Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 93 Kloster Medingen 1513

Beschreibung

Grabplatte der Äbtissin Margaretha Puffen.1) Stein. Im Jahr 1782, vor dem Umbau des Klosters, lag die Grabplatte im Kreuzgang vor dem Eingang zur Begräbniskapelle der Äbtissinnen.2) Heute ist sie in der Vorhalle der Kirche aufgestellt. Der hochrechteckige Stein zeigt die Äbtissin mit Äbtissinnenstab im Relief in einer spitzbogigen Nische stehend, oben über dem Bogen Maßwerkornament. In den Ecken der Platte Medaillons mit Evangelistensymbolen, die die auf der Rahmenleiste umlaufende Inschrift unterbrechen. Die Buchstaben erhaben in vertiefter Zeile, die Rahmenleiste rechts und unten beschädigt. Die Inschrift beginnt ohne besondere Kennzeichnung etwas weiter unten auf der rechten Rahmenleiste, auf der oben die beiden letzten Wörter der Inschrift stehen. Die Worttrenner teilweise als Quadrangeln mit Zierhäkchen nach oben und unten.

Inschrift ergänzt nach Lyßmann.

Maße: H.: 251 cm; B.: 139 cm; Bu.: 10 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel.

Kloster Medingen [1/3]

  1. hic · cubat · exan(i)m(i)s · margret(en)sa) · puffe · / [re]p[aratrix]b)p(ri)ma abb[atissa]b) / h(ujus) · ordi(ni)s · c) dom(us) ·m(ille) · qui(n)ge(n)te(n)od) · co(n)iecto · uno · duode(n)o /nom(en) · q(uae) · t(ri)buit · detulite) / ip(s)a [die]s ·

Übersetzung:

Hier ruht die tote Margaretha Puffen, Erneuerin (und) erste Äbtissin dieses Ordenshauses. (Im Jahr) 1513 nahm sie der Tag, der ihr den Namen gegeben hatte, wieder von (dieser Erde).

Versmaß: Elegische Distichen, das erste Distichon metrisch nicht korrekt.

Kommentar

Das etwas verklausulierte zweite Distichon der Grabplatte will ausdrücken, daß Margaretha Puffen im Jahr 1513 am Margarethentag, dem 13. Juli, starb. Sie wurde 1452 in Dannenberg geboren und im Kloster Wienhausen erzogen und eingekleidet. Als die Wienhäuser Äbtissin Susanna Potstock zur Durchführung der Klosterreform 1479 nach Medingen gerufen wurde, brachte sie Margaretha Puffen mit. Da die Medinger Priorin Mechthild von Remstede zu dieser Zeit bereits bettlägerig war, wurde Margaretha Puffen zunächst zu ihrer Stellvertreterin gewählt, um die Geschäfte zu führen, und nach dem Tod der Priorin im August desselben Jahres zu ihrer Nachfolgerin.3) Zu ihrer Tätigkeit und zur Umwandlung ihres Amtes 1494 vgl. Nr. 58.

Textkritischer Apparat

  1. Großes Nasalkürzel über ts, korrekt wäre margreta.
  2. Das heute weitgehend zerstörte Wort muß aus Platzgründen stark gekürzt gewesen sein.
  3. Lyßmann ergänzt hier aus metrischen Gründen atque, für das es auf der Platte jedoch keinerlei Anhaltspunkte gibt.
  4. o hochgestellt.
  5. Das zweite t klein auf dem Rahmen darüber nachgetragen.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. MED Dc 2.
  2. Vgl. den Lageplan bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 626, Nr. 59.
  3. Lyßmann, Medingen, S. 119f.

Nachweise

  1. Lyßmann, Medingen, S. 128.
  2. Büttner, Diplomatarium, fol. 7v.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 93 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0009306.