Inschriftenkatalog: Lüneburger Klöster

Katalogartikel in chronologischer Reihenfolge.

DI 76: Lüneburger Klöster (2009)

Nr. 75(†) Kloster Wienhausen 2. H. 15. Jh.

Beschreibung

Glasmalerei.1) Das erste Fenster auf der Südseite des Nonnenchors enthält Reste alter Glasmalereien, die laut Renovierungsinschrift2) im Jahr 1863 in weiten Teilen ergänzt wurden. Das Fenster zeigt in der 1863 rekonstruierten Form in der linken Bahn den heiligen Georg, der den Drachen tötet, in der rechten Bahn den heiligen Alexander als Patron mit dem Kirchenmodell. Unter den Heiligendarstellungen in jeder Bahn ein Wappenschild mit Beischrift auf einem Schriftband darunter, rechts die zumindest in Teilen erhaltene Inschrift A, links die komplett ergänzte Inschrift B. Die Zeichnung bei Mithoff aus der Zeit vor 1853 zeigt die Wappenbeischrift A in der linken Fensterbahn unter dem Wappen Töbing sowie die Inschrift C im Nimbus Alexanders, die nicht der heutigen Fassung entspricht. Daher kann man davon ausgehen, daß die Nimbeninschrift C – ebenso wie die in der Zeichnung bei Mithoff fehlende Wappenbeischrift B – 1863 komplett erneuert wurde. Im unteren Teil der Fensterbahnen die Wappen des Klosters und der 1863 amtierenden Äbtissin mit einer weiteren Renovierungsinschrift.3)

Inschrift B nach der heutigen Ausführung, Inschrift C nach der Zeichnung bei Mithoff.

Maße: H.: ca. 460 cm; B.: ca. 120 cm; Bu.: 5 cm.

Schriftart(en): Gotische Minuskel mit Versalien.

Kloster Wienhausen [1/1]

  1. A

    Geske · snewerdi(n)ggesa)

  2. B†

    Henricus Tobing

  3. C†

    Sancte · Allexander · ora · pro · nobis b) 4)

Übersetzung:

Heiliger Alexander, bitte für uns. (C)

Wappen:
Töbing5)Snewerding6)

Kommentar

Im Totenbuch des Klosters ist unter dem 28. Oktober vermerkt, daß Hinricus Tobyng dem Kloster 30 Mark sowie ein Fenster im Chor und eines im Fleischhaus geschenkt habe.7) Bei dem Stifter könnte es sich um den seit 1458 nachweisbaren Heinrich I. Töbing oder den 1504 verstorbenen Lüneburger Bürgermeister Heinrich II. Töbing gehandelt haben. Keiner von beiden war mit einer Geske Snewerding verheiratet, die sich auch in der Stammtafel ihrer Familie nicht nachweisen läßt.8)

Textkritischer Apparat

  1. Die Unterlängen der g verdeckt. Möglicherweise nur die Buchstaben ewerdi(n)gg alt.
  2. 1863 erneuert und dabei verändert. In der heutigen Version: Sancte . Alexander . ora . pro . no[(bi)s].

Anmerkungen

  1. Inv. Nr. WIEN Fa 12.
  2. Im ersten Fenster von Westen zu Füßen der beiden Heiligen über beide Bahnen die Inschrift 18 Horn 63 // RESTAURIRT. Aus dem Jahr 1863 stammt auch die Inschrift im Nimbus des Alexander, vgl. Anm. b.
  3. Im Klosterwappen IH(ESU)S, Wappen der Äbtissin Luise Ritmeier (geteilt, oben oberhalber wilder Mann, unten Feld), darüber auf zwei Schriftbänder verteilt . Renovatum . // Anno . d(omi)ni . 1863.
  4. Liturgischer Text, Allerheiligenlitanei.
  5. Wappen Töbing (Maulbeerbaum auf Hügel). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  6. Wappen Snewerding (dreimal geteilt, unten eine Rose). Vgl. Büttner, Genealogiae.
  7. Chronik und Totenbuch, S. LXXI. Die Schenkung wird von Korn aus stilistischen Gründen auf die Zeit um 1470 angesetzt. Vgl. Korn, Glasmalereien, S. 51.
  8. Vgl. Büttner, Genealogiae, Stammtafel Töbing I u. IV sowie Stammtafel Sneverding.

Nachweise

  1. Mithoff, Kloster Wienhausen, S. 7 u. Tafel IV (Zeichnung).
  2. Mithoff, Kunstdenkmale Fürstentum Lüneburg, S. 276 (B).
  3. Maier, Kunstdenkmale Wienhausen, S. 106 u. Abb. 107.
  4. Korn, Glasmalereien, Abb. S. 49.
  5. Becksmann/Korn, Glasmalereien, S. 240f., Tafel 61, 62, XXX u. Farbtafel X.

Zitierhinweis:
DI 76, Lüneburger Klöster, Nr. 75(†) (Sabine Wehking), in: www.inschriften.net, urn:nbn:de:0238-di076g013k0007502.