Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster
Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.
DI 76: Lüneburger Klöster (2009)
Nr. 276 Kloster Ebstorf 1668
Beschreibung
Epitaph der Domina Emerentia Katharina von Estorff.1) Holz, geschnitzt und in Braun und Gold gefaßt, Gemälde auf Holz. Das Epitaph, das an der Südwand im Nonnenchor hängt, ist als Gegenstück zu Nr. 277 gearbeitet. Im Mittelteil ein hochrechteckiges Gemälde, das Christus mit dem ungläubigen Thomas darstellt, unten im Gemälde die Inschrift A. Darüber auf einem von zwei freistehenden gedrechselten Säulen getragenen Fries die Inschrift B, als oberer Abschluß ein gesprengter Giebel. Darin sowie seitlich des Mittelteils und unten auf dem Unterhang vier von Voluten umgebene kleinere ovale Gemälde, in denen Verse aus dem Hohen Lied illustriert sind. Die an Schäferszenen erinnernden Darstellungen, die jeweils Christus und eine junge Frau in einer Landschaft zeigen, werden von Schriftbändern mit den Inschriften C–F begleitet. Zwischen Mittelteil und Unterhang eine querrechteckige Tafel mit der Inschrift G zwischen zwei Vollwappen. Die Inschrift A in Gold auf Braun, die Inschriften B und G in Gold auf Schwarz, die Inschriften C–F in Schwarz auf Weiß gemalt.
Maße: H.: 310 cm; B.: 225 cm; Bu.: 1,5 cm (A), 3 cm (B), 2 cm (C–F), 2,5 u. 2 cm (G).
Schriftart(en): Fraktur (A–F), Fraktur mit Frakturversalien und humanistischer Minuskel (G).
- A
Mein Herr und mein Gott. 2)
- B
Jn deine Seiten will ich fliehen,An meinen bittern todes ganck. /durch deine Wunden will ich ziehen, in das Himlische vater landt. 3)
- C
Mein Freund ist mein, und ich bin sein. Hohel: Cap. 1. V. 16 4)
- D
Jch sitz unter dem Schatten, / des ich begehre. Hohel: Sal: 2. 5)
- E
Mein Freund ist weiß / und roht. Hohel. 5. V. 10. 6)
- F
Zeuch mich dir nach, // so lauffen wir. Hol: 1 7)
- G
Anno 1667 den 14 Aprilis Morgens nach 4 vhren ist die Hoch/würdige HochEdle gebohrne Emerentia Catrina v(on) Estorff im 72 Jahr ihres / alters, nach dehme Sie ins 26 Jahr Domina dieses Closters gewesen, und dem=/selben löblich vorgestanden, Selig von dieser welt geschieden, der große GOTT / erwecke sie am Jüngsten tage zum ewigen leben
Estorff | Barnekow |
Anmerkungen
- Inv. Nr. EBS Ad 5.
- Jh. 20,27.
- Kirchenlied „Freu dich sehr, o meine Seele“, Text Christoph Demantius 1620, die siebte von insgesamt zehn Strophen, im Evangelischen Gesangbuch, Nr. 524, fehlt diese Strophe.
- Hl. 2,16. Die Kapitelangabe in der Inschrift ist falsch.
- Hl. 2,3.
- Hl. 5,10.
- Hl. 1,4.
- Klosterarchiv Ebstorf, KB VI 23, fol. 31r, u. Dose, Klosteralltag, S. 175.
- Zu ihrer Herkunft vgl. die Genealogie bei Hans Mahrenholtz, Das Epitaph für die Äbtissin Margarethe Eleonora von Estorff in der Stiftskirche zu Bassum. In: Bassum – Kirche und Stift im Wandel der Zeiten. Sulingen 1980, S. 57–62, hier S. 60. Die Angabe zum Vater bei Dose, Klosteralltag, S. 405, ist nicht korrekt und läßt sich nicht mit dem Wappen der Mutter in Einklang bringen. Margarethe Eleonora war eine Großnichte der Ebstorfer Äbtissin.
- Dose, Klosteralltag, S. 405.
Nachweise
- Plato, Grabschriften, Epitaphien Nr. 6.
Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 276 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0027609.
Kommentar
Das Epitaph wurde 1668 von der Domina Barbara von Wittorf zusammen mit einem Epitaph für sie selbst (Nr. 277) bei Peter Schormann in Lüneburg in Auftrag gegeben.8) Emerentia Katharina von Estorff wurde am 1. September 1596 in Barnstedt als Tochter des Otto von Estorff und der Katharina von Barnekow geboren9) und Pfingsten 1621 im Kloster Ebstorf eingekleidet, wo sie wohl seit 1610 nachzuweisen ist. Sie amtierte in der Zeit von 1642 bis 1667 als Domina des Klosters.10)