Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 91† Kloster Lüne 1493–1506

Beschreibung

Gemälde. Über den Verbleib ist nichts bekannt. Das Gemälde von ziemlich groben Pinsel, dessen Inhalt merkwürdig ist, befand sich nach Angaben von Gebhardi in der Kirche hinter dem Altar.1) Nach der Beschreibung und Zeichnung von Gebhardi war der durch das Wappen vor ihm gekennzeichnete Propst Nikolaus Schomaker auf dem Gemälde in Lebensgröße dargestellt. Er kniete neben einer vom Himmel herabgelassenen Waagschale in einer Landschaft mit einer Stadt im Hintergrund. In der sich neigenden linken Schale rechts von der knienden Figur des Propstes mit Schriftband A ein Kruzifix, in der sich hebenden rechten Schale eine Schar nackter Menschen, von denen einer eine Krone trug. Unterhalb dieser Waagschale eine Darstellung der Hölle, in der die Sünder von zwei rechts stehenden Teufeln gepeinigt wurden, über den Teufeln die Inschrift B, links von den Sündern ein Engel, der aus einem Kelch das Blut Christi auf die Sünder herabgoß, darüber die Inschrift C. Über den Waagschalen die Inschrift D. Über der Hand mit der Waagschale die Beischrift E. Oberhalb der linken Waagschale im Hintergrund ein Haus, aus dem die durch den Titulus F über dem Haus bezeichnete Ecclesia hervortrat, oberhalb der rechten Schale trat die durch den Titulus G bezeichnete Synagoge mit verbundenen Augen aus einem Haus.

Inschriften nach Gebhardi.

  1. A

    O crux ave spes unica 2)

  2. B

    Leviathan

  3. C

    manavit unda

  4. D

    Statera facta est corporis predamq(ue) tulit tartari 3)

  5. E

    Statera

  6. F

    Ecclesia

  7. G

    Synagoga

Übersetzung:

O Kreuz, sei gegrüßt, einzige Hoffnung. (A)

Eine Welle (von Blut) entströmte. (C)

(Das Kreuz) wurde zur Waage des Leibes (Christi) und entriß die Beute der Hölle. (D)

Die Waage. (E)

Wappen:
Schomaker4)

Kommentar

Zu dem Propst Nikolaus Schomaker, der von 1493 bis zu seinem Tod 1506 in Lüne amtierte und verschiedene Ausstattungsgegenstände stiftete, vgl. ausführlich DI 24 (Lüneburg: St. Michaeliskloster, Kloster Lüne), Nr. 63. Das Gemälde ist dort nicht berücksichtigt.

Anmerkungen

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2 (MS XXIII, 849), p. 403 u. 413.
  2. Variante des Hymnus Vexilla regis prodeunt, Beginn der 5. Strophe, vgl. Dreves, Hymnendichtung, Bd. 1, S. 466.
  3. Hymnus des Venantius Fortunatus, Vexilla regis prodeunt, vgl. ebd., S. 38.
  4. Wappen Schomaker (geteilt, oben Bärenkopf mit Halswunde). Vgl. Büttner, Genealogiae.

Nachweise

  1. Gebhardi, Collectanea, Bd. 2 (MS XXIII, 849), p. 403 (Zeichnung) u. 413.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 91† (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0009100.