Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 87† Kloster Medingen um 1500, 1681–1706

Beschreibung

Marienstatue. Nach Lyßmann wurde bis zum Ende des 17. Jahrhunderts zu hohen Kirchenfesten eine Marienstatue in der Kirche aufgestellt, die – wohl auf dem Sockel – mit der Inschrift A in gotischer Minuskel versehen war. Die Äbtissin Katharina Priggen (1681–1706) ließ diese Inschrift in ihrer Amtszeit laut Lyßmann tilgen, weil sie nicht der evangelischen Lehre entsprach, und durch die Inschrift B ersetzen. Vermutlich wurde die Statue bei dem Klosterbrand 1781 zerstört.

Inschriften nach Lyßmann.

  1. A

    Ave sanctissima Maria Mater Dei Regina coeli porta paradisi Domina mundi tu es singularis virgo pura tu concepisti Christum sine peccato Tu peperisti creatorem et salvatorem mundi in quo ego non dubito Ora pro me Christum dilectum filium tuum et libera me ab omnibus malis Amen 1)

  2. B

    Nachdem die Kinder Fleisch und Blut haben [ – – – ] 2)

Übersetzung:

Sei gegrüßt, heiligste Maria, Mutter Gottes, Königin des Himmels, Pforte des Paradieses, Herrin der Welt, du bist die einzigartige Jungfrau, rein hast du Jesus ohne Sünde empfangen, du hast den Schöpfer und Erretter der Welt geboren, an dem ich nicht zweifele. Bitte für mich Christus, deinen lieben Sohn, und befreie mich von allem Bösen. Amen. (A)

Kommentar

Inhalt und Ausführung der Inschrift A in gotischer Minuskel machen eine Entstehung der Statue in der Zeit um 1500 wahrscheinlich.1) Die von Katharina Priggen als Ersatz des originalen Textes ausgewählte Inschrift B paßte inhaltlich überhaupt nicht zu der Marienstatue und bewies keinen besonders sensiblen Umgang der Äbtissin mit den Kunstgegenständen ihres Klosters.

Anmerkungen

  1. Ablaßgebet, vgl. dazu Thomas Noll, Albrecht Altdorfer in seiner Zeit. Religiöse und profane Themen in der Kunst um 1500. In: Kunstwissenschaftliche Studien, Bd. 115, München/Berlin 2004, S. 61–63. Der Text wurde von Heinrich Isaac (ca. 1450–1517) vertont und war in der Zeit um 1500 auch in Inschriften durchaus verbreitet, vgl. a. DI 66 (Landkreis Göttingen), Nr. 82 u. 116.
  2. Heb. 2,14: Nachdem nun die Kinder Fleisch und Blut haben, ist er dessen gleichermaßen teilhaftig geworden, auf daß er durch den Tod die Macht nehme dem, der des Todes Gewalt hatte, das ist dem Teufel.

Nachweise

  1. Lyßmann, Medingen, S. 169.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 87† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0008702.