Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 134 Kloster Lüne, Gemeindekirche 1580, 1590

Beschreibung

Epitaph des Amtmanns Albert Roefsack und seiner Ehefrau Ursula Papendorf.1) Holz, geschnitzt und farbig gefaßt, Gemälde. Das Epitaph, das an der Südwand des Kirchenschiffs hängt, besteht aus einem von Pilastern gerahmten Gemälde und einem Aufsatz. Das Gemälde zeigt eine vielfigurige Darstellung der Auferweckung des Lazarus vor einer Seenlandschaft mit der Stadtsilhouette Lüneburgs von Norden im Hintergrund, davor schemenhaft die Darstellung eines weiteren Wunders, möglicherweise die Heilung des blutflüssigen Weibes. Im Vordergrund links der Verstorbene mit seiner Familie, in der linken unteren Ecke sein Wappenschild, im Vordergrund rechts zwei Nonnen, in der rechten unteren Ecke ein weiterer Wappenschild. Auf dem Fries über dem Gemälde die Inschrift A in Gold auf Grün, im Aufsatz darüber eine querrechteckige Tafel, darauf oben die Inschrift B, unten die später nachgetragene Inschrift C, beide in Schwarz auf Weiß. Die u in Inschrift C sind mit diakritischen Doppelstrichen versehen. Im bekrönenden, mit Vasen und Voluten besetzten Giebel ein Gemälde mit der Darstellung Gottvaters.

Maße: H.: 380 cm; B.: 238 cm; Bu.: 7 cm (A), 4 cm (B), 6 cm (C).

Schriftart(en): Fraktur.

Kloster Lüne [1/2]

  1. A

    Jcha) bin de vperstandinge vnd dat Levendt wol an mi gelovet De wert Leven wen He ock redb) storve Vnd wol dar Levet vnd / Gelovet An mi De wert Nvmmer mehr Sterven : Johannes · Am · XI · Capittel · 2)

  2. B

    Anno · 1580 Des Andern Sondages Des Advents3) Twisschen · 10 · Vnd · 11 · / Slegen Jst de Er: Vnd Dogentsame vrsella des Achtbarn Alberten Roefsacks / Ambtmans Alhir To Lvnen Eheliche Leve Hvsfrowe Christlichen Vdt · / Dvser Werlt gescheiden · Ehres Olders Jnt 44 · Jarr · Deren Selen · / Godtt Gnedich Sein :

  3. C

    〈Anno Domini · 1 · 5 · 90 · den Donnerstag nach Laurentÿ wahr / der · 13 · augusti, des Morgens vmme · 10 · vhr, Jst der Erbar vnd Wolgeachte Albertus Roefsack Ambtman / Nachdeme ehr diesem ampte tho Lune · 24 · Jar Wol vorge=/standen Godtsalig vndt Sanffte Jm hern entslaffen, / Sines alters Jm · 63 · Jare, des Selen Godt gnedig seÿ,〉

Wappen:
Roefsack4)Papendorf5)

Kommentar

Die beiden Sterbevermerke unterscheiden sich sowohl in der Ausführung der Schrift als auch im Sprachstand. Daher kann man mit Sicherheit davon ausgehen, daß das Epitaph nach dem Tod der Ehefrau 1580 angefertigt und die Inschrift C nachgetragen wurde. Die Frakturversalien der Inschrift B sind sehr viel aufwendiger gestaltet als die der Inschrift C, sie weisen zahlreiche Schleifen und begleitende Zierstriche auf. Anders als in Inschrift C ist in der Inschrift B die v-Schreibung konsequent durchgehalten. Sprachgeschichtlich ist der Vergleich der Inschriften von 1580 und 1590 interessant, weil das Bibelzitat abgesehen von dem wohl auf eine falsche Restaurierung zurückgehenden Jch am Beginn der Inschrift durchgängig niederdeutsche Elemente aufweist, die auch in dem Sterbevermerk B vorherrschen, während der Sterbevermerk C schon mehr hochdeutsche Elemente zeigt. Deutlich wird dies an den direkt zu vergleichenden Wörtern Olders und alters.

Die Sterbevermerke beider Inschriften enthalten die genauen Lebensdaten des Ehepaars. Danach amtierte Albert Roefsack von 1566 bis zu seinem Tod 1590 als Amtmann von Lüne. Albert Roefsack stammte aus Uelzen und war der Sohn des Heinrich Roefsack. Er heiratete die ebenfalls aus Uelzen stammende Ursula Papendorf.6) Ob die beiden in den Vordergrund des Gemäldes gerückten Nonnen Mitglieder der Familie darstellen sollen, ließ sich nicht ermitteln.

Textkritischer Apparat

  1. Das h wohl durch Restaurierung aus k entstanden, so nicht in den rein niederdeutschen Text passend.
  2. red ergibt so keinen Sinn, möglicherweise falsch restauriert, dem niederdeutschen Bibeltext nach gelick, eventuell reht.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. LÜN Ad 2.
  2. Jh. 11,25f.
  3. 4. Dezember.
  4. Wappen Roefsack (Sack).
  5. Wappen Papendorf (Schild geteilt, oben Pelikan, unten ein Kruzifix).
  6. Hein, Genealogie, T. 1, S. 203.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 134 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0013406.