Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 26† Kloster Medingen 1396

Beschreibung

Grabplatte des Propstes Dietrich Brand. Die Grabplatte lag im Chor der alten Kirche am Taufstein. Im Innenfeld war der Verstorbene dargestellt, die Inschrift verlief um den Stein.1)

Inschrift nach Lyßmann.

  1. Anno . domini . M° . CCC° . XCVI° . Feria . VI . pasche 2) . obiit . venerabilis . vir . dominus . Tytericus . brand . hujus . monasterii . XVI . annis . prepositus . orate . pro eo .

Übersetzung:

Im Jahr des Herrn 1396 am Freitag nach Ostern starb der ehrwürdige Mann Herr Dietrich Brand, 16 Jahre lang Propst dieses Klosters. Betet für ihn.

Lyßmann, Medingen, S. 44. – Büttner, Diplomatarium, fol. 4r (unvollständig).

Kommentar

Der Propst Dietrich Brand, der dieses Amt im Jahr 1380 übernahm und bis zu seinem Tod 1396 ausübte, war auf der Tafel XIII der Medinger Tafeln (Nr. 58) und in einer Glasmalerei (Nr. 63) in einer Szene dargestellt, in der er von dem Klosterpatron Mauritius mit gezücktem Schwert dazu aufgefordert wurde, seine übertrieben sparsame Wirtschaftsführung einzustellen und den Nonnen die ihnen zustehenden Einkünfte zu geben. Lyßmann berichtet, daß Dietrich Brand, der schon in früher Jugend ein Auge verloren habe, ein sehr gebildeter Mann gewesen sei, der sich über nichts mehr ereifern konnte, als wenn etwa der Lector auf dem Chor, bei Ablesung der Lateinischen Texte, ein Wort verstümmelte, oder den Accent unrecht setzte; deswegen nahm er sich selbst die Mühe, und setzte allenthalben, wo ers nöthig fand, die Quantität über die zweifelhaftigen Wörter, ließ auch insgemein seine Herrn Capelläne erst zu Hause fein fleißig durchsehen und herbeten, was sie in der Kirche vorlesen sollten.3)

Anmerkungen

  1. Vgl. den Lageplan bei Gebhardi, Collectanea, Bd. 7 (MS XXIII, 855), p. 626, Nr. 39. Die Zeichnung der Grabplatte läßt ungefähr deren Gestaltung erkennen.
  2. 7. April.
  3. Lyßmann, Medingen, S. 44.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 26† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0002609.