Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 281 Kloster Ebstorf 1670

Beschreibung

Tür sowie Tür- und Fensterumrahmung.1) Holz, farbig gefaßt, Gemälde. Die Wandvertäfelung ist an der Außenseite des südlichen Kreuzgangs in zwei Jochen oberhalb der ehemaligen Gruft am Ausgang aus der Kirche angebracht, im linken der beiden Joche ein dreibahniges Fenster zur Kirche, im rechten ebenfalls ein dreibahniges Fenster, die beiden linken Bahnen oberhalb der in die Kirche führenden Tür endend. Die Vertäfelung zeigt in beiden Jochen um die Fenster herum auf himmelblauen Untergrund gemalte aufwendige Blumengirlanden und Engelsköpfe, unter den Fenstern jeweils eine Balustrade, dahinter eine Wiese mit vielen blühenden Blumen. Vor der linken Balustrade die Inschrift A unter einem auf der Balustrade stehenden Totenkopf, auf der rechten Balustrade die Inschrift B, beide in Gold auf Schwarz. Unterhalb der Balustraden gemalte vergitterte Kellerfenster, die Bezug auf die Gruft nehmen. Die Tür und die beiden Joche werden flankiert von gemalten gedrechselten Säulen, darüber im linken Joch dem Spitzbogen des Fensters folgend die Inschrift C, im rechten Joch die Inschrift D, beide in Gold auf Schwarz ausgeführt. Auf der Tür in zwei Feldern oben ein Gemälde, das Jakobs Kampf mit dem Engel zeigt, unten rechts im Bild die Inschrift E, unten eine Darstellung der Vanitas als nackte, auf Kissen ruhende Frau mit Totenkopf, Sanduhr, zerbrochenem Krug und Kerzenleuchter, über ihr eine von einem Baum herabhängende Tafel mit der Inschrift F in Schwarz auf weißem Grund, unten im Bild ein jüngerer Renovierungsvermerk.2) Zwischen den beiden Feldern von einem Kranz umgeben die Inschrift G, oben auf der Tür links und rechts von einem bekrönten verschlungenen Ornament3) die Jahresangabe H, oben auf dem Türsturz die Inschrift I, alle in Gold auf Schwarz. Zwischen den beiden Jochen ist über dem Konsolstein separat eine Holztafel in Form eines Vollwappens mit Schriftband darunter angebracht, darauf die Inschrift J in Gold auf Schwarz.

Maße: Bu.: 2 cm (A, B, H), 5 cm (C, D), 1,5 cm (E, G, I), 1 cm (F), 3 cm (J).

Schriftart(en): Fraktur (A–E, G), Kapitalis mit Versalien (F, H, J), Fraktur mit Frakturversalien und humanistischer Minuskel (I).

Kloster Ebstorf [1/6]

  1. A

    heute blühen wir wie die Rosen rohtbalt kranck undt Todt etc(etera)

  2. B

    heute rohtmorgen Todt 4)

  3. C

    Wachet den(n) Jhr wißet nicht wen der Herr kompt, ob er kompt am abent oder zu mitter nacht oder umb den hane(n) geschreÿ Oder des morgens auff das Er nicht schnell kome und finde euch Schlaffent, was ich euch aber sage daß sage ich allen wachet 5)

  4. D

    Durch deinen Todes kampff undt blutigen Schweiß hilff uns liber Herre Gott · Jn unser letzten Noht, undt am Jüngsten Gericht Hilff uns lieber Herre Gott 6)

  5. E

    Genesis 32 V: 24.

  6. F

    IPSE IUBET / MORTIS TE / MEMINISSE DEUS 7)

  7. G

    Jm glauben wil ich ringen /bis ich dich dazu bringe /das du mir helffen must.

  8. H

    ANNO. 1670.

  9. I

    HERR, Der du die Mensch’n lässest sterben und sprichst: / Kompt wider Menschen Kinder Psalm 90 8)

  10. J

    BARBARA VON WITTORFFEN / DOMINA IN EBSTORFF. ANNO 1670

Übersetzung:

Gott selbst fordert dich auf, an den Tod zu denken. (F)

Versmaß: Ein Pentameter (F).

Wappen:
Wittorf

Kommentar

Zu der Domina Barbara von Wittorf vgl. Nr. 277. Sie veranlaßte auch die Einrichtung der Äbtissinnengruft,9) über der die aufwendige Wandverkleidung im Kreuzgang angebracht wurde. Barbara von Wittorf wurde als erste Domina in dieser Gruft beigesetzt, wie die später in der Gruft gefundenen Sargbeschläge (Nr. 308) belegen. Ihre Nachfolgerinnen Sophia Margaretha von Dannenberg (vgl. Nr. 320) und Katharina von Appel (vgl. Nr. 316) ließen sich allerdings wieder wie ihre Vorgängerinnen auf dem Friedhof bestatten.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. EBS Ae 16.
  2. Renov. 1894 Alb. Riefel Uelzen.
  3. Eigentlich kann es sich bei dem bekrönten verschlungenen Ornament nur um die verschnörkelten Initialen des Landesherrn Georg Wilhelm von Braunschweig-Lüneburg handeln, die Initialen GW lassen sich aber nicht herauslesen.
  4. Wander, Sprichwörterlexikon, Bd. 3, Sp. 1741.
  5. Mk. 13,35–37.
  6. Litanei, Evangelisches Gesangbuch, Nr. 192.
  7. Martial, Epigrammata II, 59,4.
  8. Ps. 90,3.
  9. Vgl. Dose, Klosteralltag, S. 192.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 281 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0028100.