Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 77 Kloster Wienhausen 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Acht Steckschildchen.1) Holz, teilweise mit Pergament. Ein Teil der Schildchen ist im Museum ausgestellt, zwei weitere werden im Neuen Armarium aufbewahrt. Die Beschriftung der Schildchen – teilweise auf Vorder- und Rückseite – mit Namen und Feiertagen zeigt, daß sie zum Zusammenstecken eines im Kloster ausgehängten Dienstplans für die Nonnen dienten. Der Holzrahmen, in den sie gesteckt wurden, ist nicht erhalten. Trotz der Ausführung der Inschriften mit Tinte teils auf Pergament, teils direkt auf Holz sind die Steckschildchen hier unter die Inschriftenträger aufgenommen, da sie öffentlich auf einer Tafel ausgehängt waren und damit inschriftlichen Charakter haben.

Maße: H.: 1–2,5 cm; B.: 7–8 cm; Bu.: 0,4–1,7 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Kloster Wienhausen [1/2]

  1. A1

    Uisitac(i)o(n)is Marie 2)

  2. A2

    In die Jacobi ap(osto)li 3)

  3. B1

    Gaudeam(us) de Conv(er)si/one s(an)cte Ma(r)ie magda(lene) 4)

  4. B2

    Gaudeam(us) de s(an)c(t)o susc[...]a) / nutritore d(omi)ni 5)

  5. C

    Alheydis septi(m)a

  6. D

    Hemburgis prima

  7. E

    Katherina quarta

  8. F

    El[..]abe(th) t(er)ciadecima

  9. G1

    Elyzabeth sexta

  10. G2

    Lucia prima

  11. H

    hischa prima

Übersetzung:

Freuen wir uns über die Bekehrung der heiligen Maria Magdalena. (B1) Freuen wir uns über den ... Ernährer des Herrn. (B2)

Kommentar

Die Ordinalzahlen der Namensschildchen deuten darauf hin, daß die Nonnen – vermutlich seit Einrichtung des Dienstplans – eine solche zur Identifizierung erhielten, die wohl nur einmal vergeben wurde. Nur so erklärt sich die hohe Ordinalzahl von „Elisabeth der Dreizehnten“ (F). Denkbar wäre, daß der Dienstplan nach der 1469 durchgeführten Reform des Klosters angefertigt wurde, um eine straffere Gottesdienstplanung zu gewährleisten. Bei der in der Inschrift D genannten Hemburgis prima könnte es sich um die Konventualin Hemburg Remstede handeln, die unter dem 9. Februar im Nekrolog des Klosters verzeichnet ist von einer Hand, die der Zeit von 1480 bis 1524 zugeordnet wird.6) Die in Inschrift H genannte hischa prima könnte mit der Heseke identisch sein, die in der Liste der unter der Äbtissin Susanna Potstock zwischen 1470 und 1501 eingekleideten Konventualinnen aufgeführt ist.7)

Textkritischer Apparat

  1. Die Lesung der beiden letzten Wörter unsicher, da das Pergament hier beschädigt ist.

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. WIEN Kc ohne Nr.
  2. 2. Juli.
  3. 25. Juli.
  4. 1. März.
  5. Gemeint sein dürfte der Josephstag, der 19. März.
  6. Klosterarchiv Wienhausen, Hs. 23, Namensverzeichnis zu Urkunden und Archivalien, Konventualinnen Nr. 167.
  7. Klosterarchiv Wienhausen, Notizbuch der Äbtissinnen, Fach 3, Nr. 1/1, p. 38.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 77 (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0007706.