der Täufer, bitte für uns. (E) Erlöser Jesus, erbarme dich (des Neivalt Tord?). (F) Weiter darüber hinaus. (H)

Wappen:
Stadt LüneburgKarl V.5)

Kommentar

Ob es sich bei dem zweiten Teil der Inschrift F um einen Namen handelt, läßt sich nicht sicher beurteilen. Das dreibahnige Fenster mit den Heiligenfiguren stiftete der Rat der Stadt Lüneburg. Ausgeführt wurde die Glasmalerei in der Werkstatt des Lüneburger Glasmalers Hinrik Scroder.6)

Textkritischer Apparat

  1. Das runde N wohl irrtümlich anstelle eines I mit folgendem US-Kürzel.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. EBS Fa 22.
  2. Zur Geschichte der Fenster ausführlich Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 6–8 u. S. 21.
  3. Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 26, meinen an der Vorderseite des Sockels unter der Figur des Johannes schwach IOES erkennen zu können. Hierfür gibt es jedoch keinerlei Anhaltspunkte, zumal der Sockel mit Ornament bedeckt ist, das hierfür keinen Platz läßt.
  4. Liturgischer Text, Allerheiligenlitanei.
  5. Wappen Kaiser Karls V. (Doppeladler, im Brustschild vorne Habsburg, hinten Burgund).
  6. Vgl. dazu Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 22. Ausführlich zu allen Scheiben S. 9–27.

Nachweise

  1. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 64.
  2. Plato, Führer, p. 35f. (G, H).
  3. Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 20–24, Abb. 3, 7, 9, 10, 12.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 100 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0010000.